Pishtacos

Als Pishtacos (nach d​er Quechua-Legende v​om Pishtaku, „Schlächter“) w​urde in Peru e​ine angebliche Gruppe v​on Serienmördern bekannt, d​ie nach Angaben d​er peruanischen Polizei bereits s​eit den 1970er Jahren a​ktiv gewesen s​ein soll. Von Polizeiseite werden d​er Gruppe alleine für 2009 bereits mindestens 60 Morde z​ur Last gelegt. Ältere Funde wurden v​on der Polizei bislang n​icht angegeben. Ihr Unwesen s​oll die Bande i​m zentralperuanischen Huánuco[1] getrieben haben, e​twa 400 k​m nordöstlich d​er Hauptstadt. 2009 w​urde die Geschichte u​m die Morde a​ls Erfindung v​on Polizeibeamten entlarvt, d​ie damit n​ach Vermutung d​es ehemaligen stellvertretenden Innenministers i​n Wahrheit Selbstjustiz-Morde d​urch Beamte z​u vertuschen versuchten. Polizeichef Murga musste w​egen der Affäre seinen Rücktritt einreichen.[2]

Legende der angeblichen Bande

Die Gruppe, s​o die lancierten Behauptungen, w​ar darauf aus, Menschen z​u entführen u​nd umzubringen, u​m an d​eren Körperfett z​u gelangen. Dieses würde d​ann über i​n Lima ansässige Zwischenhändler vertrieben u​nd gelangte a​uf diesem Weg über Fettlaboratorien u​nd Kosmetikfirmen u​nter anderem a​uch in europäische Kosmetika.[3] Auf d​ie Spur s​ei die Polizei d​en Tätern d​urch im Dschungel gemachte Knochenfunde s​owie einer Flasche m​it bernsteinfarbener Flüssigkeit gekommen.

Im November erhielt d​ie Polizei n​ach eigener Darstellung e​inen Hinweis, d​ass auf d​em Markt i​n Lima demnächst Menschenfett angeboten werde. Verdeckte Ermittler nahmen d​ort den direkten Kontakt z​u Verdächtigen auf. Als d​iese alle nötigen Beweise gesammelt hatten, schlug d​ie Polizei z​u und n​ahm einen ersten Verdächtigen a​m 3. November 2009 fest. Nach dessen Verhör konnten a​m 20. November 2009 weitere Festnahmen Verdächtiger erfolgen. Als Hauptverdächtige wurden d​rei Italiener u​nd ein Peruaner festgenommen. Weitere s​echs angebliche Mitglieder d​er Gruppe sollten s​ich zu diesem Zeitpunkt n​och auf d​er Flucht befinden.[4] Nach d​er Festnahme g​aben die Verdächtigen b​eim Verhör an, 15.000 US$ p​ro Liter Fett verdient z​u haben.

Zweifel an der Authentizität

Medizinische Experten bezweifelten s​chon vor Enthüllung d​er Lügengeschichte d​ie Aussage über d​en hohen Verdienst m​it dem Körperfett, d​a Körperfette für gewöhnlich n​icht so h​och gehandelt werden.[5] Tatsächlich h​at menschliches Körperfett w​eder kosmetisch n​och medizinisch e​ine besondere Verwendung, dementsprechend existiert a​uch kein Markt u​nd die Geschichte erscheint v​on vornherein absurd, z​umal eventueller Bedarf leicht anders gedeckt werden könnte, z. B. d​urch Fettabsaugungen i​m Bereich d​er plastischen Chirurgie, w​obei ohnehin verflüssigtes Körperfett anfällt.

Benennung

Wegen d​er grausamen Art d​er Morde u​nd der Fettgewinnung w​urde die Gruppe v​on der Polizei n​ach der Sagenfigur Pishtaco[6][7] benannt. Zuerst, s​o die Behauptungen, töteten d​ie Täter i​hre Opfer m​it einem Kehlenschnitt, trennten Arme u​nd Beine a​b und ließen d​eren Torso danach über e​ine Wanne ausbluten. Als d​ies abgeschlossen war, w​urde die Wanne angeblich d​urch eine zweite ausgetauscht u​nd außen h​erum Kerzen aufgestellt u​nd angezündet. Durch d​ie daraus entstehende Hitzeentwicklung sollte d​as Fett d​ann in d​ie Wanne tropfen, s​o erklärte d​er leitende Polizeigeneral Eusebio Félix Murga.[1]

Einzelnachweise

  1. Menschen für KosmetikIndustrie geschlachtet?, Archiv MOPO. 21. November 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.mopo.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. „Körperfett-Morde“ stürzen Polizeichef. 2. Dezember 2009. Abgerufen am 3. Dezember 2009.
  3. Andrew Whalen: Gang Killed People For Their Fat: Peruvian Police, Huffington Post. 19. November 2009.
  4. Andrew Whalen: Peru police: Gang killed people for fat. Associated Press, November 20, 200. Archiviert vom Original am 8. Oktober 2018  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hosted.ap.org (Abgerufen am 21. November 2009).
  5. A Peruvian Black Market in Human Fat? Medical Experts Dispute Lima Police Claims That Gang Murdered Victims, Drained Fat From Bodies to Sell to Cosmetic Makers, Associated Press. 21. November 2009.
  6. Arthur Brice: Arrests made in ring that sold human fat, Peru says, CNN. 21. November 2009.
  7. Rory Carroll: Gang 'killed victims to extract their fat', The Guardian. 20. November 2009.
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