Philipp Bozzini
Leben und Beruf
Bozzini wurde als Sohn eines italienischen Einwanderers 1773 in Mainz geboren. Nach seiner Schulausbildung nahm Bozzini ein Studium der Medizin an der Universität Mainz auf, wo er unter anderem Student bei Samuel Thomas Soemmerring war. Unter dem Einfluss von Georg von Wedekind trat er dem Mainzer Jakobinerklub bei und leistete den Eid auf die revolutionäre Verfassung.[1] Zur Vertiefung seines Studiums wechselte er 1794 an die Universität Jena, um bei Christian Gottfried Gruner (1744–1815) theoretische Medizin zu hören. Zu seinen Lehrern in Jena zählten auch Christoph Wilhelm Hufeland, Hofmedikus in Weimar und Justus Christian Loder. Philipp Bozzini kehrte 1796 nach Mainz zurück, wo er im Sommer des gleichen Jahres promovierte und am 13. Juli 1796 zum außerordentlichen Assessor der Medizinischen Fakultät ernannt wurde. Er ließ sich als praktischer Arzt zunächst in Mainz, nach dem Frieden von Lunéville in Frankfurt am Main, der Geburtsstadt seiner Mutter, nieder.
1806 konstruierte Bozzini erstmals ein von ihm als Lichtleiter bezeichnetes starres medizinisches Endoskop, bestehend aus einem Beleuchtungsapparat, bei dem sich in einem gefensterten Rohr eine Wachskerze und ein Konkavspiegel (Hohlspiegel) befinden.[2][3][4] Ergänzend verwandte er den Körperöffnungen entsprechende Spekula. Die Bedeutung dieser Erfindung wurde viele Jahre verkannt. Erst lange nach seinem Tod zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie neu entdeckt als der Dresdner Arzt Maximilian Nitze 1879 das erste elektrisch beleuchtete Cystoskop in Wien präsentierte.
Philipp Bozzini starb 1809 an Typhus.
Literatur
- Wilhelm Stricker: Bozzini, Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 227.
- Peter Paul Figdor: Philipp Bozzini. Der Beginn der modernen Endoskopie. Die Wiener und Frankfurter „Bozzini-Akte“ und Publikationen der Jahre 1805 bis 1807. I–II, Endo-Press, Tuttlingen 2002, ISBN 3-89756-306-1.
Weblinks
- Philipp Bozzini (1773–1809) Der endoskopische Idealist
Einzelnachweise
- Franz Dumont: Helfen und Heilen - Medizin und Fürsorge in Mittelalter und Neuzeit. In: Franz Dumont (Hrsg.), Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz: Mainz – Die Geschichte der Stadt. Zweite Auflage. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2000-0, S. 785.
- Philipp Bozzini: Der Lichtleiter oder Beschreibung einer einfachen Vorrichtung und ihre Anwendung zur Erleuchtung innerer Höhlen und Zwischenräume des lebenden animalischen Körpers. (Verlag des Landes, Industrie-Comptoirs) Weimar 1807.
- Weitgereist und heimgekehrt – der Lichtleiter des Philipp Bozzini, Faltblatt des Alumni-Club der Medizinischen Universität Wien, deren Institut für Geschichte der Medizin das Gerät 2001 zurückgegeben wurde
- Horst Kremling: Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 233–261; hier: S. 238 f.