Panzano in Chianti

Panzano i​n Chianti i​st ein Ortsteil (Fraktion, italienisch frazione) d​er italienischen Gemeinde Greve i​n Chianti i​n der Metropolitanstadt Florenz i​n der Region Toskana.

Ponzano in Chianti
Panorama von Panzano in Chianti
Staat Italien
Region Toskana
Metropolitanstadt Florenz (FI)
Gemeinde Greve in Chianti
Koordinaten 43° 33′ N, 11° 19′ O
Höhe 498 m s.l.m.
Einwohner 1.161 (2011)
Telefonvorwahl 0555 CAP 50022

Geografie

Der Ort l​iegt ca. 5 km südlich d​es Hauptortes Greve i​n Chianti u​nd ca. 30 km südlich d​er Regional- u​nd Provinzhauptstadt Florenz i​m Gebiet d​es Chianti a​n der Grenze z​ur Provinz Siena. Der Ort l​iegt bei 498 m s.l.m.[1] u​nd hatte 2001 ca. 1000 Einwohner[2], 2011 w​aren es 1161[3]. Nordöstlich v​on Panzano i​n Chianti fließt d​er Greve, südwestlich d​er Pesa. Der Ort Mercatale i​n Val d​i Pesa (Gemeinde San Casciano i​n Val d​i Pesa) l​iegt ca. 15 km nordwestlich, San Donato i​n Poggio (Gemeinde Barberino Tavarnelle) l​iegt ca. 7 km westlich, Castellina i​n Chianti l​iegt ca. 10 km südlich u​nd Radda i​n Chianti l​iegt ca. 10 km südöstlich. Siena l​iegt ca. 30 km südlich.

Geschichte

Erste Siedlungen i​n der Gegend entstanden d​urch die Etrusker.[4] Erstmals dokumentiert w​urde der Ort a​m 2. Oktober 1041[5] i​n einem Schriftstück d​er Abtei Abbazia d​i San Michele Arcangelo[6] i​n Badia a Passignano (liegt h​eute im Gemeindegebiet v​on Barberino Tavarnelle). Weitere Erwähnung erfuhr d​er Ort a​m 30. März 1085 i​n einem Dokument d​er Pievere d​i San Leolino a Flacciano u​nd 1103 v​on Papst Paschalis II. (plebem Sancti Leolini s​itam in Panzano c​um curte[7]). Der Ursprung d​er Burg i​st unbekannt, s​ie entstand wahrscheinlich d​urch die Guidi o​der durch d​ie Republik Florenz, d​ie die Burg a​ls Außenposten z​ur Verteidigung g​egen Angriffe a​us Siena nutzte.[5] Danach herrschte d​ie Familie d​er Firidolfi (später Firidolfi-Ricasoli) i​m Ort. Der Ort Panzano w​urde aufgrund seiner Zugehörigkeit z​u den Guelfen[6] n​ach der Schlacht v​on Montaperti 1260 zerstört.[5][8] Das a​n der Burg anliegende Borgo entstand i​m 12. Jahrhundert a​ls Marktplatz.[9] Der Burgherr Messer Luca d​i Totto d​a Panzano[8] n​ahm 1378 a​m Ciompi-Aufstand i​n Florenz Teil u​nd verlor dadurch s​eine Eigentümer i​n Panzano.[6] Nach d​er Niederlage d​er Republik Siena i​m Konflikt m​it Florenz 1555 verlor d​er Ort seinen Stellenwert a​ls Grenzburg a​n der Grenze z​u Siena u​nd damit s​eine strategische Position.[5] Zu dieser Zeit entstand d​ie Häuserreihe unterhalb d​es Borgo,[7] d​ie heute z​ur Piazza Gastone Bucciarelli a​n der Hauptstraße führt.

Sehenswürdigkeiten

Die Kirche Santa Maria im Ortskern
Die Kirche San Pietro alle Stinche, Località Le Stinche
  • Castello di Panzano, Burg im Ortskern, die 1250 in den Bund der Val di Greve eintrat.[10] Wurde 1397 von Siena und Alberico da Barbiano eingenommen. Nach einem weiteren Angriff von Siena wurden die beschädigten Ringmauern 1434 tiefer gemauert.[7] 1478 wurde der Ort von Siena mit seinen Verbündeten aus Neapel abermals angegriffen.[10] Heute ist die Burg in Privatbesitz,[5] wobei die Ringmauern, der Hauptturm (Mastio) und zwei kleinere Türme noch vorhanden sind. Ein dritter Wehrturm dient heute der anliegenden Kirche Santa Maria als Glockenturm.[10] Auch das einzige originale Burgtor besteht noch, die rückseitige Maueröffnung entstand erst später.[9]
  • Chiesa di Santa Maria, Kirche im Ortskern, die zum Bistum Fiesole gehört. Entstand am Ende des 19. Jahrhunderts über einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Enthält das Leinwandgemälde Matrimonio mistico di Maria Maddalena de’ Pazzi (um 1669 entstanden) von Pier Dandini sowie das dem Michele di Ridolfo del Ghirlandaio zugeschriebene Gemälde Annunciazione. Dieses wird umgeben von den Figure di Santi des Bernardo di Stefano Rosselli. Die Fresken der Apsis wurden von Alfredo Cifariello gestaltet.[1] Der Campanile entstand aus einem der früheren Wehrtürme.[10]
  • Pieve di San Leolino, auch Pieve di Panzano genannt, Pieve ca. 1 km südlich des Ortskerns. Wurde bereits 1085 als Pievere di San Leolino a Flacciano erwähnt.[6] Enthält Werke des Raffaellino del Garbo (Battesimo di Gesù, Fresko, zugeschrieben), des Meliore di Jacopo (Madonna in Trono tra i santi Pietro e Paolo e storie dei due Santi, 13. Jahrhundert), des Mariotto di Nardo (Madonna, il Bambino e quattro Santi) und des Giovanni della Robbia (Sohn des Andrea Della Robbia).[6] Das Triptychon Matrimonio mistico di Santa Caterina d’Alessandria, San Pietro, San Paolo stammt von dem Meister von Panzano (Maestro di Panzano) und entstand im 13. Jahrhundert.[11]
  • Oratorio di Sant’Eufrosino, Oratorium ca. 2 km südwestlich des Ortskerns gelegen. Das ältere Gebäude entstand, um die Reliquien des Sant’Eufrosino aufzubewahren. Das heutige Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert und enthält die Edicola gotica, eine Ädikula, das Fresko Santa Caterina d’Alessandria, das Leinwandgemälde Madonna e Santi (18. Jahrhundert), die Terrakotta-Statue Sant’Eufrosino giacente (17. Jahrhundert) sowie eine weitere Kapelle.[1]
  • Cappella di Santa Maria delle Grazie, auch Cappella delle Croci genannt, Kapelle kurz südwestlich der Burg an der Wegkreuzung nach Mercatale in Val di Pesa und Piazza (Castellina in Chianti). Entstand 1855 zum Ende der Cholera-Epidemie über einem älteren Oratorium.[12]
  • Eremo di San Pietro alle Stinche, Kirche und heutige Einsiedelei in der Località Stinche ca. 3 km südöstlich von Panzano am Übergang des Tales des Pesa in das des Greve. Namensgebend ist die ehemalige Burg Castello delle Stinche, die zur fiorentiner Familie der Cavalcanti gehörte und im Konflikt zwischen Weißen und Schwarzen Guelfen 1304 und 1452 endgültig zerstört wurde.[13] Die Gefangenen von 1304 wurden nach Florenz verbracht, hier gaben sie den Namen zu dem 1299 entstandenen Gefängnis Carcere delle Stinche, das sich am Platz des heutigen Teatro Verdi (1833 entstanden) an der Via Ghibellina befand.[14] Die Kirche San Pietro alle Stinche (auch San Pietro a Le Stinche) wurde erstmals 1260 im Libro di Montaperti, einem Schriftsatz zur Schlacht von Montaperti, erwähnt und zählte die Kirche der Pieve von San Leolino von Panzano zugehörig. Die heutige Einsiedelei entstand Ende der 1960er Jahre durch Giovanni Vannucci (1913–1984) und gehört zum Orden der Serviten.[13]

Verkehr

  • Panzano in Chianti liegt an der Regionalstraße Strada Regionale SR 222, die Florenz mit Siena verbindet.
  • Die nächstgelegene Anschlussstelle an den Fernverkehr liegt bei San Donato, ca. 10 km entfernt. Sie liegt an der RA 3, die Florenz mit Siena verbindet.

Lokale Spezialitäten

Bilder

Literatur

  • Enrico Bosi, Giovanna Magi: I Castelli del Chianti. Bonechi Editrice, Florenz 1979, ISBN 88-7009-000-0, S. 61 f.
  • Enrico Bosi, Gianluigi Scarfiotti: Von Burg zu Burg. Das Chiantigebiet. Trainer International Editore, Calenzano 1990, ISBN 88-85271-00-6, S. 89 f. (Auszüge bei google books)
  • Raymond Flower: Chianti: The Land, the People and the Wine. Garrett County Press 2012, ISBN 978-1-891053-77-1 (Auszüge bei google books)
  • Emanuele Repetti: PANZANO fra la Val di Pesa e la Val di Greve. In: Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana. (1833–1846), Onlineausgabe der Universität Siena (PDF, italienisch)
  • Touring Club Italiano: Firenze. Touring Editore, Mailand 2007, ISBN 978-88-365-4345-8, S. 696 f.
Commons: Panzano in Chianti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Touring Club Italiano: Toscana.
  2. Offizielle Webseite des ISTAT (Istituto Nazionale di Statistica) zu den Einwohnerzahlen 2001 in der Provinz Florenz, abgerufen am 4. November 2015 (italienisch)
  3. Italia in dettaglio, abgerufen am 16. September 2020
  4. Pro Loco Panzano in Chianti
  5. Enrico Bosi, Giovanna Magi: I Castelli del Chianti.
  6. Emanuele Repetti: PANZANO fra la Val di Pesa e la Val di Greve.
  7. Raymond Flower: Chianti: The Land, the People and the Wine.
  8. Gemeinde Greve in Chianti zu Panzano in Chianti
  9. Castelli Toscani zur Burg Castello di Panzano
  10. Enrico Bosi, Gianluigi Scarfiotti: Von Burg zu Burg.
  11. Webseite der Fondazione Zeri der Universität Bologna@1@2Vorlage:Toter Link/catalogo.fondazionezeri.unibo.it (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. zum Triptychon Matrimonio mistico di Santa Caterina d’Alessandria, San Pietro, San Paolo, mit Abb., abgerufen am 5. November 2015 (italienisch)
  12. prima Siena vom 2. Juni 2020: Sosteniamo Panzano in Chianti. La cappella delle Croci tra «I luoghi del cuore» Fai. Abgerufen am 5. Oktober 2020 (italienisch)
  13. Eremo San Pietro alle Stinche: Storia dell’Eremo. Offizielle Webseite von San Pietro alle Stinche, abgerufen am 5. Oktober 2020 (italienisch)
  14. Firenze Today vom 7. Januar 2015: Il Teatro Verdi prima era una prigione. Abgerufen am 5. Oktober 2020 (italienisch)
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