Orgeln der Basilika Vierzehnheiligen
Die Orgeln in der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein sind die Hauptorgel von Rieger Orgelbau und die fahrbare Chororgel von Orgelbau Eisenbarth. Die Rieger-Orgel aus dem Jahr 1999 in einem Gehäuse von 1848 verfügt über 68 Register auf drei Manualen und Pedal und die zweimanualige Eisenbarth-Orgel aus dem Jahr 1986 über 13 klingende Register.
Geschichte
Vorgeschichte
Es gab im 18. Jahrhundert zwei Orgeln in Vierzehnheiligen, eine auf der Empore über der Sakristei, die andere, größere auf der Westempore. Ob die kleine Orgel später in die größere eingearbeitet oder aufgrund der Säkularisation verkauft wurde, ist bis heute unklar. Diese Orgel wurde jedoch bei dem Kirchenbrand am Kunigundentag 1835 völlig zerstört.
Im Zug der umfangreichen Erneuerungen nach dem Brand errichtete 1848 Augustin Ferdinand Bittner aus Nürnberg ein neues Orgelwerk, ebenfalls auf der Westempore. Es umfasste 39 Register auf zwei Manualen und Pedal. 1870 wurde der Orgelbauer Ludwig Weineck aus Bayreuth mit einem Umbau beauftragt, der aber kein zufriedenstellendes Resultat erbrachte. Deshalb führte 1905 die Firma Steinmeyer einen technischen Neubau mit Röhrenpneumatik durch und erweiterte die Orgel auf drei Manuale und 42 Register.
Umbau durch Steinmeyer 1951
Bei einem weiteren Umbau 1951 entfernte Steinmeyer die Röhrenpneumatik und stellte die Orgel auf elektrische Ton- und Registersteuerung um. Das Werk wurde im Sinne des Neobarock aufgehellt und auf 60 Register erweitert. 1962 entschloss man sich, den zweigeschossigen Mittelteil des Orgelprospekts auf ein Geschoss zu erniedrigen, weil das Oberwerk ein dahinterliegendes Fenster verdeckte. Der untere Prospektteil wurde entfernt und der Teil mit der Uhr tiefergesetzt. Die ursprüngliche Situation ist auf dem Bild mit dem Gnadenaltar zu erkennen.
Disposition der durch Steinmeyer neugebauten Bittner-Orgel (Bittner/Steinmeyer-Orgel, 1951–1998)
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: -
Neubau durch Rieger 1999
Durch Staub, den die 1993 abgeschlossene Kirchensanierung verursacht hatte, war der Orgel erheblicher Schaden zugefügt worden. So wurde der Wunsch nach einem Neubau der Westorgel laut. Ursprünglich sollte diese 90 Register bekommen, dafür reichte aber weder der Platz im denkmalgeschützten Gehäuse von 1848 noch die Finanzen. Die österreichische Firma Rieger Orgelbau stellte eine neue Orgel mit 68 klingenden Registern her. 1998 verabschiedete Basilikaorganist Georg Hagel die alte Bittner/Steinmeyer-Orgel mit einem letzten Konzert. Die alte Orgel steht derzeit im Orgelmuseum Schloss Valley (bei Holzkirchen) – ohne das Bittner-Gehäuse. Dieses musste aus Gründen des Denkmalschutzes in Vierzehnheiligen erhalten bleiben. Vor der Aufstellung der neuen Orgel 1999 wurden unter anderem zwei Stahlträger quer über die Empore gelegt und an den beiden Türmen befestigt, die das über 20 Tonnen schwere Instrument tragen. Die neue Orgel hat über 1.000.000 Euro gekostet. Sie vertritt das Konzept der Universalorgel, die verschiedene Stilelemente bei moderner Technik vereint.
Die heutige Orgel von Rieger
Die heutige Riegerorgel von 1999 umfasst die Teilwerke Hauptwerk (I), Positiv (II), ein französisches Schwellwerk (III) sowie ein Chamadewerk (Bombardwerk, IV). Die Disposition wurde von Basilikaorganist und Regionalkantor Georg Hagel sowie Orgelbaumeister Christoph Glatter-Götz erarbeitet. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch.
Direkt in der Mitte über dem Spielschrank befinden sich die Windladen und Pfeifen des Hauptwerks, eingeschlossen von den beiden Pedaltürmen. Hinter dem Hauptwerk steht der große Schwellkasten des Récit expressiv. Das Besondere daran ist, dass die Schwellen und Schwellkästen nicht wie üblicherweise aus Massivholz gebaut, sondern mit Quarzsand gefüllt sind, um eine höhere Toneindämmung zu erreichen. Es handelt sich um ein typisch französisches Schwellwerk, reich besetzt mit Lingualregistern. Auf den Schwellkasten wurde als Krönung das gesamte Bombardwerk gebaut: Die horizontalen Chamaden 16′, 8′ und 4′ sind direkt auf den Hochaltar gegenüber ausgerichtet, samt den handgegossenen Messingglocken des Glockenspiels. Hinter den Pedaltürmen befinden sich die Schwellkästen des geteilten Positivs, die kleinste Pfeife der Orgel, das hohe c des Sifflets 1′ ist gerade einmal fünf Millimeter lang.
Links und rechts des Schwellwerks befinden sich die großen, teils gekröpften Pfeifen des Untersatzes 32′ und der Kontrabombarde 32′ (die tiefsten Pfeifen sind über fünf Meter lang und erreichen mit etwa 16 Hertz die untere Hörgrenze). Neben dem Schwellwerk befindet sich auch der geteilte Schwellkasten des ebenfalls schwellbaren Positivs. Der Prospekt der Orgel ist zwar der alte, das Gehäuse samt der gesamten Technik wurde jedoch völlig neu installiert. Das frühere Gebläse saugte feuchte und kalte Luft aus dem Nordturm an, dies trug dazu bei, dass das Material der alten Orgel nicht mehr verwendbar war. Um dies bei der neuen Orgel zu vermeiden, wurde ein Gebläse mit über 12 Kilowatt Leistung unter dem Récit installiert. Das Gebläse ist so stark schallgedämmt, dass man es außer beim Starten nicht hört.
Der Spieltisch hat insgesamt 89 Registerzüge (68 für die Register, 3 für Tremulanten und Glockenspiel und 18 Züge für die elektrischen Koppeln). Außerdem kann man mit magnetischen Kopplungen einen zweiten Spieltisch anschließen.
Die Orgel besitzt im Detail nachfolgende Disposition:
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- Koppeln:
- Mechanisch: II/I, III/I, IV/I, III/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
- Elektrisch: II/I, III/I, IV/I, III/II, I/P, II/P, III/P, IV/P, IV/III, IV/II, III/III 16′, III/II 16′, III/I 16′, I/I 16′, III/III 4′, III/II 4′, III/I 4′, III/P
- Spielhilfen: Kombinationsanlage mit 96×8 Speichermöglichkeiten, Sequenzer vorwärts–rückwärts; 4 Crescendi (einstellbar); Kartenspeicher.
Chororgel
Außerdem befindet sich im südlichen Querhaus der Basilika eine fahrbare Chororgel von Orgelbau Eisenbarth aus dem Jahre 1986. Das Schleifladen-Instrument hat 19 Register, darunter 6 Transmissionen auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[1]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Literatur
- Günter Dippold und Andreas Bornschlegel: Basilika Vierzehnheiligen. Bad Staffelstein 1992, ISBN 3-9801257-4-2.
- Christoph Glatter-Götz u. a.: Die Orgel der Basilika Vierzehnheiligen. ISBN 3-9804630-5-2.
Weblinks
- Die Orgeln auf der Website der Basilika Vierzehnheiligen
- Hauptorgel und Chororgel auf Organ index