Pauluskirche (Breslau)
Die Pauluskirche am Striegauer Platz (heute plac Strzegomski) war eine evangelische Kirche im Stil der Neorenaissance im Breslauer Westend (poln. Szczepin). Das Kirchengebäude wurde 1945 während der Schlacht um Breslau gesprengt.
Geschichte
Der erste Entwurf für die Pauluskirche stammte bereits aus einem Architekturwettbewerb aus dem Jahr 1907. Der erste Preis wurde an den Entwurf des Potsdamer Regierungsbaurats Arthur Kickton vergeben. Dieser orientierte sich an den damaligen Ideen der Heimatkunstbewegung. 1911 begannen die Arbeiten für das Gotteshaus. Zur gleichen Zeit entstanden angrenzend zwei Pfarrhäuser und ein Gemeindehaus.
Am 17. März 1913, dem hundertsten Jahrestag des Aufrufs des preußischen Königs „An mein Volk“ in Breslau, wurde die Pauluskirche geweiht. 1919 wurde Fritz Lubrich Oberorganist an der Pauluskirche. Seit der Weihe bis zu seinem Tod 1940 war Paul Viebig, wichtiges Mitglied des Pfarrernotbundes und als solches aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt, Pfarrer an der Pauluskirche.
Der systemkritische Pfarrer der Pauluskirche Kurt Bornitz (1899–1945) wurde im Januar 1945 auf Anordnung der Gestapo in Breslau erschossen.
Zu Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Kirchenanlagen im März in der Schlacht um Breslau auf Befehl von Gauleiter Hanke gesprengt. Die Trümmer wurden einige Jahre später vollständig beseitigt, ähnlich wie bei den meisten stärker beschädigten und nicht (da evangelisch) denkmalgeschützten Kirchen von Breslau.
Heute befindet sich auf dem ehemaligen Kirchengrundstück ein Ärzte- und Sonderdiagnostikzentrum.
Architektur
Die eigentliche Kirche bildete mit dem zugehörigen Pfarr- und Gemeindehaus sowie eingezäunten Gartenanlagen ein architektonisch geschlossenes Ensemble. Das Kirchengebäude war ein Langhaus mit Kreuzflügeln und zwei schmalen Seitenschiffen. Die äußerliche Architektur ähnelte der Breslauer Dorotheenkirche sowie die Querdächer der Kreuzkirche auf der Breslauer Dominsel. Die Kirche besaß mit ihren zwei Emporen 1400 Sitzplätze. Über dem Altar befand sich eine holzgeschnitzte lebensgroße Kruzifix-Gruppe. Die Gestaltung der beiden Giebelwände der Pauluskirche orientierten sich am Haus Unter den Greifen, einem Bürgerhaus am Breslauer Ring.
An der Chorseite befand sich der 65 m hohe Turm, welcher sich über der Glockenstube in kleinere oktogonale Zwillingstürme auflöste. Vorbild für die Turmhelme im Stile der Renaissance war die Elisabethkirche in der Breslauer Altstadt.
Literatur
- Pauluskirche für Breslau. Leipzig: Seemann 1909. In: Deutsche Konkurrenzen; 23,9
- Ulrich Bunzel: Entstehen und Vergehen der evangelischen Kirchen Breslaus. München 1964
- Beate Störtkuhl: Moderne Architektur in Schlesien 1900 bis 1939. München 2013, S. 71–73
Weblinks
- Filip Maria Muszyński: Protestancki kościół Św. Pawła we Wrocławiu (polnische Seite mit Fotos und Planskizzen)
- historische Fotos auf fotopolska