Peter der Einsiedler
Peter der Einsiedler (auch: Peter von Amiens oder Petrus von Amiens, franz. Pierre l’Ermite, * um 1050 bei Amiens; † 8. Juli 1115 in Neufmoutier bei Huy) war ein französischer Prediger zur Zeit des Ersten Kreuzzugs. Er hatte bereits vor 1095, also bevor Papst Urban II. am 27. November 1095 zur Befreiung Jerusalems aufrief, eine Pilgerreise nach Jerusalem begonnen, war aber in Kleinasien von den Seldschuken abgefangen, misshandelt und zurückgeschickt worden.
„Seine Zeitgenossen kannten ihn als den „Kleinen Peter“ – chtou oder kiokio im Dialekt der Picardie – aber späterhin verlieh ihm die Eremiten-Kutte, die er für gewöhnlich trug, den Namen „Peter der Einsiedler“, unter welchem er in der Geschichte besser bekannt ist.“[1] Anna Komnena nennt ihn „Koukoupetros“, Wilhelm von Tyrus sagt „er war als Einsiedler bekannt, sowohl von den Tatsachen als auch vom Namen her,“ Guibert von Nogent nennt ihn „ein gewisser Peter der Einsiedler“, der „wie ein Einsiedler lebte, gekleidet wie ein Mönch“, und Albert von Aachen schreibt: „Peter mit Namen, früher ein Einsiedler“.
Nach dem Aufruf des Papstes wurde Peter zum Initiator und Anführer des sogenannten Volkskreuzzugs, an dem sich Tausende begeisterter, jedoch militärisch unerfahrener Abenteurer beteiligten. Er predigte im Berry, in der Gegend um Orléans, in der Champagne und in Lothringen und zog dann über Aachen nach Köln, wo er am 12. April 1096, Karsamstag, eintraf. In seinem Gefolge befanden sich bald Tausende von Anhängern und schätzungsweise 15.000, als er Köln erreichte.
Bereits am Osterdienstag setzte sich ein Teil des Zuges unter Führung von Walter Sans-Avoir in Bewegung, Peter und ein weiterer Teil folgten am Ende der Osterwoche, um den 20. April (zu den Details siehe: Volkskreuzzug), der Rest blieb unter Leitung von Peters Gefolgsleuten Gottschalk und Volkmar sowie dem Grafen Emich von Leiningen erst einmal zurück (zu den Details siehe: Deutscher Kreuzzug).
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Peter und seine Gruppe für die Judenpogrome verantwortlich seien, denen im Mai 1096 in Speyer und vor allem in Worms und Mainz (Gezerot Tatnu) Hunderte von Menschen zum Opfer fielen; Walter und Peter reisten den Rhein und Main ohne Zwischenfälle hinauf, anschließend die Donau hinunter auf den Balkan. Für die Pogrome ist vielmehr Graf Emicho verantwortlich, dessen Gruppe etwas später von Köln aus den Rhein hinauf zog.
Peter erreichte Anfang Juli Niš, Mitte Juli Sofia und Anfang August Konstantinopel. Am 3. August setzte er über den Bosporus und drang in seldschukisches Gebiet ein. Hier rächte sich die militärische Unfähigkeit aller Beteiligten, als es am 21. Oktober zur Konfrontation mit den Seldschuken kam und der Zug vollständig aufgerieben wurde.
Peter, der zuvor nach Konstantinopel zurückgereist war, um für Verpflegungsnachschub zu sorgen, und somit dem Massaker entgangen war, schloss sich nun den nachkommenden normannischen und französischen Rittern des Ersten Kreuzzugs an. Mit diesen erreichte er auch Jerusalem, spielte jedoch keine Führungsrolle mehr.
Nach Beendigung des Kreuzzugs kehrte er nach Frankreich zurück und gründete das Kloster Neufmoutier bei Huy, wo er am 8. Juli 1115 starb.
Literatur
- Björn Heymer: PETRUS von Amiens (Petrus der Eremit). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 330–331.