Ode (Bibel)
Oden (altgriechisch Ὠδαί, lateinisch Cantica, ‚Lieder‘, ‚Gesänge‘) ist die Bezeichnung für eine Sammlung von 14 Gesängen und Gebeten aus der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Alten Testaments) und aus dem Neuen Testament.
Sie erscheinen als Anhang zum Buch der Psalmen zuerst in zwei Septuaginta-Handschriften des 6. und 7. Jahrhunderts. Diese Sammlung wurde vom Alttestamentler Alfred Rahlfs in dessen textkritischer Ausgabe der Septuaginta 1935 als Buch der Oden bezeichnet.[1]
Geschichte
Die Oden finden sich im Codex Alexandrinus (A) aus dem 5. Jahrhundert, dem Codex Veronensis (R), einer Handschrift der Septuaginta aus dem 6. Jahrhundert, und im Codex Turicensis (T) aus dem 7. Jahrhundert, außerdem im Codex 55 (nach Rahlfs) aus dem 10. Jahrhundert. Im Codex Vaticanus und Codex Sinaiticus sind die Oden jedoch noch nicht enthalten. Später erscheint sie in den meisten mittelalterlichen griechischen Psaltern seit dem 12. Jahrhundert.[2]
Die 14 Oden
- Gesang des Moses (Ex 15,1–19 )
- Gesang des Moses (Dtn 32,1–43 )
- Gebet der Anna, Mutter des Propheten Samuel (1 Sam 2,1–10 )
- Gebet des Propheten Habakuk (Hab 3,2–19 )
- Gebet des Propheten Jesaja (Jes 26,9–20 )
- Gebet des Propheten Jonas (Jona 2,3–10 )
- Gebet der drei heiligen Kinder (Dan 3,26–56 ), (Septuaginta)
- Gesang der drei heiligen Kinder (Dan 3,57–88 ), (Septuaginta)
- Gesang der Gottesgebärerin (Magnificat), (Lk 1,46–55 ) und
Gebet des Zacharias (Benedictus), (Lk 1,68–79 ) - Gesang des Jesaja (Jes 5,1–9 )
- Gebet des Hiskia (Jes 38,10–20 )
- Gebet des Manasse (jüdischer apokrypher Text nach 2 Chr 33,11–13 )
- Gebet des Simeon (Nunc dimittis), (Lk 2,29–32 )
- Gebet für jeden Morgen (Gloria in Excelsis Deo), nach Lk 2,14 , Ps 144,2 und Ps 118,12
Die siebte und achte Ode finden sich zwar in der Septuaginta, fehlen jedoch in der masoretischen Textbasis und somit auch in vielen protestantischen Bibelübersetzungen.
In der orthodoxen Liturgie
Die ersten neun Oden sind als Cantica grundlegender Bestandteil des Kanons, eines Hymnus, der in der Liturgie der orthodoxen Kirchen an Wochentagen gesungen wird. Sie dienen dabei als thematische Grundlage für jeweils eine Ode mit weiteren Gesängen (Hymnen). Dabei greift jede dieser Hymnen das spirituelle Thema der entsprechenden biblischen Textstelle auf und verbindet es mit dem Thema der Tagesliturgie.
Ausgaben und Übersetzungen
- Das Buch der Oden. In: Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Stuttgart 2009, S. 899–914.
Literatur
- Helmut Engel, Michael Lattke: Oden. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 29. Oktober 2018.
Einzelnachweise
- Alfred Rahlfs (Hrsg.): Septuaginta. Verkleinerte Ausgabe in einem Band (1935). Band 2. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1979, ISBN 3-438-05121-4, S. 164–183.
- Codex 65, 66, 67, 69, 99, 100, 101, 102 usw. (ab 12. Jahrhundert)