Paul Heile
Paul Heile (* 25. Dezember 1884; † 1958) war ein deutscher Politiker (FDP) und Direktor des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archives (HWWA).
Leben und Beruf
Heile war der Sohn eines Tierarztes in Emden. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Emden studierte er ab 1905 Jura an den Universitäten in Rostock[1] und Berlin. Er war von dessen Gründung 1916 bis 1923 und 1926/27 Hauptschriftleiter der wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschrift Wirtschaftsdienst und später Bibliotheksleiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsarchives. Im April 1933 wird er von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt.[2] In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Heile zur Gruppe Q (später Freies Hamburg) einer liberalen Widerstandsgruppe um Friedrich Ablass, die über Walter Jacobsen Kontakt zur Robinsohn-Strassmann-Gruppe hatte.[3] Von Oktober 1946 bis August 1948 war er kommissarischer Direktor des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archives und erreichte bereits nach wenigen Tagen die Freigabe der Archivbestände durch die britische Besatzungsmacht, so dass die öffentliche Benutzung der Bibliothek bereits im Dezember 1946 wieder ermöglicht wurde.[4] Sein Versuch, ordentlicher Direktor des HWWA zu werden scheiterte, der Beirat benannte stattdessen Clodwig Kapferer zum Direktor.[5] Ende der 1940er Jahre engagierte er sich im Komitee ehemaliger politischer Gefangener und dessen Nachfolger, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.[6] Außerdem wurde er 1. Vorsitzender der 1949 gegründeten Presse-Versorgung, einer Einrichtung, die Journalisten und Personen aus der Kommunikations- und Medienbranche versichert.
Heile war der jüngere Bruder des ersten Vorsitzenden der FDP in der britischen Besatzungszone Wilhelm Heile.[7]
Politik
Heile gehörte 1945 zu den Gründungsmitgliedern der Partei Freier Demokraten, des späteren Hamburger FDP-Landesverbandes.[8] Von der britischen Besatzungsmacht bekam er gemeinsam mit Hans Sommerhäuser vom Girardet-Verlag im März 1946 die Lizenz für die Zeitung Hamburger Freie Presse, der Parteizeitung der PFD.[9] Von 1946 bis 1949 gehörte er der ersten frei gewählten Hamburgischen Bürgerschaft nach dem Krieg an. Um ein erneutes Mandat bemühte er sich nicht mehr.
Veröffentlichungen
- Nachschlagebuch der Nachschlagewerke für die Wirtschaftspraxis, Hamburg 1925.
- Die Schicksalsfragen des deutschen Volkes. Warum Politik? Warum Partei? Warum Partei Freier Demokraten?, Hamburg 1946.
Einzelnachweise
- Siehe dazu die Einträge der Immatrikulationen von Paul Heile im Rostocker Matrikelportal: Erstimmatrikulation und Zweitimmatrikulation
- Helmut Leveknecht, 90 Jahre HWWA. Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts bis zur Stiftung HWWA. eine Chronik, Hamburg 1998, S. 25.
- Christof Brauers, Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953. Start als bürgerliche Linkspartei, München 2007, S. 103
- Leveknecht, S. 36.
- Leveknecht, S. 37.
- Brauers, S. 237.
- Brauers, S. 178.
- Brauers, S. 139.
- Brauers, S. 189.