Pille

Eine Pille (von lateinisch pillula bzw. pilula „Kügelchen“) i​st eine Arzneiform i​n Kugelgestalt (zuweilen i​n Ei- o​der Walzenform) z​ur oralen Einnahme, d​ie mit e​inem Überzug versehen s​ein kann.[1]

Dieterich’sche „Pillenmaschine“ (Pillenbrett, Pillenabschneider)
Bis in die 1960er Jahre wurden diese Pillen in Deutschland noch als Fertigarzneimittel verkauft.

Pillen (lateinisch Pilulae), in der Antike beispielsweise durch Vermischung von Puder und Saft[2] zubereitet und auch griechisch-lateinisch Cataputia[3] genannt, werden hergestellt, indem aus dem gepulvertem Wirkstoff, einem Füllmittel (z. B. Stärke), einem Bindemittel (z. B. Hefetrockenextrakt) und einem Anstoßmittel (z. B. Wasser, Glycerin) eine leicht knetbare, gut formbare, jedoch nicht klebende Masse hergestellt wird. Aus dieser Masse werden auf einem Tabulier- oder Pillenbrett Stangen gerollt, die dann zerschnitten werden. Mit einem Trennmittel (z. B. Lycopodium) werden aus den zerschnitten Stangen dann Kügelchen geformt (daher „Pillendreher“). Dabei verhindert das Trennmittel das Zusammenkleben der einzelnen Pillen im Abgabegefäß. Zusätzlich können die Pillen mit Zuckersirup, Schokolade, Honig, Wachs, oder Blattgold überzogen werden. Da die verwendeten Hilfsstoffe leicht zu einem Nährboden für Bakterien werden können und die Herstellungsweise recht zeitaufwendig ist, sind Pillen obsolet. Auch die Freisetzung des Wirkstoffes lässt sich nur schwer vorhersagen, da die Pillen nachhärten. Darüber hinaus ist auch die Dosierung ungenau, weshalb Pillen aus der Apothekenpraxis weitgehend verschwunden sind und durch Tabletten und Kapseln verdrängt wurden.[1]

Das i​n der Bundesrepublik Deutschland b​is 1968 gültige DAB 6 schrieb e​ine Masse v​on 0,1 b​is 0,12 g u​nd eine Zerfallszeit v​on maximal 45 Minuten für Pillen vor.[1]

In der Umgangssprache bezeichnet man mit „Pille“ Arzneimittel aus festen Stoffen (in Pillen-, Dragée-, Tabletten- oder Kapselform). Im Speziellen ist mit „der Pille“ ein Mittel zur hormonellen Empfängnisverhütung (Antibabypille) gemeint, wobei diese technologisch keine Pillen, sondern Dragées oder Filmtabletten sind.

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Einzelnachweise

  1. Kurt H. Bauer, Karl-Heinz Frömming, Claus Führer, Bernhard C. Lippold, Christel Müller-Goymann, Rolf Schubert, Jörg Breitkreutz, Frauke Gaedcke, Heinz Schilcher, Harald G. Schweim, Janna K. Schweim, Wolfgang Süß, Nora Urbanetz: Pharmazeutische Technologie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-8047-3268-1, S. 542.
  2. D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-römischen Altertum. La médecine dans l’antiquité romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musée Rolin dans le cadre du Bimillénaire de la Ville d’Autun. Musée d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 22.
  3. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 138 (Catapotia) und 151 (Pilulae […].)
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