Perückenstrauch
Der Perückenstrauch (Cotinus coggygria), auch Gewöhnlicher Perückenstrauch, Perückenbaum, Fisettholz oder Färbersumach, Schmack, Venezianischer, Ungarischer oder Tiroler Sumach genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) gehört.
Perückenstrauch | ||||||||||||
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Perückenstrauch (Cotinus coggygria) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cotinus coggygria | ||||||||||||
Scop. |
Vorkommen
Cotinus coggygria ist im Mittelmeergebiet und im südlichen Europa, südwestlichen Asien, nordwestlichen Indien, Nepal, Pakistan und in China heimisch. Man findet die Art aber auch in Kleinasien. Der Perückenstrauch gedeiht auf sonnigen, trockenen, steinigen oder felsigen Hängen, wobei er kalkhaltige Böden bevorzugt. In China gedeiht diese Art in Höhenlagen zwischen 700 und 2400 Meter und in Nepal zwischen 1100 und 2400 Meter. In Südosteuropa ist er eine Charakterart des Pruno mahaleb-Cotinetum aus dem Verband Berberidion, kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnung Quercetalia pubescentis vor.[1]
Beschreibung
Der sommergrüne, laubabwerfende Perückenstrauch wächst als sparriger, breitbuschiger Strauch und kann Wuchshöhen von 3 bis 5 Meter erreichen. Die Borke ist grau-bräunlich und leicht rissig, furchig und schuppig; mit schmalen Streifen.
Die wechselständigen, einfachen, meist kahlen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der dünne Blattstiel ist 3–4 cm lang. Die elliptische bis rundliche oder eiförmige bis verkehrt-eiförmige Blattspreite weist eine Länge von 3–9 cm und eine Breite von 2,5 bis 6 cm auf. Der Blattrand ist ganz, die Spitze ist abgerundet bis rundspitzig. Die Nervatur ist gefiedert mit sechs bis elf Paaren Seitennerven. Die Blätter sind grün, bei bestimmten Sorten auch rot bis dunkelrot gefärbt und verfärben sich im Herbst noch einmal gelborange bis scharlachrot.
Der Perückenstrauch ist meist einhäusig gemischtgeschlechtlich monözisch, seltener trimonözisch.[2] Die gemischten und lockeren rispigen Blütenstände sind leicht behaart. An den Seitenachsen und Verzweigungen sind Tragblätter vorhanden. Der Blütenstiel ist 7 bis 10 mm lang. Die fünfzähligen, zwittrigen oder meist unisexuellen Blüten weisen einen Durchmesser von etwa 3 mm auf. Der unbehaarte, grüne Kelch mit dreieckigen Zipfeln ist 1,2 × 0,8 mm groß. Die gelben, eiförmigen Kronblätter sind 2 bis 2,5 × etwa 1 mm groß. Die 5 kurzen Staubblätter sind etwa 1,5 mm lang mit eiförmigen Staubbeuteln, die etwa gleich lang sind wie die Staubfäden. Der fünflappige, kahle und fleischige Diskus ist orange-gelb, -braun. Der fast kugelige, oberständige und einkammerige Fruchtknoten weist einen Durchmesser von etwa 0,5 mm auf. Es sind drei freie, ungleiche und oft seitliche Griffel mit kopfigen Narben vorhanden. Bei den männlichen Blüten ist ein Pistillode vorhanden und bei den weiblichen Staminodien. Die Blütezeit reicht je nach Standort von Februar bis August.
Die kahlen, herz-, nieren- bis eiförmigen, etwas abgeflachten, rötlich-braunen, einsamigen und geaderten, eher trockenen Steinfrüchte weisen eine Länge von etwa 4–5 mm und einen Durchmesser von 2,4–2,8 mm auf. Ihnen haften oben die Griffelreste an und unten der beständige Kelch. Die Früchte reifen von Mai bis November. Die Blütenstiele verlängern sich nach der Blüte und die der, meist vielen, „abortiven Blüten“ ohne Frucht besitzen lange, abstehenden und meist rötliche, rosa oder purpurfarbene bis gelbliche oder weißliche Haare. Dies führt zur Bezeichnung Perückenstrauch; das dekorativste am Perückenstrauch ist also der wollige Fruchtstand (in Mitteleuropa meist von September bis Oktober). Die Früchte sind sehr leicht und werden vom Wind verbreitet. Die Blütenstände können ganz oder teilweise abbrechen und Bälle bilden, die über den Boden rollen.[3][4][5]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30.[1]
- Blätter und Blütenstände
- Blütenstand
- Namensgebender, perückenartiger Fruchtstand
- Blütenstand mit jungen Früchten
- Fruchtstand, man sieht, dass nur die Fruchtstiele ohne Frucht stark behaart sind
- Herbstfärbung
Systematik
Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 als Rhus cotinus durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 267. Unter dem Namen Cotinus coggygria wurde sie 1772 von Giovanni Antonio Scopoli in Flora Carniolica, 2. Auflage, 1, S. 220 in die Gattung Cotinus Mill. gestellt.
Es gibt mehrere Varietäten (Auswahl):
- Cotinus coggygria var. cinerea Engler
- Cotinus coggygria var. glaucophylla C.Y.Wu
- Cotinus coggygria var. pubescens Engler
Verwendung
Die Blätter und die Rinde sind eine gute Tanninquelle. Aus den Wurzeln und dem Holz kann ein Färbemittel erhalten werden.
Literatur
- Tianlu Min, Anders Barfod: Anacardiaceae in der Flora of China, Volume 11, S. 344: Cotinus coggygria - online (Abschnitt Beschreibung und Verbreitung).
- Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-12-819644-1, S. 206.
Weblinks
- Gewöhnlicher Perückenstrauch bei Baumkunde.
- Perückenstrauch. FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Cotinus coggygria Scop. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Cotinus coggygria bei Useful Temperate Plants, abgerufen am 18. Oktober 2018.
- Cotinus coggygria bei Virginia Tech Dendrology, abgerufen am 10. Oktober 2019.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 645.
- Considering Cotinus (PDF; 703 kB), bei Arnold Arboretum - Arnoldia, abgerufen am 10. Oktober 2019.
- Michael Hickey, Clive King: 100 Families of Flowering Plants. Second Edition, Cambridge University Press, 1988, ISBN 0-521-33700-3, S. 292 f.
- A. Engler, K. Prantl: Die Natürlichen Pflanzenfamilien. III. Teil, Abt. 5, Engelmann, 1896 S. 144, 164 f, online auf biodiversitylibrary.org, abgerufen am 18. Oktober 2018.
- Jaime Kigel, Gad Galili: Seed Development and Germination. Dekker, 1995, ISBN 0-8247-9229-7, S. 16.