Orgeln des Magdeburger Doms
Die heute vier Orgeln des Magdeburger Doms haben eine bis ins 14. Jahrhundert rückverfolgbare Geschichte.
Geschichte
Der Halberstädter Orgelbauer Nikolaus Faber lieferte 1363, im Jahr der Weihe des Langhauses, die erste Orgel, deren Blasebälge von zwölf Kalkanten bedient wurden.[1] Da die Balganlage in der „Turmkammer“ untergebracht war, ist anzunehmen, dass diese Orgel bereits auf der Westempore stand. Sicher ist das nicht, allerdings spricht eine im Südturm bis zur Westempore hinauf gebaute Treppe dafür. Nachweisbar ist zudem eine Chororgel, die 1536 von dem Orgelbauer Michaelis für den Dom zu Halle gebaut worden war und 1541 nach Magdeburg verpfändet wurde.
In den Jahren 1604 und 1605 baute Heinrich Compenius der Jüngere eine neue Orgel; das Instrument hatte 43 klingende Register auf drei Manualwerken, die von zwei Manualen aus angespielt werden konnten (vermutlich wurde das Brustwerk vom Oberwerksmanual mit angespielt).[2] Ihr mit exorbitantem Aufwand gestaltetes Gehäuse verschlang etwa die Hälfte der Baukosten der ganzen Orgel. Der Prospekt war überaus reich verziert und vergoldet. An der Front der Orgel prangten 30 starre und zwölf bewegliche Figuren, u. a. ein vergoldeter Hahn, der krähen und mit den Flügeln schlagen konnte. Dieses Instrument blieb im Dreißigjährigen Krieg, als die Truppen des Feldherrn Tilly 1631 nahezu die ganze Stadt verwüsteten, verschont, jedoch stahlen Militärangehörige ein Jahr später Metallpfeifen.[3] Ein größerer Umbau, für den Arp Schnitger auf Bitte des damaligen Domorganisten Jacob Hasse 1699 einen Kostenvoranschlag einreichte, kam nicht zustande. 1769 bis 1772 nahm dann Christoph Treutmann jun. einen Umbau vor.
Die mit der Zeit verfallene Chororgel wurde 1715 von Hasses Nachfolger, Georg Tegetmeyer, wieder in Ordnung gebracht. Weiterhin existierten ein baulich mit der Chororgel vereintes, aber abweichend von ihr gestimmtes und somit nicht gemeinsam spielbares Positiv mit 6 Registern und einem Tremulanten, das 1619 „zu Cassel von Georg Weißlanden, aus Amberg bürtig“ gebaut worden sein soll.
Nachdem Napoleons Truppen 1806 bis 1814 den Dom zweckentfremdet hatten, dürften weder die umgebaute Compenius-Orgel, noch die Kirche als Ganzes in einem guten Zustand gewesen sein.[4] Friedrich Wilhelm III. besichtigte den heruntergekommenen Dom 1825 und stieß mit einer Spende eine grundhafte Instandsetzung an. Während der von 1826 bis 1834 andauernden Restaurierung wurde die Orgel auf der Westempore erneut umgebaut, diesmal durch Theodor Hamann. Das Rückpositiv fiel dem erhöhten Platzbedarf für Sänger auf der Empore zum Opfer. Der Compenius-Prospekt wurde 1830 im Turm eingelagert und durch einen neuen des Tischlermeisters Schumann mit einigen 32’-Pfeifen in der Mitte und neugotischen Elementen ersetzt.
Johann David Hamann aus Groß Ottersleben, Vater von Theodor Hamann, baute 1807 eine neue Chororgel, die 15 Register auf zwei Manualen und Pedal enthielt. Diese hatte drei 16′-Register und keine Mixturen (höchste Fußlage 2′).[5][3] Der Chorraum war von der missbräuchlichen Nutzung des Doms durch Napoleons Truppen ausgenommen; er stand der Gemeinde derweilen weiter zur Verfügung.[2] Diese Chororgel wurde bereits bei der 1826 begonnenen Renovierung entfernt.
Als der Komponist und Organist August Gottfried Ritter, der auch „Königlich-Preussischer Orgelrevisor“ war, die Domorganistenstelle 1847 übernahm, blühte die Orgelmusik dort auf. Auf seine Initiative hin errichtete der Orgelbauer Adolf Reubke (Hausneindorf, Harz) von 1856 bis 1861 eine von Ritter disponierte, neue Orgel mit 81 Registern auf vier Manualen und Pedal. Dabei verwendete er eine Anzahl Register aus der Vorgängerorgel. Der Prospekt von Schumann wurde im neogotischen Stil umgestaltet und angestrichen.[3] Später wurde die Orgel um ein weiteres Manualwerk, das nicht von einer eigenen, fünften Klaviatur, sondern vom vorhandenen III. Manual aus anspielbar war, auf 88 Register erweitert. Das Instrument hatte Schleifladen und mechanische Trakturen mit Barkerhebeln. Die Größe der Laden bedingte eine enorme Tiefenausdehnung des Orgelwerks und die Anordnung des Spieltischs in der Orgel hinter dem 32′-Pfeifenturm des Prospekts. Der Klang des Instruments soll sehr gut gewesen sein, andererseits gab es immer wieder Probleme mit der Traktur der für damalige Verhältnisse überaus großen Orgel. Der Chronist Rudolph Palme berichtete: „Man saß an der Orgel wie auf einem störrischen Pferd und war glücklich, ohne Unfall davon zu kommen.“
Während Domorganist Ritter der Überlieferung nach sehr gern auf der Reubke-Orgel spielte, pflegte sein ab 1886 amtierender Nachfolger Theophil Forchhammer gänzlich andere Erwartungen an die Domorgel. Er gab deshalb 1906 dem Orgelbauer Ernst Röver, der Reubkes Werkstatt in Hausneindorf übernommen hatte, den Auftrag für eine völlig neue Hauptorgel. Diese hatte 100 Register auf drei Manualen und Pedal. Der Prospekt wurde 2,50 m nach hinten versetzt und der Spieltisch an der Front angeordnet, um Platz für einen Chor vor der Orgel zu gewinnen und einen – bei Reubkes Orgel fehlenden – Sichtkontakt zwischen Chorleiter und Organist zu ermöglichen. Die wegen ihrer prinzipbedingten Trägheit üblicherweise berüchtigte pneumatische Traktur funktionierte in Rövers Orgel relativ präzise, auch dank von Röver modifizierter Kastenladen. Der kraftvolle Klang des vollen Werks füllte den Dom bis in den letzten Winkel, jedoch taugte die Orgel nach Ansicht des Reichsorgelrevisors Georg Kempff zu „nichts Anderem als zum Brüllen und Flüstern“ u. a. weshalb er bereits 1938 ihren Abriss und einen dem Zeitgeschmack entsprechenden Neubau forderte. Debatten über den Umgang mit der Orgel wurden am 17. Februar 1945 hinfällig, als das Gewölbe über ihr infolge eines Tieffliegerangriffs zusammenbrach und lediglich der durch den großen Spitzbogen vor den herabstürzenden, tonnenschweren Trümmern geschützte Prospekt intakt blieb.[3] Der eingelagerte Compenius-Prospekt wurde 1945 aus dem Turm gebracht und verheizt. Der „Goldene Hahn“ blieb erhalten.
Aufgrund der Zerstörungen am Dom wurde nach dem Krieg der Remter für Gottesdienste genutzt. Der Magdeburger Orgelbauer Brandt barg die verwertbaren Reste der total zerstörten Hauptorgel. Als Remterorgel diente zunächst ein leihweise aufgestelltes, vermutlich aus der Aula des kriegsbeschädigten Domgymnasiums stammendes, romantisches Instrument der Orgelbaufirma Furtwängler & Hammer; es hatte 18 Register auf zwei Manualen. 1949 wurde das Instrument in das Domgymnasium zurückgebracht. Ihm folgte übergangsweise ein fünfregistriges Positiv mit angehängtem Pedal im Remter, bis noch im gleichen Jahr eine neue Orgel der Potsdamer Orgelbaufirma Schuke mit 28 klingenden Registern auf drei Manualwerken und Pedal fertiggestellt wurde. Das nun nicht mehr benötigte Positiv wurde daraufhin im Gemeindesaal der evangelischen Altstadtgemeinde Magdeburg aufgestellt, wo es noch heute Dienst tut.[6][7] Da der Dom – abgesehen von einem kurzen Zeitraum am Anfang des 20. Jahrhunderts – seit jeher nicht heizbar ist, nutzt(e) die Domgemeinde den mit einer Heizung ausgestatteten Remter ohnehin für sechs bis sieben Monate eines jeden Jahres sowie für Andachten und andere kleine Anlässe.
Karl Schuke plante den Bau dieser Orgel. Der Nachkriegsneubau war schwierig: Fa. Schuke gewann das dafür benötigte Orgelmetall zum Großteil aus den Schrottpfeifen der Röver-Orgel. Im September 1947 scheiterte ein Altmetalltransport nach Potsdam, weil Kisten fehlten. Die anspruchsvolle Fertigung der Zungenpfeifen war in der sowjetischen Besatzungszone bzw. in der eben gegründeten DDR kaum möglich, so dass vorübergehend gebrauchte Pfeifen und Pfeifenteile zum Einsatz kamen. Während Fa. Schuke eine Orgel mit 22 Registern in etwa in der Mitte des Remters bauen wollte, setzte der damalige Domorganist Gerhard Bremsteller eine Aufstellung hinter einer Säule an der nördlichen Stirnseite des langgezogenen, niedrigen, zweischiffigem Remters durch. Dieser Platz war nicht nur räumlich beengt, sondern auch akustisch nachteilig. Kaltluft, die dort aus einer Kryptaöffnung ausdrang, verstimmte zudem einen Teil der Orgel. Schukes damaliges Klangkonzept (ungewöhnlich hohe Aufschnitte an den relativ engen Labien der Prinzipale und Mixturen, welche einen weichen, flötenähnlichen Klang erzeugten) stieß bei Anhängern eines von einer Rückbesinnung auf barocke Orgelbautraditionen geprägten Zeitgeschmacks auf Ablehnung. Auch wurde dieses Klangbild als unpassend zur gotischen Architektur des Remters empfunden. Am 3. Dezember 1949 eingeweiht, war die neue Schuke-Orgel vorübergehend die einzige größere mechanische Schleifladen-Orgel in Magdeburg, und wurde deshalb viel genutzt.
Gegen Ende der 1950er Jahre erhielt die Domgemeinde eine zweimanualige, 1957 von der Firma Orgelbau A. Schuster & Sohn (damals Zittau) ursprünglich für die Magdeburger Heilig-Geist-Kirche gefertigte Orgel mit 27 Registern und elektropneumatischer Traktur. Sie konnte nicht mehr an ihrem Bestimmungsort aufgestellt werden, da diese bereits wiederaufgebaute, den sozialistischen Planern jedoch nicht ins Stadtbild passende Kirche 1959 gesprengt wurde.[8] Da eine Orgel im Dom aber seit dem Bombardements von 1945 fehlte, wurde die (für die Kathedrale völlig unterdimensionierte) Schuster-Orgel vor einem Fenster im südlichen Seitenschiff aufgestellt.[9]
An der Schuke-Orgel des Remters waren bereits um 1964 umfangreiche Reparaturen nötig. Die Tasten des I. Manuals waren zu dieser Zeit schon bis zu 4 mm tief abgegriffen. Einer solchen Beanspruchung konnte das Nachkriegsmaterial nur bedingt standhalten. Es folgten etliche weitere Instandsetzungen sowie langwierige und oft kontroverse Verhandlungen zwischen Domgemeinde, Denkmalpflegern, Organisten, Orgelbauern und -gutachtern über Klangbild, Zustand, Erhaltungswertigkeit und Anderes. 1988 wurde die Orgel unter Denkmalschutz gestellt und als „kultureller Besitz der sozialistischen Gesellschaft“ betitelt. Die chronischen technischen Gebrechen und klanglichen Probleme wären nur durch schwerwiegende und teure Eingriffe in die Originalsubstanz, welche jedoch nun von der Denkmalpflege untersagt wurden, zu beheben. Ein Erhalt der Orgel im Sinne des Denkmalschutzes hätte beispielsweise den Beibehalt von minderwertigen Nachkriegsmaterialien, sowie klanglich ungünstig gebauten Pfeifen verlangt. Nach einer fünften, 1992 vorgenommenen Reinigung und – soweit möglich – Reparatur fügte eine neue Heizung im Remter der Orgel weitere Schäden, die zur Unspielbarkeit führten, zu. So erfolgte 1996/1997 ihre Stilllegung. Im Juli 2007 demontierte man sie vor einer viel Schmutz verursachenden Renovierung des Remters und schaffte sie zunächst ins Orgelzentrum Valley. 2008 stellte die polnische Orgelbaufirma Jakubowscy die Orgel in Trzebinia-Siersza (Polen) auf.[6][10]
Nachdem der Dom 1830 im Zuge der preußischen Säkularisation in Staatsbesitz gekommen war, mangelte es zu DDR-Zeiten an Interesse und Geld für den Bau einer Hauptorgel mit angemessenem Klangvolumen auf der Westempore, die von der evangelischen Gemeinde genutzt würde. Eine über eine Zeit lang staatlicherseits alljährlich zur Verfügung gestellte Summe war stets zu gering, um das Projekt in einem Zuge verwirklichen zu können. Die Denkmalpflege verweigerte zudem die Aufstellung einer großen Orgel, obwohl der Dom eine vielhundertjährige Orgeltradition aufweist. Für die Domgemeinde war es auch brüskierend, dass die in Domnähe stehende, als städtische Konzerthalle genutzte Klosterkirche, die viel kleiner als der Dom ist, 1979 mit einer neuen Konzertorgel mit immerhin 63 Registern, vier Manualen und fast 5400 Pfeifen ausgestattet wurde.[11] Um 1960 gediehen dann Pläne für eine von der Domgemeinde allein finanzierbare Orgel im Querschiff, die eine Kompromisslösung für die Beschallung von Quer- und Hauptschiff darstellen sollte. Diese wurden – nach fast zehn Jahren Wartezeit – mit dem Bau der Querhausorgel der Firma Alexander Schuke (Potsdam) im Jahr 1969/1970 Realität. Die Schuster-Orgel von 1957 wurde 1975 mit etwas reduziertem Pfeifenwerk und ohne Prospekt in die relativ kleine Sankt-Nicolai-Kirche in Magdeburg-Neue Neustadt umgesetzt. Sie ist dort mittlerweile (2019) verschlissen und soll durch einen Neubau ersetzt werden, in den brauchbare Register der Schuster-Orgel integriert werden.
Heutige Instrumente
Heute befinden sich im Dom vier Orgeln: die eben erwähnte Querhausorgel, die Truhenorgel, die Hauptorgel der Firma Alexander Schuke (Potsdam bzw. Werder/Havel) von 2008 auf der Westempore, sowie die Orgel der Firma Glatter-Götz von 2011 im Remter.[12]
Querhausorgel
Das Instrument befindet sich auf dem Sims eines Ganges über der „Paradiespforte“. Der Hallenser Architekt Fritz Leweke entwarf das Gehäuse, das damals sehr grob aus Nadelholz gezimmert und nach DDR-Standards mit einem krebserregenden Holzschutzmittel getränkt wurde, sowie bereits Risse aufweist. Es soll durch ein Hartholzgehäuse in gediegenerer Ausführung ersetzt werden. Wie im DDR-Orgelbau damals üblich, importierte auch Schuke die Zungenstimmen aus der BRD. Diese passten jedoch nur teilweise zu Schukes neobarocken Klangkonzept.[13] Die Orgel kann mit ihren 37 Registern auf drei Manualen und Pedal allenfalls das Querhaus klanglich füllen und ist in den anderen Bereichen des Doms nur verschwommen hörbar. Im Querhaus hält sich zudem während normaler Gottesdienste niemand auf, da der Liturgiealtar und die Standardbestuhlung im Hauptschiff westlich der Vierung stehen.
Durch archäologische Ausgrabungen im Dom ab 2006 aufgewirbelter Staub setzte der Querhausorgel arg zu. Nachdem die neue Hauptorgel fertiggestellt worden war, konnten die Versuche von 1994, der Querhausorgel durch eine geänderte Intonation wesentlich mehr Klangstärke zu verleihen, bei einer 2010 vorgenommenen Instandsetzung revidiert, und dabei auch die Verschmutzungen beseitigt werden.[14][15] Prospektpfeifen aus einem zu weichen Material, die sich durch ihr Gewicht verformen (die größte Prospektpfeife war bereits einmal abgestürzt), sollen ab 2020 ebenfalls ausgetauscht werden. Des Weiteren sind einige kleine Dispositions- und Intonationsänderungen vorgesehen, damit die Paradiesorgel, als Ergänzung zur sinfonischen Hauptorgel, für das Spielen von Orgelmusik aus der Barockzeit prädestiniert ist.[9]
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- Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P
- Anmerkungen
- Ursprünglich zwei- bis dreifach mit Septime als dritter Chor.
- Ursprünglich Gedackt 8′ und Gemshorn 4′.
Truhenorgel
Sie war, als nach der Auflösung der DDR eine Ausstattung des Doms mit angemessenen Orgeln angegangen werden konnte, die erste Anschaffung und stammt vom englischen Orgelbauer Peter Collins. Ihre Disposition lautet: Gedackt 8′, Rohrflöte 4′, Principal 4′, Sesquialtera II (ab c′). Sie wird z. B. als Begleitinstrument bei Oratorienaufführungen genutzt.
Hauptorgel
Die für die neue Hauptorgel auf der Westempore veranschlagten Kosten betrugen 3,8 Millionen DM. Die EU übernahm im Rahmen eines Fonds für regionale Entwicklung 1,8 Mio. DM. Des Weiteren gingen mehrere große Spenden sowie Unterstützungen von Firmen und der Stadt Magdeburg ein. Der für den Bau je einer neuen Haupt- und einer Remterorgel gegründete Verein „Aktion neue Domorgeln Magdeburg e. V.“, der den Goldenen Hahn aus dem Compenius-Prospekt zu seinem Symbol auswählte, erteilte den Auftrag 2003 der Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau, die ihren Firmensitz Anfang 2004[16] von Potsdam nach Werder/Havel bei Potsdam verlegte. Zur Veranschaulichung des Aussehens der neuen Orgel hing vor Baubeginn eine im Maßstab 1:1 auf eine Riesenleinwand gedruckte Abbildung des künftigen Prospekts über der Westempore. Die Fa. Schuke begann im Frühjahr 2006 mit der Errichtung der größten Orgel Sachsen-Anhalts. Am 18. Mai 2008 wurde sie eingeweiht.
Das Instrument ist 14,75 m hoch, 10,75 m breit, 9,15 m tief, 37 Tonnen schwer und enthält 93 Register (92 echte Register und eine Transmission).[17] Die 6139 Pfeifen, von denen 5124 aus Metall und 1015 aus Holz gefertigt sind, lassen sich über vier Manuale und ein Pedal spielen. Die größte Pfeife ist die 10,37 m hohe Holzpfeife des C des Principal 32′, das Fis des gleichen Registers ist die größte Prospektpfeife.
Die Orgel besteht aus fünf Werken: Hauptwerk, Positiv, Schwellwerk, Solo und Pedal. Das Hauptwerk befindet sich über dem Spieltisch und wird durch einige Prospektpfeifen des Registers Principal 16′ repräsentiert. Das Solowerk, von dessen Doppelprincipal 8′ einige Pfeifen im Prospekt stehen, ist über dem Hauptwerk platziert. Das Schwellwerk steht hinter dem Hauptwerk, das Positiv über dem Schwellwerk und hinter dem Solowerk. Einige solistische Zungenregister sind auf dem Dach des Gehäuses angebracht und strahlen dicht unter dem Mittelschiffsgewölbe nahezu horizontal in den Raum. Die wie üblich auf C- und Cis-Seite aufgeteilten Pedalregister flankieren die vier Manualwerke zu beiden Seiten und erstrecken sich nahezu über die ganze Tiefe und Höhe der Orgel.
Die Spieltraktur ist grundsätzlich mechanisch, enthält jedoch aufgrund der Größe der Orgel diverse Zusatzeinrichtungen (beispielsweise elektrische Zusatzladen für viel Wind benötigende Basspfeifen und einige Hochdruckregister) zur Erhaltung einer gewissen Leichtgängigkeit. Weiterhin sind zu diesem Zweck, erstmals von einem europäischen Orgelbauer angewandt, Kowalyshyn-Maschinen, eine Entwicklung der Firma Fisk, in dieser Orgel eingebaut.[18] Das Hauptinstrument des Doms verkörpert die Konzeption einer klassischen sinfonischen Orgel mit musikalischer Ausrichtung auf deutsche und französische Orgelmusik. Dieser Orgeltyp ist in der Lage, einen so langgestreckten, großen Raum wie den Magdeburger Dom klanglich zu beherrschen. Der bis c4 reichende Manualumfang unterstreicht die Konzeption der Orgel auch als Konzertinstrument.
Eine Nachbildung des Goldenen Hahns ist im Gehäuse über dem Spieltisch versteckt und kann durch Betätigung eines Schalters ausgefahren werden.
Die Orgel enthält ein sich auf mitteldeutsche Orgelbautraditionen beziehendes Plenum, das in eine sinfonische Breite und Fülle übergeht und in allen Werken durch französische Klangfarben ergänzt wird.[18] Die Orgel hat die folgende Disposition:[19]
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- Koppeln: IV/I; III/I; III/I sub; II/I; III/II; III/II sub; III/III super; I/P; II/P; III/P; IV/P.
- Spielhilfen: Schwelltritte für Positiv und Schwellwerk; 10.000 Setzerkombinationen.
- Anmerkungen
- Durchschlagende Zungen.
- Aufschlagende Zungen.
- C-F Holz.
Remterorgel
Am 8. Oktober 2011 wurde die Orgel für den neu gestalteten Remter des Doms eingeweiht. Das Instrument wurde von Orgelbau Glatter-Götz in Kooperation mit der Orgelbaufirma Rosales (Los Angeles) gebaut. Sie hat 22 Register, von denen zwei teilweise Transmissionen sind, auf zwei Manualen und Pedal. Das Geld für diesen Neubau kam durch einen Zuschuss aus dem staatlichen „Konjunkturprogramm II“, und, ähnlich, wie bei der Hauptorgel, durch zahlreiche Spenden zusammen.
Die Nachteile des Aufstellungsortes der 2007 aus dem Remter entfernten Schuke-Orgel wurden durch eine Platzierung der Glatter-Götz-Orgel unter einem Bogen des Durchgangs vom Remter zur Seitenkapelle umgangen. Mit zwei Jalousien kann – mit Ausnahme der Pfeifen des Geigenprincipals 8’, die auf der Kapellenseite der Orgel im Prospekt stehen – der Schall des Hinterschwellwerks wahlweise in die Seitenkapelle, in den Remter oder in beide Räume gelenkt werden, so dass das Hinterschwellwerk bei entsprechender Jalousiestellung auch als Kapellenorgel fungiert. Wie auch beim Vorgängerinstrument sind die Spiel- und Registertrakturen mechanisch und stehen die Pfeifen auf Schleifladen.[20]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Literatur
- Aktion Neue Domorgeln Magdeburg e. V., Martin H. Groß, Ulrike Groß: Orgeln im Magdeburger Dom Einst & Jetzt. Mit CD. 2008, ISBN 978-3-935971-44-7.
Weblinks
- Magdeburger Dommusik: Die Orgeln des Magdeburger Doms
- Domorgeln Magdeburg e. V.
Einzelnachweise
- Rätsel gothische Orgel. (Memento vom 12. November 2018 im Internet Archive). In: magdeburgerdommusik.de.
- http://www.magdeburgerdommusik.de/Orgelgeschichte.pdf
- Orgeln der Vergangenheit, Teil 2. In: magdeburgerdommusik.de.
- Disposition: Die Orgel von Heinrich Compenius / Christoph Treutmann im Zustand von 1786. In: domorgel-magdeburg.de.
- Chororgel 1807. In: magdeburgerdommusik.de
- Nähere Informationen zur Geschichte der Orgeln in: magdeburgerdommusik.de; sowie Barry Jordan, Domorganist: Die Orgel im Remter des Magdeburger Domes. In: domorgel-magdeburg.de, 4. März 2007, (PDF; 32 S., 8,17 MB).
- https://esgm.ekmd-online.de/veranstaltungen/aktuelles/13-12-spazierengehen-und-gottesdienst-zum-3-advent.html#prettyPhoto%5Bgallery%5D/1/
- Werkverzeichnis. In: orgelbau-welde.de.
- Faltblatt mit Spendenaufruf: Sanierung der Paradiesorgel. In: Domorgeln Magdeburg e.V., (PDF; 501 kB), aufgerufen am 1. Januar 2021.
- Organ - Organmastery - Krzysztof Jakubowski: Build instruments. The church under the invocation of Niepokalane Serce NMP in Trzebinia-Siersza, 2008. In: Organmistrzostwo Jakubowscy, (englisch), aufgerufen am 1. Januar 2021.
- Informationen zur Jehmlich-Orgel in der Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“. In: Gesellschaftshaus Magdeburg, aufgerufen am 1. Januar 2021.
- Informationen zu den heutigen Orgeln. In: magdeburgerdommusik.de.
- Christina Bendigs: Sanierung geplant. Crowdfunding für Magdeburger Paradiesorgel. In: Volksstimme. 11. Dezember 2018, abgerufen am 1. Januar 2021.
- Informationen zur Querhausorgel. In: magdeburgerdommusik.de.
- Zur Disposition der Querhausorgel. In: magdeburgerdommusik.de.
- Firmen- und Familiengeschichte. In: Alexander Schuke Potsdam Orgelbau.
- Disposition: Magdeburg, Dom St. Mauritius und Katharina. (Memento vom 2. Oktober 2017 im Internet Archive). In: schuke.de, (PDF).
- Magdeburger Dom – Die Hauptorgel. In: Musikkoffer Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 1. Januar 2021.
- Disposition: Hauptorgel. In: domorgel-magdeburg.de.
- Informationen zur Remter-Orgel in: aktion-neue-domorgeln-magdeburg.de.