Pierre Krebs
Pierre Krebs (* 20. Dezember 1946 in Algier) ist ein französischer rechtsextremer Publizist, Verleger und Politiker sowie einer der Theoretiker der Neuen Rechten.[1]
Leben
Pierre Krebs studierte zunächst Rechtswissenschaften an der Universität Montpellier, später Journalismus an der Ecole Supérieure de Journalisme in Paris sowie Soziologie und Politikwissenschaften, worin er an der Sorbonne promoviert wurde.
Mit 21 Jahren wurde Krebs 1967 Mitglied der rechtsextremen französischen Partei Rassemblement Européen de la Liberté (REL), welche im November 1966 vom Mouvement Nationaliste du Progrès unter der Leitung von Dominique Venner gegründet worden war.[2] Die Partei kandidierte zu den französischen Parlamentswahlen 1967. Krebs wurde Chefredakteur der parteieigenen Zeitschrift REL Europe. 1968 wurde er satzungsgemäßer Präsident der Partei und war gleichzeitig verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. 1968 war er auch Delegierter der REL in Languedoc.[3]
Krebs siedelte nach Deutschland über und studierte in Göttingen Romanistik, Philosophie, Geschichte und Alt-Skandinavistik und legte das 1. und 2. Staatsexamen für das höhere Lehramt in den Fächern Französisch, Geschichte und Politik in Kassel ab.
Mitgliedschaften und rechtsextreme Öffentlichkeitsarbeit
In Kassel gründete Krebs 1980[4] zusammen mit anderen Rechtsextremisten wie dem Verleger Wigbert Grabert das Thule-Seminar in Anlehnung an GRECE, welches so Krebs, „ähnliche Ziele wie unsere verfolgt“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz bezeichnet das Thule-Seminar als „rechtsextremistische Ideenschmiede in Hessen“. Das Thule-Seminar versteht sich als „geistig-geschichtliche Ideenschmiede für eine künftige europäische Neuordnung aller europäischen Völker unter besonderer Berücksichtigung ihres biokulturellen und heidnisch-religiösen Erbes“. Der Verfassungsschutz wirft Krebs aufgrund dieser Selbstdarstellung „die Unterordnung des Politischen unter das Rasseprinzip“ vor.[5] Das Thule-Seminar war Herausgeber der Zeitschrift Elemente. Chefredakteur war Pierre Krebs; Mitarbeiter waren unter anderen Alain de Benoist, Guillaume Faye, Robert Hepp, Julien Freund, Michael Walker und Sigrid Hunke.[6]
Krebs ist auch Mitglied in der rechtsextremen[7] Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung,[8] einer neuheidnischen Glaubensgemeinschaft, in der laut deutscher Bundesregierung „rassistische und antisemitische Einstellungen einen hohen Stellenwert“ haben.[9]
2003 gründete Krebs den Verlag editio de facto, um „politisch weniger belastet“ Veröffentlichungen zu verbreiten.[10]
Literatur
- Friedrich Paul Heller, Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten. Schmetterling Verlag. Stuttgart, 1995.
- Susanne Mantino: Die ‚Neue Rechte’ in der ‚Grauzone’ zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus. Frankfurt am Main/Berlin/Bern 1992.
- Jean Cremet, Felix Krebs, Andreas Speit: Jenseits des Nationalismus. Ideologische Grenzgänger der ‘Neuen Rechten’. Münster/Hamburg 1999. ISBN 3-928300-94-6
Weblinks
- Literatur von und über Pierre Krebs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Robert Scholz: Pierre Krebs – Häretiker der „Neuen Rechten“? In: Endstation Rechts. 12. Januar 2009 .
Einzelnachweise
- Richard Stöss: Die „neue Rechte“ in der Bundesrepublik. In: Die Wiedergeburt nationalistischen Denkens: Gefahr für die Demokratie. Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.). Bonn, 1995, archiviert vom Original am 24. Juli 2008; abgerufen am 18. Juni 2019.
- René Monzat: Enquêtes sur la droite extrême. Le Monde Editions 1992, S. 211.
- Pierre-Marie Dioudonnat, Sabine Bragadir: Dictionnaire des 10.000 dirigeants politiques français décrivant la carrière politique de toutes les personnes qui ont joué un rôle depuis 1967. Sedopols, Paris, 1977, S. 417.
- Vereinsregister Kassel Nr. 1571
- „Kampf um die Köpfe“: Intellektualisierungsversuche im Rechtsextremismus. Landesamt für Verfassungsschutz Hessen, Februar 2005, archiviert vom Original am 21. Juli 2007; abgerufen am 18. Juni 2019.
- Profil: Elemente. In: apabiz.de. 5. August 2016, abgerufen am 18. Juni 2019.
- Die Artgemeinschaft (GGG). In: im.nrw.de. Archiviert vom Original am 25. November 2010; abgerufen am 18. Juni 2019.
Verfassungsschutzbericht 2005. (pdf, 2,2 MB) Bundesministerium des Innern, 5. Oktober 2006, S. 54, archiviert vom Original am 23. Oktober 2006; abgerufen am 18. Juni 2019. - Das Thule-Seminar – eine geistige Wehrsportgruppe. In: Stattzeitung Kassel, Nr. 166, November 1989, S. 14.
- Deutscher Bundestag, Drucksache 16/4675, 14. März 2007, S. 59.
- Verfassungsschutzbericht 2003, S. 106.