Pia Zanetti
Pia Zanetti (* 1943 in Basel) ist eine Schweizer Fotografin, die seit über 60 Jahren als Fotoreporterin aktiv ist.
Leben und Werk
Zanetti wuchs als Tochter einer geschiedenen Frau in einfachsten Verhältnissen auf.[1] Da ihr niemand den von Männern dominierten Fotografenberuf zutraute, absolvierte sie die Lehre bei ihrem 15 Jahre älteren Bruder, dem Werbefotografen Olivio Fontana.[2] Von 1960 bis 1963 besuchte sie die Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Basel.[3] Sie lebte acht Jahre in Rom und London, bevor sie 1971 in die Schweiz zurückkehrte.[4] In Rom hatte sie sich mit der deutschen Studentin Marianne Oellers angefreundet und lernte so auch deren damals neuen Partner, ihren Landsmann Max Frisch kennen.[5]
Zanetti realisierte mit ihrem Mann, dem Journalisten Gerardo Zanetti, eine Vielzahl von Reportagen über soziale und politische Themen für internationale Printmedien.[6] Gegenstand ihrer Bilder ist stets der Mensch in seiner Umgebung, mit seinen teils prekären Lebensbedingungen. Zanetti schuf auch Porträts von Prominenten, wie z. B. der Modedesignerin Vivienne Westwood, der Schauspielerin Bette Davis oder dem Filmemacher Federico Fellini.
2021 erschien anlässlich der Personale in der Fotostiftung Schweiz und des Erscheinens der begleitenden Monografie[7] die fünfteilige Interviewserie Durch den Monat mit Pia Zanetti[8] in der WOZ.
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1986 Nicaragua. Associazione Cultura Popolare, Balerna
- 1986 Wen-Do, Frauenselbstverteidigung, Galerie, Clexidra, Lugano
- 1987 Valle Onsernone. Museo Onsernone, Loco
- 1991 Africa del Sud. Museo Cantonale d’Arte, Lugano
- 1994 Le dernier soir, la dernière nuit. MJC Saint-Gervais, Genf
- 2002 Max Frisch – ich lebe in Rom, der herrlichsten Stadt der Welt, Istituto Svizzero di Roma
- 2003 Indian Cotton – ein poetisches Plädoyer. Weissraum, Zürich
- 2004 Begegnung, Austausch, Entwicklung. 40 Jahre INTERTEAM. Image-House-Galerie, Zürich (Wanderausstellung, mit Stephan Schacher)
- 2013 10 Jahre Swiss Aids Care, Simbabwe. Galerie EB, Zürich
- 2021 Pia Zanetti, Fotografin. Fotostiftung Schweiz, Winterthur[9]
Buch- und Sammelpublikationen
- 1964 Karl Pawek, Weltausstellung der Photographie, Verlag Henri Nannen, Hamburg
- 1967 Philip J. Pocock, The Camera as Witness, Expo 1967, Southern Press Ltd, Toronto
- 1969 Giorgio Porro, Qui Londra, Touring Club Italiano, Milano
- 1970 Toni Kienlechner, 7mal Rom, Piper Verlag München
- 1974 Hugo Loetscher, Stiftung für die Photographie, Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute, Verlag Arthur Niggli, Teufen
- 1983 Rudolf Schilling (Hg), Ein Tag im Leben von…, Edition C, Zürich
- 1984 Paolo Bianchi (Hg), Graffiti, Wandkunst und Wilde Bilder, Birkhäuser Verlag, Basel
- 1986 Niklaus Meienberg, Fabrikbesichtigungen, Limmat Verlag, Zürich
- 1987 Walter Binder, Das Tessin und seine Photographen, Photographie von 1858 bis heute, Benteli Verlag, Bern
- 1989 Dora Rapold, Die Frauen von San Miguel, Edition CON, Bremen
- 1990 20 Galerien und 10 Museen, Verein Zürcher Galerien (Hg)
- 1990 Karl Iten, Adieu – Altes Uri, NZZ Verlag, Zürich
- 1993 Schwuler Männerchor Zürich (Hg), Der letzte Abend, die letzte Nacht
- 1994 Werner A. Meier, Michael Schanne, Medien-Landschaft-Schweiz, Pro Helvetia, Zürich
- 1996 Volksschüler, Volksschülerin – wohin? Lehrmittelverlag des Kantons Zürich
- 1997 Bundesamt für Kultur (Hg), Made in Switzerland. Aus der Fotosammlung der Eidgenossenschaft, Hochtparterre, Zürich
- 1997 Volksschüler, Volksschülerin – wohin? Lehrmittelverlag des Kantons Zürich
- 1998 Peter Pfrunder (Hg), Seitenblicke. Die Schweiz 1848 bis 1998 – eine Photochronik, Offizin Verlag
- 1998 Willy Heusser, Das isch Musig. 1 – 4. Klasse, Lehrmittelverlag Zürich
- 1998 Peter Rüedi (Hg), Max Frisch – Friedrich Dürrenmatt. Briefwechsel, Diogenes Verlag Zürich
- 2001 Nina Sahdeva, Ich rede mit, SJW Zürich
- 2001 Kunstkoffer. Gespräche in afrikanischen Gärten in Mali und Burkina Faso, Druckpunkt Berlin
- 2002 Dieter Bachmann, Walter Obschlager (Hg) Max Frisch – Ich lebe in Rom, der herrlichsten Stadt der Welt. Gli anni a Roma 1960 – 1965, Istituto Svizzero di Roma, Max Frisch Archiv
- 2003 Dieter Bachmann (Hg), Il lungo addio – Der lange Abschied, Limmat Verlag Zürich
- 2003 Marianne Schertenleib, Lisbeth Herger (Hg), Betrogen und verkauft, FIZ Zürich
- 2004 Biennale dell`immagine (Hg), Il mondo in camera, Chiasso
- 2005 Martin Arnold (Hg) Abenteuer Fussball. Auf den Bolzplätzen dieser Welt. Verlag Die Werkstatt, Bielefeld
- 2005 und 2008 ETH Alumni Vereinigung (Hg), Dancers in the Night, Zürich
- 2009, 2012, 2013, Krebsforschung in der Schweiz. Publikationen von Onco Suisse
- 2012 Zürcher Kantonalbank (Hg), Helle Köpfe – kluge Geister, ZKB Zürich
- 2012 Christian Güntlisberger, Brigitte Hürlimann (Hg), Denkpausen, NZZ Libro, Zürich
- 2014 Schweizerisches Rotes Kreuz (Hg), Freiwilligkeit und Vielfalt im Zeichen der Menschlichkeit, Seismo Verlag Zürich
- 2020 Ulrich Weber, Friedrich Dürrenmatt. Eine Biographie, Diogenes Verlag, Zürich
- 2021 Pia Zanetti, Fotografin, Bildband, Scheidegger & Spiess, Zürich
Gruppenausstellungen
- 1964 Weltausstellung der Photographie, Wanderausstellung in verschiedenen europäischen Museen
- 1967 International Exhibition of Photography, Toronto, Kanada
- 1974 Photographie in der Schweiz, 1840 bis heute, Schweizerische Stiftung für Photographie / Kunsthaus Zürich, Wanderausstellung
- 1987 Das Tessin und seine Photographen, u. a. im Museo Cantonale d`arte, Lugano, Sieben Schweizer FotografInnen in Nicaragua, Wanderausstellung 1987 - 1989
- 1991 Goldminen in Südafrika, Museo Cantonale d`arte, Lugano
- 1994 Discours Amoureux. Der letzte Abend, die letzte Nacht, Saint-Gervais, Genf
- 1997 Made in Switzerland. Aus der Fotosammlung der Eidgenossenschaft, Musée de l`Elisée, Lausanne
- 1997 Gemeinschaftsprojekt der ETH, Plakat für Sport Art, Akademischer Sportverband Zürich
- 1998 Seitenblicke, Die Schweiz 1848 bis 1998 – eine Photochronik. Forum Schweizer Geschichte Schwyz
- 2001 Kunstkoffer, Gespräche in afrikanischen Gärten in Mali und Burkina Faso, Kunstpanorama, Luzern
- 2003 Il lungo addio – Der lange Abschied, Istituto Svizzero di Roma
- 2007 Mer d`Aral, Ouzbékistan: Si l`eau s`épuise, le monde s`écroule. Itineraires des photographes voyageurs, Bordeaux, Frankreich
- 2011 Max Frisch, Freibad Letzigraben, Ausstellung zum 100. Geburtstag von Max Frisch, Zürich
- 2012 Elie Dere aus Dry-Mbassa, Tschad, BildZeit, BelleVue, Ort für Fotografie, Basel
- 2013 My sacred place, Interkulturelles Kunstprojekt, Footscray Community Arts Centre, Melbourne, Australien
- 2018 Entre Fotos, Plàsticos y Cartón, Museo IMPA, Buenos Aires, Argentinien
- 2019 Entre Fotos, Plàsticos y Cartón, Universidad de los Artes, Buenos Aires, Argentinien
Weblinks
- Pia Zanetti Bilddatenbank der Fotostiftung Schweiz
- Homepage von Pia Zanetti
- Florian Bachmann (April 2021): Durch den Monat mit Pia Zanetti. Teil 1) "Wie konnten Sie sich mit siebzehn eine Kamera leisten?", Teil 2) "Ist die Welt ein unzufriedener Ort?", Teil 3) "Sollen junge Fotografinnen nicht mehr reisen?", Teil 4) "In welcher Fotografie erkennen Sie sich selbst?", Teil 5) "Würden Ihre Bilder heute geradegestellt?"
Einzelnachweise
- Monika Bettschen: Wahrheit zeigt sich oft erst, wenn man sich auf ein Thema einlässt. Surprise Strassenmagazin 497/21.
- SRF Kulturplatz: Pia Zanetti - Ein Leben in Bildern. 20. Januar 2021.
- Pia Zanetti Personeneintrag der Fotostiftung Schweiz. Abgerufen am 28. Februar 2021.
- Nadia Bendinelli: Pia Zanetti: Eine Frau, die Vorurteile zerlegt. In: swiss-architects.com. 11. März 2021, abgerufen am 14. Mai 2021.
- Die Wohnung in der Via Margutta, wo Marianne Oellers 1963 bis 1964 mit Max Frisch zusammenlebte, war Schauplatz mehrerer Fotografien von Pia Zanetti.
- Christoph Heim: Engagierte Reportagen. Berner Zeitung vom 26. Januar 2021, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Pia Zanetti, Fotografin. Fotostiftung Schweiz, abgerufen am 9. November 2021.
- Florian Bachmann: Durch den Monat mit Pia Zanetti (Teil 1) "Wie konnten Sie sich mit siebzehn eine Kamera leisten?" In: WOZ. Die Wochenzeitung. 1. April 2021, abgerufen am 9. November 2021.
- Giulia Bernardi: Kunstbulletin 3/2021. Abgerufen am 14. Mai 2021.