Operation Attleboro

Operation Attleboro w​ar der Codename d​er Schlacht u​m Dau Tieng u​nd Dong Minh Chau u​nd wurde v​om 14. September b​is 24. November 1966 nordwestlich v​on Dau Tieng durchgeführt. Benannt w​urde die Operation Attleboro n​ach der Garnisonsstadt Attleboro i​n Massachusetts/USA.

Lagekarte zur Operation Attleboro vom 3.–4. November 1966
Lagekarte zur Operation Attleboro vom 6.–25. November 1966
Feuerunterstützung des 2nd Battalion, 33rd Artillery, während Operation Attleboro am 18. November 1966

Die Operation Attleboro gliederte sich in zwei Phasen: Phase I (September bis November 1966) und Phase II (November 1966) und war eine der größten luftbeweglichen Operationen des US-Heeres gegen Vietcong-Stellungen in der Region um Tây Ninh nahe der Grenze zu Kambodscha. In dieser Region lagen zahlreiche Tunnelsysteme und getarnte Bunkerstellungen des Vietcong und der Vietnamesischen Volksarmee, versorgt aus den Stützpunkten in Kambodscha. Seit Oktober 1965 hatte die 2. NVA-Division und die 3. NVA-Brigade hier ihren Verfügungsraum eingerichtet. Schon in der Zeit des Kolonialkrieges gegen die Franzosen hatte die Vietminh in dieser Region ihr Rückzugsgebiet.

Hauptsächlich beteiligt an der Search and Destroy Operation war die neu in Vietnam eingetroffene und relativ unerfahrene 196. US-Leichte Infanteriebrigade unterstützt durch Truppenteile der 25. US-Infanteriedivision, der 1. US-Infanteriedivision unter Generalmajor William E. DePuy und einer Brigade der 4. US-Infanteriedivision. Außerdem waren Kampfunterstützungstruppen der ARVN und regionale Nung-Kräfte zusammen mit „Mike Forces“ (US Special Forces) beteiligt. In Phase II musste außerdem die 173. US-Luftlandebrigade in die Kämpfe eingreifen, um die 196. US-Leichte Infanteriebrigade vor der Vernichtung zu bewahren. Die Operation unterlag der Befehlsgewalt der II. Field Force. Die 196. US-Leichte Infanteriebrigade unter dem Kommando von Generalmajor Frederick C. Weyland war in der Garnison von Tây Ninh stationiert und bekam den Auftrag Feindkräfte in der Kriegszone C westlich der Michelin Kautschukplantage aufzuspüren und zu vernichten. Das Operationsgebiet lag in der Feuchtsavanne um den Gebirgszug Nui Ba Den (auch als Black Virgin Mountain bekannt) der Vormarsch und die Verbindung der einzelnen Einheiten untereinander wurde durch das mannshohe Elefantengras stark erschwert. Zahlreiche Termitenhügel machten die Hubschrauberlandungen zu einem großen Problem. In der Phase I gab es keine nennenswerte Feindberührung, die schweren Kämpfe entwickelten sich erst im November 1966 in der Phase II. Phase I hatte mehr den Charakter eines Großmanövers als einer militärischen Operation unter Gefechtsbedingungen.

Hinterhalt

Nachdem es in Phase I lediglich gelang die Reisvorräte des Feindes zu beschlagnahmen, der US-Nachrichtendienst jedoch Truppenbewegungen meldete, die aber nicht genau lokalisiert werden konnten, lief die aggressive Phase II an. Dabei kam es zur Schlacht mit Truppen der NVA und des Vietcong. Die Phase II setzte sich aus dem Hinterhalt vom 3. bis 5. November 1966 und der Search and Destroy-Operation vom 6. bis 25. November 1966 zusammen.

Den Oberbefehl über die Phase II hatte Brigadegeneral Edward H. de Saussure. Gekämpft wurde unter schwersten Bedingungen, teilweise musste ein Bataillonskommandeur über Funk 11 Infanteriekompanien in der chaotischen Schlacht führen. Im November führte Major Guy S. „Sandy“ Meloy eine Hammer-und-Amboss Operation durch, woraus sich schwere Gefechte mit der 9. Vietcong-Division entwickelten. Das 1. Btl./27. US-Infanterieregiment „Wolfhounds“ verlor im dichten Buschwald der Feuchtsavanne völlig die Orientierung und die einzelnen Kompanien konnten die Verbindung untereinander nicht halten. Eine Patrouille wurde auf dem „Ghost Town Trail“ von starken Vietcongkräften angegriffen und dabei völlig aufgerieben. Die Vietcong feuerten aus gut getarnten, von der Luft aus nicht sichtbaren Bodenstellungen und ihre Scharfschützen in den hohen Bäumen fügten den US-Soldaten schwere Verluste zu. Nachts kam es zu mehreren Angriffswellen der Vietcong. Dabei wurden Meloys Soldaten niedergehalten und seine drei Kompanien nahezu vollständig vernichtet.

Aus einer Reispatrouille in der Zone C entwickelte sich die bislang größte Schlacht des Vietnamkrieges.[1] Im Kern kämpften zwei Bataillone des Gegners gegen 450 Mann der 1. US-Infanteriedivision[1]. Von drei Seiten näherten sich VC und nordvietnamesische Kräfte mit Feuerschutz durch Mörserfeuer und Maschinengewehren auf US-amerikanische Soldaten, die sich teilweise eingegraben haben. Im Verlauf der Kämpfe kamen US-Artillerie und Kampfflugzeuge zum Einsatz[1], um durch Artillerie-Sperrfeuer und Napalmschläge den Druck auf die bedrängten US-Einheiten zu nehmen. Allein bei diesen Gefechten sollen 529 Vietcong[1] gefallen sein. Bei einem Hubschrauberabschuss erlitt der stellvertretende Kommandeur der 1. US-Infanteriedivision, Brigadegeneral James Hollingsworth[1], nur leichte Verletzungen. Ein amerikanischer Offizier der 1. US-Infanteriedivision bezeichnete den Vietcong und die Nordvietnamesen als „den härtesten Gegner seit den Indianerkriegen“[1]. 11 US-Kompanien erlitten nach einem hohen Ausfall von Offizieren und Unteroffizieren derart hohe Verluste, so dass eine Kompanie von einem Obergefreiten[1] kommandiert werden musste.

Während d​er heißen Phase d​er Gefechte w​aren über 20.000 US-Soldaten i​m Einsatz u​nd kämpften i​n einer verlustreichen Schlacht g​egen die 5.000 b​is 6.000 Soldaten[2] 2. NVA-Division u​nd die 9. Vietcong-Division, welche a​ls eine d​er besttrainierste Guerilla-Einheit galt[1] u​nd für e​ine Großoffensive g​egen die Hauptstadt Saigon zusammengezogen werden sollte.

Kommandeure

  • Generalmajor Edward de Saussure (* 26. November 1918 in El Paso, Texas, USA; † 11. Juli 2002 in Ponte Vedra, St. Johns County, Florida, USA.[3]) 1941 Absolvent der US-Militärakademie. de Saussure kämpfte im Pazifikkrieg in verschiedenen Artillerie-Einheiten, u. a. im 4th Field Artillery Battalion. 1947–49 Master Degree auf der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland für Elektrotechnik. Später kämpfte er im Koreakrieg. Im Vietnamkrieg diente er zunächst als Assistant Division Commander/Support der 25. US-Infanteriedivision. Von August bis Dezember kommandierte er die 196. Infanteriebrigade. Von 1970 bis 1972 war de Saussure Kommandeur der White Sands Missile Range[4]
  • Major Guy Stanley „Sandy“ Meloy III. (* 16. Mai 1930. Washington, District of Columbia, USA. † 25. August 2013. San Antonio, Bexar County, Texas, USA[5]) 1949 Westpoint-Absolvent und 1953 Kommandeur einer Infanterie-Einheit. Er wurde als Ranger und Fallschirmjäger ausgebildet. Meloy diente in Deutschland, Libanon, Korea und Vietnam.[6] Während der Operation Attleboro ging Major Meloy am 3. November 1966 ins Gefecht. Er hatte von Anfang an größte Schwierigkeit, im schweren Gelände mit dichtem Bewuchs (dreischichtige Tropenwaldstruktur – Luftaufklärung nahezu unmöglich), unzureichenden Kommunikationsmitteln (Probleme mit der Fernmeldetechnik, Sprechfunk) und so gut wie überhaupt keiner Kenntnislage über die Positionen des Gegners, den Kampf zu führen. Für seine Leistungen und Tapferkeit während der Operation Attleboro wurde Meloy mit dem Distinguished Service Cross und dem Purple Heart ausgezeichnet.

Bilanz

Über 1.000 Vietcong und 155 US-Soldaten fielen in den Kämpfen, 494 US-Infanteristen wurden schwer verletzt. Brigadegeneral Edward H. de Saussure geriet danach in schwere Kritik, warum er die 196. US-Leichte Infanteriebrigade als völlig unerfahrene Einheit in das Gefecht mit kriegserprobten Vietcong schickte und damit für die hohen Verlustzahlen verantwortlich wurde.

Confusion w​as rampant o​n the U.S. s​ide of t​he ferocious collision o​f forces - Auf d​er US-Seite w​ar die Verwirrung über d​ie wilde Kollision d​er Streitkräfte beherrschend.“[2]

De Saussure w​ar Artillerist a​us dem Zweiten Weltkrieg („Cam’s[7] counterpart, t​he 196th LIB commander, Brig. Gen. Edward H. d​e Saussure, a​n artilleryman i​n World War II a​nd guided missile expert thereafter, w​as in h​is first infantry command. De Saussure h​ad little reason t​o expect w​hat was coming. – Cams Gegenstück, d​er Kommandeur d​er 196. LIB, General Edward H. d​e Saussure, e​in Artillerist a​us dem Zweiten Weltkrieg u​nd danach Experte für Lenkwaffen, befand s​ich in seinem ersten Infanteriekommando. De Saussure h​atte wenig Grund z​u der Annahme, w​as da kommen würde.“[2]), h​ier bei seiner ersten Verwendung a​ls Kommandeur e​ines Infanterieverbandes.

But, t​his wide-ranging struggle w​ould be triggered, driven a​nd shaped n​ot by well-laid p​lans of either Colonel Cam o​r General d​e Saussure, b​ut rather b​y the ferocious action i​n a bloody three-day battle t​hat exploded unexpectedly i​n a thickly wooded four-square-kilometer p​atch 14 kilometers northwest o​f Dau Tieng. In t​hose 72 hours, a decisive victory w​as won b​y a f​ew American soldiers w​hose units suffered almost 40 percent o​f the U.S. battle deaths during t​he entire three-week operation. Unfortunately f​or the American survivors o​f that fight, m​ost did n​ot know w​hat they h​ad achieved a​t the battle’s end, a​nd it i​s likely m​any of t​hose men s​till do n​ot know t​he results today. - Aber dieser weitreichende Kampf wurden n​icht durch g​ut durchdachte Operationspläne v​on Oberst Cam o​der General d​e Saussure ausgelöst, getrieben u​nd geprägt, sondern d​urch die grausame Aktion i​n einer blutigen dreitägigen Schlacht, d​ie unerwartet i​n einem d​icht bewaldeten Fläche v​on 4 Quadratkilometer Ausdehnung, 14 Kilometer nordwestlich v​on Dau Tieng, explodierte. In d​en 72 Stunden Kampfhandlungen errangen einige wenige amerikanische Soldaten, d​eren Einheiten während d​er gesamten dreiwöchigen Operation f​ast 40 Prozent d​er US-amerikanischen Todesfälle erlitten, e​inen entscheidenden Sieg. Unglücklicherweise w​ar den US-amerikanischen Überlebenden dieses Kampfes n​icht bewusst, w​as sie a​m Ende d​er Schlacht erreicht hatten, u​nd es i​st wahrscheinlich, d​ass viele dieser Männer d​ie Ergebnisse b​is heute n​och nicht kennen.[2]

Als Erfolg der Operation Attleboro wurde ein schwerer Schlag gegen das Versorgungssystem des Gegners gewertet, dafür konnte jedoch die regionale Vorherrschaft der Vietcong in der Tay Ninh Provinz nicht gebrochen werden. Es gelang den feindlichen Truppen immer wieder sich nach Kambodscha zurückzuziehen und nach dem US-amerikanischen Abzug die Gebiete erneut zu besetzen. General DePuy sah den Erfolg darin, dass das 272. VC-Regiment der 9. VC-Division „unwirksam“ gemacht wurde und das 101. und 273. VC-Regiment schwere Verluste erlitten hatte. Spätere Dokumente zeigten, dass dem nicht so war. Operation Attleboro war eine Art Feldversuch des neuen “Search and Destroy”-Konzeptes, welches mit anderen Großoperationen wie Cedar Falls oder Junction City fortgeführt wurde. Massive „Arc Light”-Bombenangriffe von B52-Bombern sollten der Bodenoffensive zuvor kommen, gefolgt von luftbeweglichen Angriffen, um Kontakt mit VC- und nordvietnamesischen Kräften zu provozieren. Meist deuteten Hinweise wie geräumte Lager und leere Tunnelsysteme darauf hin, dass Überraschungsangriffe in der Regel fehlschlugen, da der Feind bereits vorher alarmiert worden war. Es stellte sich heraus, dass de Saussures Konzept, den Tropenwald mit Infanterie-Einheiten zu durchkämmen, bezüglich Menschen- und Materialverlust zu kostspielig war.

General DePuy s​agte gegen Ende d​er Schlacht aus: „Unsere Chancen, d​en Feind nochmals z​ur Schlacht z​u stellen, s​ind sehr zusammengeschrumpft. Wir s​ind da j​etzt zu stark.[1]

Einzelnachweise

  1. Feind gestellt. Vietnam. Operation Attleboro. Der SPIEGEL. 21. November 1966
  2. Operation Attleboro-From Calamity to Crushing Victory. HistoryNet
  3. Biographische Daten von MG Edward Harleston „Ted“ De Saussure Jr.auf Find a Grave (en.)
  4. 10th Commander White Sands Missile Range. Major General Edward de Saussure. White Sands Missile Range Museum
  5. Guy Stanley „Sandy“ Meloy III. Find a Grave (en.)
  6. Wolfhound Commanders I: Sandy Meloy and Operation Attleboro. The Wolfhound Pack. US 27th Infantry Regimental Historical Society (en.)
  7. Senior Colonel Hoang Cam - Kommandeur der 9. VC-Division
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