Otto Schoff
Leben
Offiziell wurde Otto Schoff am 24. Mai 1888 geboren. Laut seinem Biographen Otto Brattskoven hat er sich damit genau vier Jahre jünger gemacht.
Schoff, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, besuchte nach angefangenen Lehren in einer Tabakfabrik und bei einem Dekorationsmaler ab 1902 die Kunstgewerbeschule in Bremen. Im Folgejahr war er Schüler von Otto Linnemann in Frankfurt am Main. 1909 bestand Schoff die Aufnahmeprüfung der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. Dort war er Schüler von Emil Orlik. Mittels eines Stipendiums gelangte Schoff 1913 nach Paris, das er erst im August 1914 wieder verließ. Seine Versuche, der Einberufung zu entgehen, waren vergeblich; Schoff erlitt im Jahr 1918 eine Gasvergiftung an der Westfront.
Nach dem Krieg richtete sich Schoff in der Motzstraße in Berlin ein Atelier ein, das er bis zu seinem Tod behielt. Nach der Machtergreifung wurde er 1935 als entartet eingestuft und durfte nicht mehr ausstellen. Im Jahr 1936 zeichnete er für die Zeitschrift Neue Jugend den Comic Mucki’s lustige Streiche, der dem Strip Kalle, der Lausbuben-König unmittelbar folgte. Neben 21 Folgen des Comics erstellte Schoff für die Neue Jugend auch Humorzeichnungen. Einen Tag vor seinem Tod hatte die Geheime Staatspolizei sein Atelier aufgesucht und viele seiner Werke beschlagnahmt.
Frauen, Erotik sowie männliche und weibliche Homosexualität bilden zentrale Themen seines Werkes.
Werke (Auswahl)
Gemälde
- Sappho oder die Lesbierinnen. 1920
- Portrait eines Mannes mit Hut und Pfeife. 1927, Öl auf Leinwand
- Hinter den Kulissen. O.J., Öl auf Leinwand
- Liebespaar. O.J., Pen and Ink and Watercolor
Gedruckte Werke
- Étienne de Jouy: Sappho oder Die Lesbierinnen. Mit Radierungen von Otto Schoff. [Übertragung aus dem Französischen von Balduin Alexander Möllhausen]. Gurlitt, Berlin 1920
- Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe. Erzählung. Mit einer Einleitung von Anna Stemsen. Buchschmuck von Otto Schoff. Verlagsgenossenschaft „Freiheit“, Berlin 1921
- August von Platen: Der verfehmte Eros. Aus den Gedichten des Grafen August von Platen. [Ausgewählt,] geschrieben und lithographiert von Otto Schoff. F. Gurlitt, Berlin 1921
- Joachim Ringelnatz: Fahrensleute. Geschmückt mit [eingedruckten] Kaltnadelradierungen von Otto Schoff. Galerie [A.] Flechtheim, [Düsseldorf] 1922
- Ernst Wenger: Bacchanale der Liebe. Verse. Mit 7 Radierungen von Otto Schoff. Reuß & Pollack, Berlin 1922
- Das Wannseebad. [Mit einem Vorwort von Hans Siemsen]. Galerie [A.] Flechtheim, [Düsseldorf] [1922]
- Albius Tibullus: Das Buch Marathus. Elegien der Knabenliebe. Deutsche Nachdichtung von Alfred Richard Meyer. [5 Rad. Taf. von Otto Schoff]. Gurlitt, Berlin 1928
- Otto Schoff. (1884–1938). Galerie Taube, Berlin
- [1]. Bilder, Graphik & Bücher. 6. Mai–25. Juni 1983. 1983
- (2). Eine Nachlese. 16. Januar–14. März 1987. 1987
Literatur
- Otto Brattskoven: Otto Schoff. Bildnis eines Idyllenmalers unserer Zeit. Schünemann, Bremen 1941.
- Otto Schoff. In: Hans-Joachim Manske, Birgit Neumann-Dietzsch (Hrsg.): „entartet“ – beschlagnahmt. Bremer Künstler im Nationalsozialismus. Anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen vom 6. September bis 15. November 2009, Städtische Galerie Bremen, Bremen 2009, ISBN 978-3-938795-10-1, S. 120–123.
- Gerd Lettkemann: Otto Schoffs "Mucki" als Transformation eines US-Strips. In: Eckart Sackmann (Hrsg.): Deutsche Comicforschung 2009. Comicplus, Hildesheim 2008, ISBN 3-89474-190-2, S. 79–83.
Weblinks
- Literatur von und über Otto Schoff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Otto Schoff bei artnet