Otto Bengtson
Otto Bengtson (* 1924; † 30. August 1988[1]) war ein deutscher Kaffeemaschinenerfinder und Unternehmer.
Leben
Otto Bengtson wurde 1924 in Thüringen geboren.[2] Er war der älteste Sohn aus der Ehe des Metalldrückermeisters Otto Bengtson († 1950) und dessen Ehefrau Elisabeth Bengtson, geborene Petzold. Der Vater besaß seit 1934 einen eigenen Handwerksbetrieb in Berlin-Lichtenberg.[3] 1945 wurde der Betrieb und die Wohnung durch eine Luftmine zerstört und nach Kriegsende vom Vater, Otto Bengtson jun. und seinen beiden jüngeren Brüdern wieder aufgebaut. Nach dem krankheitsbedingten Tod des Vaters wurde der Betrieb von Otto Bengtson jun., zunächst noch zusammen mit seiner Mutter, fortgeführt.[4]
Anfang der 1950er Jahre entwarf er die erste und vermutlich bekannteste Kaffeemaschine der DDR mit der Bezeichnung „Moccadur“.[5][6] Auf der Leipziger Messe stellte er ab 1954 diese elektrische Kaffeemaschine vor und schloss Verträge für den innerdeutschen Handel und den Export ab.[7][8] Hergestellt wurde die Maschine im angestammten Betrieb in der Lückstraße 29 in Berlin-Lichtenberg und später in der 1958 gegründeten PGH Elektromechanik Berlin-Kaulsdorf, die ab 1972 zum VEB Elektromechanik Kaulsdorf wurde und der größte Kaffeemaschinenhersteller in der DDR war.[9]
Bengtson lebte von 1958 bis 1968 in Berlin-Biesdorf. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1960 stellte er eine vollautomatisch arbeitende Kaffee-Großbrühanlage für Gaststätten vor,[10] die dann unter dem Namen „Mocca-Krone“ bekannt wurde.[11] 1962 entwarf er den Aluminium-Kaffeekocher „Moccadolly“.[12][13] 1963 ergänzte er die Produktpalette um einen selbst entwickelten Getränkeautomaten – sein Betrieb Otto Bengtson Metallwaren KG (OBM) in Berlin-Niederschöneweide war mittlerweile halbstaatlich geworden[14] – und 1965 um einen Kaffeeautomaten zur Selbstbedienung, der pro Stunde 250 Tassen Kaffee produzieren konnte.[15]
1969 erfand Otto Bengtson den Kaffeevollautomaten mit integrierter Mühle, der von OBM vermarktet wurde. Mitte der 1970er Jahre wurde das Gerät zum deutschen Exportschlager und war die Grundlage heutiger Entwicklungen.[6]
Nachdem sein Betrieb nach dem Tod Walter Ulbrichts (1893–1973) verstaatlicht wurde, wanderte Otto Bengtson 1974 nach West-Berlin aus, da er nicht weiter als leitender Angestellter in der Entwicklungsabteilung seines ehemals eigenen Betriebes arbeiten wollte. Als Rentner besaß er eine Wohnung in Berlin-Moabit, in der er unter anderem an einer Lösung für die Herstellung eines flüssigen Kaffeeextraktes arbeitete. Bereits 1985 hatte er dafür ein Patent angemeldet.[16] Vertreter der Kaffeeproduzenten von Melitta und Douwe-Egberts seien bereits bei ihm gewesen, hätten aber trotz positiver Bewertung der Qualität des Produktes kein Interesse an einer Lizenzierung gehabt.[2] Regelmäßig war er beim Erfinderstammtisch im Café Blisse in Berlin-Wilmersdorf anzutreffen.[17]
Weblinks
Einzelnachweise
- Harald Ritter: Ein unermüdlicher Tüftler: Otto Bengtson entwickelte Kaffeemaschinen. In: berliner-woche.de. 25. August 2018, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Wolfgang Spielhagen: Patenlösungen: Bei den Goldgräbern im Reich der Ideen. In: TransAtlantik. Januar 1988, ISSN 0720-0811, S. 96–100 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Bengtson, O. In: Berliner Adreßbuch, 1936, 4, S. 2145. „Lückstr. 29, Bengtson, O. – Metalldruckerei“ (1936 befindet sich der erste Eintrag im Berliner Adressbuch, die Familie scheint erst kurz zuvor nach Berlin gezogen zu sein.).
- Klara Bengtson: Klassifikation der Malleolarfrakturen nach N. Lauge-Hansen. 200 Fälle aus dem Städtischen Auguste-Viktoria-Krankenhaus. Diss., Medizinische Fakultät der Freien Universität Berlin, 1962, S. 23.
- Die Moccadur aus Kaulsdorf und ihr Biesdorfer Erfinder Otto Bengtson – Vortrag im Stadtteilzentrum Biesdorf am 25.06.2014. Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 12. Juni 2014, abgerufen am 8. Februar 2017.
- Kaulsdorfer Kaffeeschätzchen im Vortrag: Historiker präsentiert die „Moccadur“, Berliner Abendblatt, 14. Januar 2016
- Berliner Handwerk exportiert nach elf Ländern. In: Neue Zeit, 24. Dezember 1954, S. 5. ([…] während der Handwerksbetrieb Bengtson Aufträge von der Deutschen Handelszentrale über die Lieferung von Springformen, Backapparaten und Kaffeemaschinen im Werte von 500 000 DM erhielt.)
- Berliner Handwerk erweiterte den Export. Bengtson-Kaffeemaschine nach Westdeutschland In: Berliner Zeitung, 17. März 1955, S. 5.
- Kein Samowar, sondern eine Kaffeemaschine: Gesuchtes Exponat ist eine „Moccadur“. Thüringer Allgemeine, 24. September 2016, abgerufen am 8. Februar 2017.
- Messeneuheiten aus Privatbetrieben In: Neue Zeit, 19. Januar 1960, S. 5.
- In: Die Technik. Band 19, Verlag Technik, 1964, S. 222 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Schlichte Eleganz – eine Ausstellung über DDR-Gebrauchsdesign im Westteil Berlins. Kultura-Extra, 21. Juli 2012, abgerufen am 8. Februar 2017.
- Heinz Hirdina: Gestalten für die Serie: Design in der DDR 1949–1985. Amt für Industrielle Formgestaltung, Verlag der Kunst, Dresden 1988, S. 150
- DDR-Konsumgüter – schön und zweckmäßig. Notizen vom Rundgang mit den Repräsentanten unserer Republik. In: Berliner Zeitung, 2. September 1963, S. 2.
- Berliner Kaffeeautomat In: Neues Deutschland, 10. Januar 1965, S. 8.
- Patent DE3539387A1: Verfahren zur Herstellung haltbarer Kaffeeauszuege. In: patents.google.com. 17. September 1985, abgerufen am 8. Februar 2017.
- Erfinderstammtisch Berlin: Prominente Stammtisch-Teilnehmer: Otto Bengtson. In: erfinderclub-berlin.de. Abgerufen am 9. Februar 2017.