Palos Brautfahrt

Palos Brautfahrt (Originaltitel: Palos brudefærd) ist ein halbdokumentarischer, dänischer Spielfilm aus dem Jahr 1934 nach einem Drehbuch des Polarforschers Knud Rasmussen. Regie führte der deutsche Ethnologe Friedrich Dalsheim. Der authentische Film behandelt die ostgrönländische Inuit-Kultur.

Film
Titel Palos Brautfahrt
Originaltitel Palos brudefærd
Produktionsland Dänemark
Originalsprache Dänisch
Erscheinungsjahr 1934
Länge 80 Minuten
Stab
Regie Friedrich Dalsheim
Drehbuch Knud Rasmussen
Produktion Svend Nielsen
Musik Emil Reesen
Kamera Hans Scheib,
Walter Traut
Schnitt Georges C. Stilly
Besetzung

Laiendarsteller aus dem Distrikt Ammassalik

Handlung

Die beiden befreundeten Robbenfänger Palo und Samo werben um die Hand der schönen Navarana, die sich von deren Avancen geschmeichelt fühlt. Der Konkurrenzkampf der Freier spitzt sich immer mehr zu und nimmt gewaltvolle Züge an, woraufhin die Dorfältesten auf einen traditionellen Wettkampf entscheiden. Der Sieger darf um Navaranas Hand anhalten. So kommt es, dass sich die beiden Rivalen vor den Augen der Dorfbewohner in einem Trommeltanz mit Gesang duellieren. Navaranas Brüder erkennen unterdessen, wie sehr sie im Haushalt auf ihre Schwester angewiesen sind, und entführen sie kurzerhand in ihr Winterquartier. Im Wettstreit sticht Samo seinen Gegner nieder, als er droht, hoffnungslos zu unterliegen. Palo wird daraufhin von einem Schamanen gesund gepflegt und begibt sich im Kajak auf die abenteuerliche Reise zu seiner Geliebten.

Produktion

Pâlos brudefærd entstand im Rahmen von Knud Rasmussens letzter Grönland-Expedition im Jahr 1933. Der Polarforscher agierte nicht nur als Initiator des filmischen Projekts, sondern steuerte auch das Drehbuch bei und wählte die Darsteller aus, die die Lebensweise der vorherigen Generation nachstellen sollten. Der Film wurde an Originalschauplätzen in der Ammassalik-Region im 35-mm-Format gedreht. Regie führte der deutsche Ethnologe Friedrich Dalsheim. Der dänische Komponist Emil Reesen steuerte die klassische Hintergrundmusik bei, die von der Königlichen Kapelle eingespielt wurde. Drehbuchautor und Initiator Knud Rasmussen starb Ende des Jahres an einer Fleischvergiftung und erlebte die Premiere des Films am 5. März 1934 nicht mehr.[1][2][3] Der als technischer Berater engagierte Künstler Kârale Andreassen verstarb ebenfalls noch vor der Filmpremiere. Dalsheim nahm sich zwei Jahre später das Leben.

Rezeption

Kârale Andreassen: Ivertut (Trommeltanz mit Gesang)

Der Film gilt wegen seiner authentischen Alltagsszenen als bemerkenswert. Neben der Tradition des Trommeltanzes werden wesentliche Bestandteile der Inuit-Kultur wie die Robbenjagd im Kajak und Schamanismus sowie das Zusammenleben im Allgemeinen dargestellt. In einer Retrospektive im Rahmen der 51. Nordischen Filmtage Lübeck wurde der Film 2009 wie folgt beschrieben:[1]

Palos Brautfahrt zählt aufgrund seiner ethnografisch unverfälschten und kinematografisch wunderschönen Aufnahmen zu den Höhepunkten der filmischen Erfassung von Natur und Kultur Grönlands.“

1934 war Palos Brautfahrt bei den Filmfestspielen von Venedig für die erstmals verliehene Coppa Mussolini, den Vorgängerpreis des Goldenen Löwen, nominiert. 1937 wurde er vom National Board of Review in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film vorgeschlagen.[4]

In einer ehemaligen Expeditionsstation entdeckte eine deutsche Seglerin ein Exemplar des Films, das sie nach Deutschland mitbrachte und auf der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg restaurieren ließ. Das Landesmuseum für Natur und Mensch zeigte den Film am 26. Mai 2016 zusammen mit Werken des Malers Carl Rasmussen.[5]

Der Film ist seit 2007 auf DVD und seit 2013 auf Blu-ray erhältlich und wird vom Verlag Flicker Alley im Set mit dem stilistischen Vorgänger Nanuk, der Eskimo (1922) angeboten. Es existieren weder eine englische noch eine deutsche Synchronfassung, wohl aber englische Untertitel.

Einzelnachweise

  1. Retrospektive – Palos Brautfahrt. (PDF) Nordische Filmtage Lübeck, 2009, abgerufen am 25. März 2017.
  2. Palos brudefærd. danskefilm.dk, abgerufen am 25. März 2017 (dänisch).
  3. Sabine Barth: Grönland. Dumont Reise-Taschenbuch, Köln 2016, ISBN 978-3-7701-7398-3, S. 271.
  4. Palos brudefærd. Film Affinity, abgerufen am 25. März 2017 (englisch).
  5. Thomas Hausmann: „Palos Brautfahrt“ im eisigen Grönland. In: Nordwest-Zeitung. 24. Mai 2016, abgerufen am 25. März 2017.
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