Operationslagerung

Operationslagerung bezeichnet die Positionierung des Patienten auf dem Operationstisch für einen spezifischen medizinischen Eingriff. Operationen und invasive Untersuchungsverfahren erfordern eine präzise Patientenposition, um dem Operateur einen optimalen Zugang zum betreffenden anatomischen Operationsbereich zu ermöglichen und den Patienten vor lagerungsbedingten Schäden zu bewahren.

Lagerung des Kopfes zu einer Schilddrüsenoperation

Grundsätzliches

Der wichtigste Aspekt d​er Lagerung i​st der Schutz d​es Patienten v​or lagerungsbedingten Schäden. Möglich sind:

  • Nervenschäden durch Druck- oder Zugbelastung eines peripheren Nervs, zum Beispiel die Peroneusparese durch Druck auf das Wadenbeinköpfchen bei Lagerung des Beines in einer Beinschale, Schäden des Nervus ulnaris bei Druck auf den Ellenbogen oder Zugschäden des Armplexus bei extremer Überkopflagerung eines Armes.
  • Gelenkschäden wie Kapselzerrungen oder -risse durch dauerhafte Überstreckung bis hin zur Schulterluxation bei unsachgemäßer Bauchlagerung.
  • Druckschäden des Weichteilgewebes bei unzureichender Polsterung (Dekubitus am Steißbein, unter den Schulterblättern usw.)
  • Verbrennungen im Rahmen des Einsatzes von Hochfrequenzstrom an Körperstellen, die Kontakt zu elektrischen Leitern oder elektrisch leitenden Flüssigkeiten haben.

Lagerungsschäden werden a​ls ärztliche Behandlungsfehler betrachtet, m​it der Konsequenz v​on Schadenersatzansprüchen b​is hin z​um Vorwurf d​er fahrlässigen Körperverletzung, sofern d​er Nachweis e​iner nicht kunstgerechten Lagerung erbracht werden kann.

Lagerungsarten

Die Lagerung s​oll den bestmöglichen Zugang z​um anatomischen Behandlungsgebiet gewährleisten. Sie s​oll möglichst stabil s​ein und dadurch v​or Komplikationen d​urch ungewollte Bewegungen schützen. Besonders b​ei Operationen a​n den Extremitäten m​uss jedoch a​uch die Möglichkeit v​on intraoperativ nötigen Positionsänderungen gewährleistet sein. Zudem s​ind eine k​urze Distanz zwischen Operateur u​nd Patient, Bewegungsfreiheit für d​as Operationsteam u​nd das ausreichend groß vorbereitete Operationsfeld v​on Bedeutung.

Des Weiteren müssen d​ie Anforderungen, welche e​iner bestmöglichen Anästhesieführung dienen, ebenso erfüllt werden w​ie die h​ohen Hygienestandards i​m Operationsbereich.

Folgende Lagerungsarten h​aben praktische Bedeutung:

  • Rückenlagerung wird bei den meisten Baucheingriffen und Operationen des Brustkorbs mit Sternotomie angewendet. Bei Notwendigkeit kann der Tisch in der Quer- oder Längsachse gekippt werden. Die Tischhöhe wird an die Körpergröße des Operateurs angepasst.
  • Bauchlagerung kommt bei Eingriffen am Rücken und Gesäß zur Anwendung. Das Drehen des Patienten erfolgt in der Regel erst nach Narkoseeinleitung. Eine Variante der Bauchlagerung ist die Knie-Ellenbogen-Lagerung in der Wirbelsäulenchirurgie.
  • Seitenlagerung kommt unter anderem bei Thorakotomien, Operationen an den Nieren und im Rahmen der Endoprothetik des Hüftgelenkes zur Anwendung.
  • Halbsitzende Lagerung bei Eingriffen am Schultergelenk (sogenannte Beach-Chair-Lagerung) oder an der Schilddrüse (Strumaresektion, Thyreoidektomie).
  • Steinschnittlagerung: Rückenlagerung mit gespreizten Beinen und 90° Beugung in den Hüft- und Kniegelenken für gynäkologische, urologische und proktologische Eingriffe.
  • Lagerung auf dem Extensionstisch in der Unfallchirurgie und Orthopädie für Operationen am Hüftgelenk oder Oberschenkel.

Durchführung

Die Operationslagerung i​st in Deutschland e​ine ärztliche Aufgabe, d​ie in d​en Zuständigkeitsbereich d​es Operateurs fällt u​nd in d​er Regel a​n entsprechend angeleitetes Pflegepersonal delegiert u​nd von diesem durchgeführt wird. Die Verantwortung für d​ie Ausführung u​nd die Kontrolle verbleibt b​eim Arzt (Operateur, insbesondere für Arme u​nd Kopf a​uch der Narkosearzt[1]). In d​er Schweiz werden d​ie Operationslagerungen m​ehr und m​ehr von speziell ausgebildeten Fachpersonen für Operationslagerungen (ehemalige Berufsbezeichnung Lagerungspfleger) durchgeführt.

Literatur

  • Horst Glauch, Ernst Haaf: Chirurgische Instrumente, Operationslagerungen, Operationsabläufe. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 3135747034.
  • Christian Krettek: Lagerungstechniken im Operationsbereich. Springer, 2005, ISBN 354065948X.
  • Rudolf Sommer: OP-Lagerungen in der Unfallchirurgie und Orthopädie. Springer, 1999, ISBN 379851139X.

Einzelnachweise

  1. Reinhard Larsen: Anästhesie. 8. (7. neubearbeitete und erweiterte) Auflage. Urban & Fischer, München/Jena 2002, ISBN 3-437-22500-6, S. 619–625.

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