Oskar Bresler
Oskar Bresler (geboren 8. Februar 1885 in der Landgemeinde Minken, Landkreis Ohlau in Schlesien;[1] gestorben nach 1964)[2] war ein deutscher Gendarmerie-Wachtmeister, NSDAP-Ortsgruppenleiter[3] und verurteilter Mörder aufgrund von Kriegsendeverbrechen gegen drei Zivilisten[4] in Arnum, Region Hannover.[5]
Leben
Der in Schlesien geborene Bresler[1] war der NSDAP beigetreten und wirkte als Gendarmeriehauptmeister in Arnum vor Hannover[5] als Ortsgruppenleiter seiner Partei in der dortigen Gendarmerie. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges[4] wurde in Arnum am 9. April 1945[1] – einen Tag vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen[6] – eine Straßenkontrolle durchgeführt mit dem Ziel, aus der Haft entflohene Strafgefangene zu finden. Ein Passant,[5] angeblich ein „aus dem Zuchthaus“ entlassener, namentlich nicht bekannter Mann,[4] soll sich dabei kritisch zur Lage an der Front geäußert haben und wurde daraufhin kurzerhand in Selbstjustiz von Bresler erschossen.[5]
Nach der Hinrichtung ging Bresler „zu einem nahe gelegenen Haus, in dem das Ehepaar Othmer wohnte, mit dem er schon längere Zeit im Streit lag“;[5] vor allem Frau Othmer waren so genannte „staatsfeindliche“ Äußerungen nachgesagt worden. Kurz hintereinander erschoss Bresler[5] „in einem Akt nationalsozialistischer Willkür und Gewalt“ nun auch das Ehepaar Bertha und Karl Othmer.[7]
In der Nachkriegszeit kam Bresler wegen Mordes in Untersuchungshaft. Das Schwurgericht in Hannover entschied während Breslers U-Haft auf Grund der Gerichts-Sitzungen vom 23. und 24. Juni 1948 mit Urteil vom 26. Juni 1948 auf lebenslängliche Freiheitsstrafe zuzüglich weiteren eineinhalb Jahren Haft.[1]
1957 beantragte Bresler seine Begnadigung, doch die Arnumer Gemeindeverwaltung wehrte sich dagegen unter anderem mit den Worten: „Die Tat ist Gemeindeangehörigen noch stark in Erinnerung und wird verabscheut. Eine Rückkehr des B. würde große Beunruhigung“ in der Bevölkerung hervorrufen.[2]
Um 1961 kam der ehemalige Gendarm dennoch durch einen Gnadenakt frei und siedelte sich dann unauffällig in der Gegend um Arnum an. Um 1964 berichtete die Polizei über Bresler: „Herr B. führt zurückgezogen ein bescheidenes Dasein und ist stets freundlich und hilfsbereit. Die allgemeine Anteilnahme an seiner goldenen Hochzeit zeigte, daß er in kurzer Zeit regelrecht beliebt geworden ist.“[2]
Gedenken an Breslers Opfer
- Auf dem Friedhof Arnum wurden bei den Denkmälern für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges auf einem Findling die folgende Inschrift aufgebracht:[8]
„An ein unbekanntes Opfer nationalsozialistischer Willkür und Gewalt. Am 9. April wurde ein Unbekannter vom damaligen Gendarmeriemeister und Ortsgruppenleiter der NSDAP O. Bresler ermordet.“
- Das Ehepaar Bertha Othmer und Klaus Othmer wurde auf dem Friedhof Wilkenburg beigesetzt, ihr Grab ist Gedenkstelle[7] und Ehrengrab der Gemeinde.[5]
Literatur
zum Gerichtsverfahren:
- Fritz Bauer (Hrsg.): Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–2012, Bd. 2: Die vom 12.11.1947 bis zum 08.07.1948 ergangenen Strafurteile. Lfd. Nr. 035–074, bearbeitet im Seminarium voor Strafrecht en Strafrechtspleging Van Hamel der Universiteit van Amsterdam von Adelheid L. Rüter-Ehlermann und C. F. Rüter, Amsterdam: Amsterdam University Press, 1969, ISBN 978-3-598-23790-4 und ISBN 3-598-23790-1 sowie 978-90-6042-000-3 und ISBN 90-6042-000-4 (für das Gesamtwerk der Bde. 1–22 und die Reg.-Bde.), S. 707; Vorschau über Google-Bücher
Archivalien
Archivalien von und über Oskar Bresler und seine Opfer finden sich beispielsweise
- als Akte mit der laufenden Nummer 67 des Landgerichts Hannover (LG Hannover) vom 24. Juni 1948, Aktenzeichen OGHBZ 490108[9]
Einzelnachweise
- Fritz Bauer (Hrsg.): Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945 - 2012, Bd. 2: Die vom 12.11.1947 bis zum 08.07.1948 ergangenen Strafurteile. Lfd. Nr. 035 - 074, bearbeitet im Seminarium voor Strafrecht en Strafrechtspleging Van Hamel der Universiteit van Amsterdam von Adelheid L. Rüter-Ehlermann und C. F. Rüter, Amsterdam: Amsterdam University Press, 1969, ISBN 978-3-598-23790-4 und ISBN 3-598-23790-1 sowie 978-90-6042-000-3 und ISBN 90-6042-000-4 (für das Gesamtwerk der Bde. 1-22 und die Reg.-Bde.), S. 707; Vorschau über Google-Bücher
- o. V.: „Ein Toter gleich zehn Minuten Gefängnis“, in: Der Spiegel vom 8. Juli 1979, S. 55; Abschrift auf der Seite spiegel.de
- Karl-Heinz Grotjahn (Verf.), Reinhard Oberschelp (Mitarb.): Demontage, Wiederaufbau, Strukturwandel. Aus der Geschichte Niedersachsens 1946 - 1996 ( = Veröffentlichungen der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover, Bd. 15), Hameln: Niemeyer, 1996, ISBN 978-3-8271-8665-2 und ISBN 3-8271-8665-X, S. 159; Vorschau über Google-Bücher
- Raimond Reiter: Empirie und Methode in der Erforschung des „Dritten Reiches“. Fallstudien zur Inhaltsanalyse, Typusbildung, Statistik, zu Interviews und Selbstzeugnissen, Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Oxford; Wien: Lang, 2000, ISBN 978-3-631-36367-6 und ISBN 3-631-36367-2, S. 50; Vorschau über Google-Bücher
- Horst Dralle, Tom Seibert (Verantw.), Peter Schyga, Tom Seibert, Kata Miszkiel-Deppe (Red.): In den Städten und Gemeinden der Region / ... / Hemmingen-Wilkenburg / Ehrengrab Friedhof Wilkenburg auf der Seite vom Netzwerk Erinnerung und Zukunft in der Region Hannover e.V. [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 8. April 2021
- o. V.: Zeittafel Arnum (990–1990), in Anke Sawahn (Hrsg.): Arnum, Bd. 2: Von der Schenkung zum vorstädtischen Ort. 990 - 1990.Beiträge zur Geschichte von Arnum, hrsg. om Auftrag der Gemeinde Arnum, Hemmingen: Gemeinde, 1990, ISBN 978-3-9802415-1-9 und ISBN 3-9802415-1-3, S. 235ff.; hier: S. 237
- Rings um uns. Stadt Hemmingen. Lokale Nachrichten und amtliche Mitteilungen aus der Umgebung rings um Arnum, Devese, Harkenbleck, Hemmingen-Westerfeld, Hiddestorf, Ohlendorf und Wilkenburg, 46. Jahrgang, 19. März 2008; Transkript über docplayer.org
- anonym: Arnum, Stadt Hemmingen, Region Hannover, Niedersachsen / PLZ 30966 auf der Seite denkmalprojekt.org
- Verfahren Lfd.Nr.067 auf der Seite des Projektes Justiz und NS-Verbrechen (EX POST FACTO)