Otto Rahm
Otto Rahm (* 8. September 1904 in Hamburg; † 6. Januar 1994 in Deinste) war ein deutscher expressionistischer Maler, Graphiker und Bildhauer.
Leben
Geboren wurde Otto Rahm als Sohn des Hamburger Pastors an der katholisch-apostolischen Kirche in der Eiffestraße in Hamburg, August Rahm und dessen Ehefrau Alwine, geb. Brauer. Nach Ausbildung zum Bankkaufmann begann er eine Ausbildung zum Maler und Graphiker zunächst auf der privaten Kunstschule Loibel, um diese später als Student der Landeskunstschule, der heutigen Hochschule für bildende Künste Hamburg, fortzusetzen und zu beenden. Rahm heiratete 1927 seine Jugendliebe, die später als Gobelin- und Handweberin im Alten Land bekannt gewordene Ilse Bauch, und zog mit dieser zunächst nach Moisburg. Aus dieser Beziehung gingen vier Kinder hervor.[1]
1933 siedelte die Familie in das Alte Land um, wo Otto Rahm unter anderem auch als Bankkaufmann tätig war. 1939 verlor er durch eine gezielte Denunziation seinen sicheren Posten bei der Sparkasse, worauf Otto Rahm für den Unterhalt seiner Familie als Knecht in der Landwirtschaft arbeiten musste. Diese Zustand endete erst, als ihm der damalige Pastor Meyer der Kirchengemeinde Mittelnkirchen, ein Kapitän zur See im Ersten Weltkrieg, durch seine guten Beziehungen zum Kreiswehrersatzamt den sofortigen Eintritt in die Wehrmacht ermöglichte, obwohl er wegen seiner Familiensituation mit keiner Einberufung rechnen durfte, und er an der Ostfront und später in Riga stationiert wurde. Als Funker bei der Luftwaffe wurde er 1941 beim Einsatz über Russland schwer verwundet. Nach seiner weitestmöglichen Genesung wurde er neben Einsätzen auf den Flughäfen Riga und Magdeburg - Ost schließlich mit der Leitung der deutschen Funkstation auf dem Eiffelturm in Paris betraut. Zahlreiche Gemälde aus diesen Städten zeugen davon, dass er sich bereits während der letzten Kriegsjahre, soweit die Lage dies zuließ, in den Dienstpausen der Malerei widmete.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ab 1945 war Otto Rahm, der sich selbst als „gemäßigter Expressionist“ bezeichnete, ausschließlich als freischaffender Künstler tätig.[2] Der Verlust beider Eltern, seiner Schwester, sowie seines ihm nah stehenden Neffen und weiterer Familienangehöriger durch die alliierten Luftangriffe auf Hamburg prägten Otto Rahm sein Leben lang und blieben auch nicht ohne Auswirkung auf sein künstlerisches Schaffen, welches nach ursprünglichem Optimismus von großer Nachdenklichkeit und Traurigkeit geprägt war, wie zum Beispiel auf seinen bekanntesten Nachkriegswerken „Hiob“ (für den sein Sohn Jürgen Rahm Modell stand) oder „Der Trommler“ erkennbar ist.[3]
1952 gründete Otto Rahm zusammen mit dem Maler und Graphiker Hermann Gawlik den Verein „Freunde der bildenden Kunst“ in Stade. In den 50er Jahren war Rahm auch im Bereich der Kirchenkunst und Kunst am Bau tätig.[4] So schuf er den Entwurf des Tores zum Neuenfelder Friedhof und über 40 verschiedene Kirchenfenster (unter anderem für die Seemannskirche Wilhelmshaven). Zahlreiche Mosaiken wurden auch für das Staatshochbauamt, Banken und Sparkassen, öffentliche und kirchliche Häuser sowie für Gewerbebetriebe, und private Auftraggeber, vornehmlich im Alten Land und Umgebung, gestaltet.[5]
Werke (Auswahl)
- Nordfriesische Küste (im Altonaer Museum, Hamburg)
- David vor Saul (Privatbesitz)
- Hiob (in St. Wilhadi (Stade))
- Trommler (Privatbesitz) Grünendeich
- Schnee im Alten Land (Privatbesitz)
- Das Alte Land (Wandmosaik in Neuenkirchen)
- Die Niederelbe zwischen Hamburg und Stade (Wandmosaik in Horneburg)
- – ohne Titel – (Wandmosaik in Jork)
- Der Blaue Planet (Privatbesitz) Grünendeich
- Geest bei Harsefeld (Privatbesitz)
- Die Lühe bei Grünendeich (Privatbesitz)
- Celsa – Originalabguß eines Reliefs der Hamburger Domglocke von 1487
Weblinks
Einzelnachweise
- Regionale Ansichten – 100 Jahre Malerei zwischen Este und Oste, herausgegeben von der Stadtsparkasse Stade, Krause Druck, Stade 1999, Seite 28ff
- Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers (Hrsg.): Otto Rahm – ein gemäßigter Expressionist, 2012.
- Hans-Eckhardt Dannenberg: Ein Künstler der Menschlichkeit – Erinnerungen an den Maler und Grafiker Otto Rahm (1904–1994), in: Zwischen Elbe und Weser, Nr. 1, S. 15 ff., 2005.
- Stadt Stade (Hrsg.): Otto Rahm – Ölbilder – Graphiken – Entwürfe, 1984.
- K. Hense: Otto Rahm und seine Spuren, in: Stader Tageblatt, 8. September 2004.