Paul Friedrich (Mecklenburg)
Paul Friedrich, Großherzog von Mecklenburg [-Schwerin] (* 15. September 1800 in Ludwigslust; † 7. März 1842 in Schwerin) war Großherzog von Mecklenburg im Landesteil Mecklenburg-Schwerin.
Herkunft und Leben
Er war der Sohn des bereits 1819 verstorbenen Erbprinzen Friedrich Ludwig und der russischen Großfürstin Helena Pawlowna Romanowa sowie ein Enkel des Großherzogs Friedrich Franz I.
Nach häuslicher Erziehung und Ausbildung studierte Paul Friedrich ab Ende 1814 in Genf Sprachen. Hier wurde er auch konfirmiert. Sein akademisches Studium begann er 1818 in Jena und setzte dieses später in Rostock[1] fort. Der Tod seines Vaters Erbgroßherzog Friedrich Ludwig im Jahr 1819 setzte seinem Studium ein jähes Ende. Paul Friedrich wurde daraufhin Erbe seines Großvaters Friedrich Franz I. und folglich Erbgroßherzog. Nach dem Ableben des Großvaters wurde er 1837 Großherzog von Mecklenburg im Landesteil Schwerin.[2]
Paul Friedrich starb am 7. März 1842 an den Folgen einer nicht auskurierten schweren Erkältung, die er sich am 24. Januar 1842 bei der Bekämpfung des Großbrandes am Schweriner Pfaffenteich zugezogen hatte.[3] Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg wurde am 19. März 1842[4][5] in der Heiligblutkapelle[6] des Schweriner Doms beigesetzt. 1852 wurde sein bis dahin nur mit einer Samtdecke abgedeckter Sarg[7] in den in Regensburg gefertigten Bronzesarkophag umgebettet.[8]
Wirken
Paul Friedrich verbesserte das Rechtssystem und die Infrastruktur im Großherzogtum. Er verlegte nach über siebzig Jahren die Residenzstadt von Ludwigslust nach Schwerin und plante hier einen Schlossneubau (das heutige Staatliche Museum Schwerin), da das alte Schloss nicht mehr den repräsentativen Aufgaben entsprach.[9] Nach dem Tode Paul Friedrichs ließ sein Sohn Friedrich Franz II. die Bauarbeiten am Schlossneubau unterbrechen. Er entschied sich später für den Umbau des alten Schlosses.
Großherzog Paul Friedrich galt als Modernisierer des Mecklenburg-Schwerinschen Militärs. Er orientiere sich bei seinen Reformen am Vorbild Preußen. So führte er 1837 das preußische Exerzierreglement von 1812[3] ein. Der Bau des Schweriner Arsenals und die nach seinem Tode erfolgte Einrichtung der Großherzoglichen Militär-Bildungs-Anstalt waren ebenso das Resultat seiner Reformbemühungen.
Großherzog Paul Friedrich war zudem Begründer und Namensgeber der Paulsstadt und des Paulsdammes in Schwerin.[10]
Auch der umfassende Ausbau des mecklenburgischen Chauseenetzes wurde während seiner Regentschaft fortgeführt. Der Großherzog unterstützte außerdem die Planungen zum Bau von Eisenbahnstrecken in Mecklenburg, deren Baubeginn er aber nicht mehr erlebte.[11]
Militärische Laufbahn
Paul Friedrich musste bereits als Zehnjähriger in das Mecklenburgische Militär eintreten. Er wurde fortan als Sekondeleutnant des Ludwigsluster Grenadier-Garde-Bataillons geführt. Am 24. April 1822 erhielt der junge Erbgroßherzog seine Ernennung zum Mecklenburg-Schweriner Generalmajor. Nur einen Monat später heiratete er eine Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Der preußische König verlieh seinem Schwiegersohn am 1. Oktober 1824 den Rang eines preußischen Generalmajors und ernannte ihn zum Chef des in Frankfurt an der Oder garnisonierten Infanterie-Regiments Nr. 24.[12]
Mit Wirkung vom 31. März 1830 übernahm Paul Friedrich die Aufgabe des Generalinspekteurs des Mecklenburg-Schweriner Militärs. So konnte er sich schon früh einen Überblick über den Zustand des Mecklenburger Militärs verschaffen. Nach dem Tod seines Großvaters Friedrich Franz I. übernahm Großherzog Paul Friedrich die militärische Führung der Mecklenburg-Schwerinschen Truppenverbände. Er ernannte sich zudem selbst am 23. Oktober 1837 zum Chef des Grenadier-Garde-Bataillons.
Die Beförderung zum preußischen Generalleutnant am 20. März 1838 bildete den Abschluss seiner militärischen Laufbahn.[12]
Heirat und Nachkommen
Paul Friedrich heiratete am 25. Mai 1822 Alexandrine von Preußen (1803–1892), Tochter von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise von Preußen.
- Friedrich Franz II. (1823–1883)
- ⚭ 1849 Auguste Reuß zu Schleiz-Köstritz (1822–1862)
- ⚭ 1864 Anna von Hessen und bei Rhein (1843–1865)
- ⚭ 1868 Marie von Schwarzburg-Rudolstadt (1850–1922)
- Luise Marie Helene (1824–1859)
- ⚭ Hugo Fürst zu Windisch-Graetz (1823–1904)
- Friedrich Wilhelm Nicolas (1827–1879)
- ⚭ 1865 Alexandrine von Preußen (1842–1906)
Auszeichnungen
(Quelle: Mecklenburg-Schwerinsches Staatshandbuch 1841)
- Schwarzer Adlerorden
- Guelphen-Orden
- St. Georgs-Orden
- Hubertusorden
- Hausorden vom Weißen Falken (Großkreuz[13])
- Ritterkreuz des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- Johanniterorden
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Gedenkkultur
Denkmünze
Anlässlich des Todes des Großherzoges wurden 1842 Denkmünzen geprägt.[14] Sie zeigen auf der Vorderseite (Avers) das vom Namenszug eingefasste rechtsseitige Brustbild. Auf der Rückseite (Revers) zeigt sich hingegen der von einem Zypressenkranz eingefasste Schriftzug: ⋆ VOLLENDET D. 7. MAERZ 1842.
Paul-Friedrich-Denkmal
Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin wurde 1849 ein Denkmal errichtet. Das durch Spenden finanzierte Denkmal wurde vom Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch geschaffen.
Erste Arbeiten begannen bereits 1846. So wurde im August der mecklenburgische Granit für den Sockel angeliefert und der Künstler fertigte ein erstes Tonmodell. Der Guss der Statue im Juli 1848, in der Einsiedelschen Gießerei in Lauchhammer, bildete den Höhepunkt der Arbeiten. Nachdem auch der Granitsockel fertiggestellt war, konnte am 23. Februar 1849 die feierliche Einweihung im Alten Garten vollzogen werden.
Das Standbild zeigt den idealisierten Großherzog in militärischer Bekleidung. Den dreigliedrigen Granitsockel ließen die Stifter mit der schlichten Inschrift „Ihrem Paul Friedrich die Stadt Schwerin MDCCCXLIX“ versehen.
1935 musste das Denkmal weichen, da die Nationalsozialisten den Alten Garten für ihre inszenierten Aufmärsche benötigten.[15] Das Standbild wurde daraufhin an den Burgseeflügel des Schweriner Schlosses versetzt.
2011 wurde die 3,42 Meter hohe Bronzefigur umfassend restauriert.[16]
Literatur
- Karl Ernst Hermann Krause: Paul Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 243.
- René Wiese: Orientierung in der Moderne. Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg in seiner Zeit. Bremen 2005, ISBN 3-86108-053-2, S. 61.
- René Wiese: Vormärz und Revolution: die Tagebücher des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin 1841–1854. Böhlau, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22271-0.
- René Wiese: Paul Friedrich. Der „Schweriner“ unter den Großherzögen. In: Bernd Kasten, Matthias Manke, René Wiese: Die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin. Hinstorff Verlag, Rostock 2015, ISBN 978-3-356-01986-5, S. 56–67.
- Jürgen Borchert: Mecklenburgs Großherzöge. 1815–1918. Demmler Verlag Schwerin 1992, ISBN 3-910150-14-4, S. 30–45.
Weblinks
Einzelnachweise
- Immatrikulationeintrag von Paul Friedrich von Mecklenburg. In: Rostocker Matrikelportal, abgerufen am 17. November 2016.
- Großherzoglich Schwerinscher Staatskalender 1838. Neue Annalen des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin 1837. Im Verlage der Hofbuchdruckerei, Schwerin 1838, S. 243.
- Klaus-Ullrich Keubke: Soldaten aus Mecklenburg, Lebensbilder von 1701–1871. Schriften des Ateliers für Porträt- und Historienmalerei, Schwerin 2004, ISBN 3-00-014908-2, S. 59.
- Allgemeine Preußische Staats-Zeitung. Deutsche Bundesstaaten. Nr. 84. Berlin 21. März 1842, S. 354.
- Otto Vitense: Geschichte von Mecklenburg. Friedrich Andreas Perthes A.G., Gotha 1920, S. 438.
- Wilhelm Jesse: Geschichte der Stadt Schwerin, von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1. Verlag von Ludwig Davids, Schwerin 1913, S. 52 f.
- Der Sarg wurde zeitweilig wegen der Erneuerungsarbeiten in der Kapelle versetzt, erst 1847 wurde er wieder in die Kapelle verbracht.
- Wilhelm Jesse: Geschichte der Stadt Schwerin, von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Band 2. Druck und Verlag der Bärensprungschen Hofbuchdruckerei, Schwerin 1920, S. 405.
- Bernd Kasten, Matthias Manke, René Wiese: Die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin. Hinstorff Verlag, Rostock 2015, S. 64 ff.
- Otto Vitense: Geschichte von Mecklenburg. Friedrich Andreas Perthes A.G., Gotha 1920, S. 439.
- Lothar Schultz: Eisenbahnen in Mecklenburg, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, ISBN 3-344-00068-3, S. 17.
- Kurd Wolfgang von Schöning: Die Generale der Chur-Brandenburgischen und Königlich Preußischen Armee von 1640–1840. Druck Gebr. Unger, S. 282
- verliehen am 10. März 1837 vgl. Staatshandbuch des Großherzogtums Sachsen für das Jahr 1840. Albrechtsche Hof-Buchdruckerei, Weimar 1840, S. 7.
- Bernhard von Koehne (Hrsg.): Zeitschrift für Münz-Siegel- und Wappenkunde. Zweiter Jahrgang. Verlag Ernst Siegfried Mittler, Berlin 1842, S. 322 f.
- Klaus-Ullrich Keubke: Schwerin-Kontinuität im Wandel: Bauten, Denkmäler, Gewässer, Plätze und Straßen. Schriften des Ateliers für Porträt- und Historienmalerei, Schwerin 2002, ISBN 3-00-009679-5, S. 99.
- Frank Hösel: Bronzedenkmal des Großherzogs Paul Friedrich. In: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturerbe in Mecklenburg und Vorpommern. Band 8. Schwerin 2014, S. 205 f.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Friedrich Franz I. | Großherzog von Mecklenburg [-Schwerin] 1837–1842 | Friedrich Franz II. |