Perversion (Roman)

Perversion (ukrainisch Перверзiя) ist ein im Jahr 1996 erschienener Roman des ukrainischen Übersetzers, Dichters und Schriftstellers Jurij Andruchowytsch. Er beschreibt die Geschichte des Dichters und Künstlers Stanislaw Perfezki, der nach einer wissenschaftlichen Konferenz in Venedig in die Intrigen und Exzesse des Bohemienlebens gerät. Der Roman berührt die Thematik der Selbstfindung eines Menschen aus dem Osten in der heutigen Realität des westlichen Lebens.

Handlung

Der Roman spielt im heutigen, modernen und geheimnisvollen Venedig. Protagonist ist Stanislaw Perfezki, ein Dichter, Künstler, Provokateur und Held der ukrainischen Untergrundbewegung. Er wird zu einem Symposium zum Thema „Postkarnevalistischer Irrsinn der Welt – was dräut am Horizont?“ nach Venedig als Referent eingeladen und beginnt somit seine Reise nach Europa. Allerdings hält ihn das Schicksal auf seinem Weg noch in Polen, Österreich und Deutschland fest – und überall erlebt der Held etwas Neues – in Situationen, in denen er sein Wissen und seinen Charme einsetzen kann. Auf dem Weg lernt er eine Frau kennen, die als Übersetzerin und wahrscheinlich als Spitzel auf ihn angesetzt wurde. Die Liebe zu Ada zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman. "Perversion" endet in Venedig, in einem Hotel am Canal Grande. Nach der Vorlesung Perfezkis wurden nur zwei Schuhe auf dem Fensterbrett seines Zimmers gefunden, seine Leiche dagegen nicht. Die offene Ende zeigt dem Leser nicht, ob Stanislaw gestorben ist.

Gestaltung

"Perversion" ist kein Roman in chronologischer Reihenfolge – er ist eher als eine Aufzählung verschiedener Situationen gestaltet. Der Autor zeigt dem Leser Ausschnitte aus dem Leben von Stanislaw Perfezki auf seinem Weg nach Europa – und zwar in Form von tagebuchartigen Einträgen, Diktaten auf dem Diktaphon, Spitzelberichten, Einladungen, Programmheften, Interviews und anderen Fragmenten "unbekannter Herkunft". Neben der mysteriösen Geschichte ist die zweite starke Seite des Romans die Sprache – besonderes im ukrainischen Original. Im Stil der Postmoderne ist der Text voller Collagen, Mythen und theatralischer Anspielungen.

Kritik

„Doch d​as Besondere i​st die Erzählstimme d​es Autors, d​ie durch a​lle Tonlagen wandert: e​ine hinreißende Mischung a​us übermütiger Hoffnung u​nd Trauer, a​us Fatalismus, überschäumender Begeisterung u​nd trotziger Sehnsucht. Staunend u​nd so liebenswert s​tur wie Don Quichote i​rrt unser Orpheusky d​urch das labyrinthische u​nd stinkende Venedig...“

Nicole Henneberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Juri Andruchowytsch h​at mir Perversion e​in Meisterwerk hingelegt. Voll v​on Anspielungen, erzählerischen Querschüssen u​nd ausufernder Üppigkeit d​es Stoffs. Ein wundersamer Orgasmus voller Textsorten u​nd Abschweifungen, e​ine echte Perversion“

Buchkultur, Wien

„Andruchowytsch spielt m​it den Lesern, i​hren Erwartungen u​nd Kenntnissen, fordert heraus, verzückt, provoziert u​nd enttäuscht, u​m gleich wieder v​on vorn z​u beginnen. Man w​ird hineingesogen i​n einen Karneval, d​er alles erlaubt, i​n dem a​lles echt i​st und a​uch wieder nicht“

Mareike Katchourovskaja, Lesart
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