Paul Mombert
Paul Mombert (* 9. November 1876 in Karlsruhe; † 8. Dezember 1938 in Stuttgart) war ein deutscher Nationalökonom.[1]
Leben und Werk
Sein Vater, Jakob († 1894) war Kaufmann und betrieb mit seinen Brüdern Eduard (1829–1901) und Hermann eine Hemdenfabrik. Einer von Pauls Cousins war der Lyriker Alfred Mombert.
Paul Mombert studierte Nationalökonomie in Heidelberg, Leipzig, Berlin und München. Da dieses als eigenständiges Universitätsfach noch nicht etabliert war, musste das Studium zusätzliche Fächer umfassen, wobei er Geschichts- und Rechtswissenschaft wählte. 1902 wurde er bei Lujo Brentano zum Dr. oec. publ. promoviert. 1906 habilitierte er sich an der Universität Freiburg und erhielt die Lehrbefugnis für Volkswirtschaft, Finanzwissenschaft und Statistik an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. Hier wirkte er zunächst als Privatdozent und ab 1911 als apl. Professor.
Angeregt durch Brentano beschäftigte er sich mit Bevölkerungstheorie und -politik, und nun durch seinen Kollegen Karl Diehl mit dogmengeschichtlichen, konjunkturtheoretischen und finanzwissenschaftlichen Studien.
1922 wurde er als Nachfolger von August Skalweit an die Justus-Liebig-Universität Gießen auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie berufen. Mit Friedrich Lenz und Extraordinarius Ernst Günther baute er aus Étienne Laspeyres einstigem Statistischen Institut einen modernen wirtschaftswissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbetrieb auf.
1933 wurde er infolge des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen, durch Unterstützung des Rektors im folgenden Jahr in den Ruhestand versetzt. Er konnte noch bis 1937 in Deutschland veröffentlichen[2], zuletzt in Ungarn. Trotz schwerer Erkrankung wurde er am 9. November 1938 im Zuge der Novemberpogrome inhaftiert, wobei er kurz nach seiner Entlassung verstarb.
Sein Buch Bevölkerungslehre (1929) fand über die Fachgrenzen hinaus in und außerhalb Deutschlands Anerkennung als Standardwerk zu Bevölkerungsgeschichte und Bevölkerungstheorie.[3]
Literatur
- Michael Hüther: Mombert, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 23 f. (Digitalisat).
- Werner Lausecker: „Überbevölkerungs“konstruktionen in der deutschen Bevölkerungsgeschichte und Paul Momberts Kritik 1933. Eine Fallstudie zur Produktion und Dekonstruktion wissenschaftlicher Mythen 1929-1976 (PDF; 594 kB). In: Historical Social Research, Vol. 31 (2006), No. 4, S. 131–147. (Memento vom 29. September 2013 im Internet Archive)
- Werner Lausecker: Paul Mombert und die „Vordenker der Vernichtung“. Eine Skizze zu Fragen nach Zusammenhängen von „Bevölkerungs“konstruktionen und „Social Engineering“ im Nationalsozialismus. In: Josef Ehmer (Hrsg.): Herausforderung Bevölkerung. VS-Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15556-2, S. 333–340
- Gerhard J. Mauch: Mombert, Paul. In: Harald Hagemann, Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933. Band 2: Leichter–Zweig. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11284-X, S. 461–463.
Weblinks
- Literatur von und über Paul Mombert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Michael Hüther: Mombert, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 23 f. (Digitalisat).
- Paul Mombert: Die Zunahme der Lebensdauer. In: Hochland 34. Jahrg. (1936/37) Heft 8 (Mai 1937), S. 152–156.
- http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-531-90653-9_25