Paul Winzer

Paul Winzer (* 24. Juni 1908 i​n Cottbus; † n​ach 1948) a​lias Walter Eugene Mosig (spanische Schreibweise Walther Eugen Mosing) deutscher Polizeiattaché a​n der Botschaft Madrid u​nd der Leiter d​es Konzentrationslagers Miranda d​e Ebro.

Leben

Winzer studierte Jura an den Universitäten Breslau und Berlin ohne Abschluss. Im April 1936 benannte die Geheime Staatspolizei dem Auswärtigen Amt Winzer als Kriminalkommissar für die Botschaft in Madrid. Er erhielt den Auftrag, die kommunistischen Methoden der neugewählten Regierung zu beobachten. Die Wilhelmstraße stimmte zu, und im Mai 1936 nahm SS- und SD-Oberinspektor Paul Winzer seine Arbeit in Madrid auf. Am 18. Juli 1936 war Winzer in Barcelona und beobachtete deutsche Migranten, die an der Gegenolympiade teilnahmen. Nachdem Winzer eine Woche die Niederschlagung des Putsches in Barcelona beobachtet hatte, schiffte er sich auf einem italienischen Dampfer Richtung Deutschland ein.[1]

Konzentrationslagerkommando

1937 errichteten d​ie Putschisten i​n Miranda d​e Ebro e​in Konzentrationslager n​ach deutschem Vorbild, u​m Gefangene während d​es Spanischen Bürgerkrieges aufzunehmen. Das Lager w​urde von d​em SS- u​nd Gestapo-Mitglied Winzer geführt. Es b​lieb bis 1947 bestehen.

Polizeiattaché

1938 gehörte Winzer n​eben Richard Enge (Wirtschaftsexperte), Hans Kroeger (für d​ie NSDAP), Willi Köhn (für d​ie SS, späterer Generalkonsul) u​nd Hans Stille jun. (späterer Legationssekretär) z​ur Entourage v​on Wilhelm Faupel i​n Salamanca.[2]

1938 h​alf Winzer, d​ie Polizei Francos aufzubauen.

Polizeiabkommen

Nach d​em Polizeiabkommen zwischen Severiano Martínez Anido u​nd Heinrich Himmler v​on 1938 w​urde von SS-Sturmbannführer Winzer n​eben dem bestehenden Abwehrnetz e​in SD-Netz i​n Spanien aufgebaut. Zahlreiche SD-Mitarbeiter w​aren bei deutschen Unternehmen i​n Spanien beschäftigt.[3] Die Zusammenarbeit d​er Geheimpolizeien beruhte a​uf dem Abkommen v​om 31. Juli 1938, d​as die gegenseitige Auslieferung „politischer Verbrecher“ z​um Gegenstand hatte.[4]

Entführung

José María Doussinague berichtet i​n seinem Buch España tenía razón, d​ass Winzer a​n der Entführung d​es Ehepaares Erich Heberlein u​nd Margot Calleja i​n der Nacht v​om 17. z​um 18. Juni 1944 v​on ihrem Landgut La Legua i​n der Nähe v​on Toledo beteiligt war. Botschaftsrat Heberlein u​nd Eberhard v​on Stohrer w​aren abberufen worden, d​a von i​hnen angenommen wurde, d​ass sie d​ie Intrigen v​on Winzer vereiteln würden.[5]

Neue Identität

Ab Frühjahr 1946 wurde Mosig auf der Festung Hohenasperg vom Counter Intelligence Corps zwei Jahre interviewt.[6] 1948 wanderte Winzer nach Córdoba (Argentinien) aus.

Der Name Mosig taucht i​n einer Liste über NS-Kriegsverbrecher v​on 2002 auf.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Robert H. Whealey: Hitler And Spain, S. 33 auf Google bücher.
  2. Robert H. Whealey: Hitler And Spain, S. 63 auf Google bücher.
  3. Birgit Aschmann: Treue Freunde, S. 410 auf Google bücher.
  4. Fremde Freiheit. In: Die Zeit, Nr. 20/1992
  5. Wenn ihr einmarschiert, schießen wir! In: Der Spiegel. Nr. 18, 1963 (online).
  6. Heberlein ist abgereist. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1950 (online).
  7. NAZI WAR CRIMES DISCLOSURE ACT. National Archives and Records Administration, 10. September 2002
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