Peiker Acustic
Die peiker acustic GmbH war bis zu ihrer Übernahme durch den französischen Automobilzulieferer Valeo Ende 2015 ein Familienunternehmen mit Hauptsitz in Friedrichsdorf im Hochtaunuskreis in Hessen und mehr als 940 Mitarbeitern[2] weltweit, das sich über mehr als 60 Jahre hinweg unter anderem auf die Herstellung von Mikrofonen, Lautsprechern, Handapparaten für Funk und Mobiltelefonie, Freisprecheinrichtungen sowie Fahrzeug-Multimedialösungen und der Integration weiterer mobiler Endgeräte spezialisiert hat. 2014 konnte die Unternehmensgruppe einen Umsatz in Höhe von ca. 240 Millionen Euro[2] erwirtschaften. Nach der Schließung großer Teile des Milupa-Werkes in Friedrichsdorf ist nun peiker der größte Arbeitgeber am Ort.
peiker acustic GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1946 |
Sitz | Friedrichsdorf, Hessen |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 940 (2014)[2] |
Umsatz | 240 Mio. Euro (2014)[2] |
Branche | Automobilindustrie |
Website | www.peiker.de |
Stand: 2018 |
Kundenstamm
Zu den Hauptkunden zählen neben namhaften Automobil- und Mobiltelefonherstellern auch verschiedene Industrieunternehmen, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Behörden und Ämter sowie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Die Kernkompetenzen umfassen die Bereiche Akustik (mit analoger und digitaler Signalverarbeitung), Validierung, Produktion, Konstruktion und Entwicklung von Hard- und Software für beispielsweise Fahrzeuganbindungen.
Geographische Lage und Aufbau des Unternehmens
Der Hauptsitz liegt in Friedrichsdorf (Taunus). Internationale Tochterunternehmen sind die peiker Inc. mit Sitz in Dallas, Texas, eine Niederlassung namens peiker France SAS in Poissy in Frankreich, die Tochter peiker Mexico S.A. de C.V. in Ciudad Juárez und die für den weltweiten Vertrieb der Behördenproduktpalette zuständige pei tel Communications GmbH in Teltow. In China[3] existiert ebenfalls eine Handelsgesellschaft mit Sitz in Shanghai.
Von 2007 bis 2015 lag peiker zu 100 Prozent indirekt in der Hand der Gründerfamilie. Die Geschäftsleitung oblag Andreas Peiker als Vorsitzender der Geschäftsleitung, Reinhard Kromer-von Baerle war ebenfalls Geschäftsführer, während Helmut Rothenberger Aufsichtsratsvorsitzender war.
Das Stammgebäude im Friedrichsdorfer Industriegebiet Max-Planck-Straße verfügt über Produktions-, Lager- und Verwaltungsräumlichkeiten, eine eigene Kunststoffspritzgießerei befindet sich im benachbarten Stadtteil Köppern. Zudem existiert seit 1996 ein direkt daran angeschlossenes Logistikzentrum. Die für das Unternehmen wichtige Entwicklungsabteilung ist in verschiedenen Gebäuden und auch ausländischen Standorten untergebracht.
Geschichte
1946 gründete Heinrich Peiker gemeinsam mit seinem Schwiegervater Paul Beerwald das Unternehmen „Beerwald & Co.“, um piezoelektrische und akustische Geräte herzustellen und zu vertreiben. Unternehmenssitz war damals Bad Homburg vor der Höhe. Der große Durchbruch gelang den Unternehmern mit der Entwicklung eines Piezo-Klangzellen-Mikrofons (Kristallmikrofon), dessen elektrische Anpassung exakt auf zu dieser Zeit übliche Röhrenverstärker zugeschnitten war. Dieses Modell gilt als peiker-„Urmikrofon“ und wurde über die Jahre hinweg mehrmals überarbeitet und verbessert.
Im Jahr 1957 stieg der amerikanische Ballonfahrer Major David G. Simons als erster Mensch in über 30.000 m Höhe und trug dabei ein in seinen Helm integriertes Spezialmikrofon von peiker. Vier Jahre später wurde das peiker Handmikrofon TM70 für Tonbandgeräte der Marke UHER-Report als erstes Mikrofon auf einer Himalaja-Besteigung eingesetzt.
Im Folgejahr wurde der Unternehmenssitz nach Ober-Eschbach verlagert, 1967 änderte sich schließlich auch der Unternehmensname (Firma) in „PEIKER acustic, Fabrik elektroakustischer Geräte, Heinrich Peiker“ GmbH & Co. KG.
10 Jahre später wurde Heinrich Peiker vom hessischen Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland als Anerkennung seiner unternehmerischen und sozialen Leistungen verliehen.
Um das Unternehmen, das stetig neue Mikrofon- und Lautsprechervarianten hervorbrachte, auch weiterhin in Familienhand zu belassen, übernahm 1983 Andreas Peiker (seit 1981 Geschäftsführer) nach dem Tod seines Vaters die Geschäftsleitung.
In den Folgejahren zeichnete sich ein Wandel im Portfolio des Unternehmens ab: Mit der Entwicklung von Handapparaten für den Mobilfunk, der ersten PKW-Freisprecheinrichtung für Siemens sowie des ersten digitalen Anrufbeantworters für Alcatel trat peiker als OEM (Original Equipment Manufacturer) in eine neue Produktsparte ein. Der Fokus verlagerte sich immer stärker auf die Zulieferung von Kommunikationslösungen für die Mobilfunk- und Automobilindustrie, die die Mikrofonherstellung als Hauptstandbein des Unternehmens allmählich ablöste.
Im Jahr 1992 änderten sich Unternehmenssitz und Firma. Die „peiker acustic GmbH & Co. KG“ hat ihren Hauptsitz nun im Industriegebiet Max-Planck-Straße in Friedrichsdorf im Taunus. Parallel dazu entstand in Berlin/Teltow die pei tel Communications GmbH für Entwicklung und Vertrieb des peiker-Standardprogramms. Des Weiteren etablierte sich die Partnerschaft zur ALAC GmbH, einem Hersteller multimedialer Freisprechsysteme.
1993 gründete peiker sein erstes Tochterunternehmen im Ausland: „peiker France S.a.r.l.“ (heute: „peiker France SAS“) mit Sitz in Poissy, Paris.
1996 wurde die neue Niederlassung „peiker Inc.“ in Auburn, USA, eröffnet. 1999 verlagerte man diesen Standort nach Dallas.
Im Jahre 2000 brachte peiker in Zusammenarbeit mit ELSA eine der weltweit ersten Bluetooth-Freisprecheinrichtungen für Fahrzeuge auf den Markt.
Zwei Jahre später eröffnete peiker acustic ein technisches Büro in Detroit.
2004 wurde ein weiterer Produktionsstandort eröffnet: „peiker Mexico“ in Ciudad Juárez. Im gleichen Jahr wurde zudem das Kompetenzzentrum Böblingen gegründet, welches sich vor allem Spracheingabesystemen und Fahrzeuganbindungen widmet.
2005 entwickelte peiker die erste vollständige Integration des Apple iPods in ein Fahrzeug.
Im Juni 2006 weihte peiker auf dem Gelände des Hauptsitzes in Friedrichsdorf das neue Logistikzentrum mit über 3000 m² ein.
2008 wurde der Kauf des 12.000 m² großen Nachbargrundstücks im Interesse einer weiteren Expansion beschlossen.[4]
2011 entwickelte peiker ein Automotive-taugliches Modul, welches den EU-konformen, automatischen Notruf eCall durchführen kann.[5] Diese Telematikeinheiten bilden mittlerweile das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens.
Im Dezember 2015 wurde peiker für einen nicht bekanntgegebenen Preis an den französischen Automobilzulieferer Valeo verkauft.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Impressum | peiker acustic GmbH & Co. KG | menschen. entwickeln. nähe. Peiker.de. Abgerufen am 22. März 2016.
- Jahresrückblick – peiker etabliert sich als Großserienlieferant im Geschäftsfeld „Telematik & Connectivity“. Peiker.de. 21. Februar 2014. Abgerufen am 19. August 2014.
- peiker Firmengruppe | peiker acustic GmbH & Co. KG | menschen. entwickeln. nähe. Peiker.de. Abgerufen am 19. August 2014.
- Automobil-Produktion, Sonderausgabe Juli 2006; verlag moderne industrie GmbH; http://www.automobil-produktion.de/
- Pressemitteilung; Automatisches Notrufsystem fürs Fahrzeug: peiker bietet übergreifende UMTS-Lösung für Europa und Russland, 4. Oktober 2011
- Pressemitteilung: Mit der Übernahme von peiker stärkt Valeo seine weltweite Führungsposition auf dem Gebiet des autonomen und vernetzten Fahrens, 21. Dezember 2015