Ober-Yafi
Ober-Yafi (arabisch يافع العليا, DMG Yāfiʿ al-ʿUlyā, Eigenbezeichnung auf englisch Upper Yafa oder State of Upper Yafa[A 3]) ist ein historischer Staat auf der arabischen Halbinsel, der ab 1903 zum britischen Protektorat von Südarabien gehörte und im November 1967 in die Volksrepublik Südjemen eingegliedert wurde.
Flagge | |
Lage Upper Yafas in Südarabien | |
Staatsform | Sultanat 1800–1967 |
Amtssprache | Arabisch |
Hauptort | al-Mahdschaba |
Britisches Protektorat | Oktober 1903[1] |
Eingliederung in die Volksdemokratische Republik Jemen | 30. November 1967 |
Fläche | ca. 1040 km²[2] |
Bevölkerung | ca. 15.000 (1964)[A 1] |
Währung | Südarabischer Dinar (ab 1965)[A 2] |
Geschichte
Das gebirgige Hinterland von Aden wird vom Stamm der Yafa'i bewohnt, die im 19. Jahrhundert zwei Sultanate, Ober- und Unteres Yafi-Sultanat bildeten. Ober-Yafi bestand aus fünf Scheichtümern, die um 1800 unter der Oberherrschaft der Harhara-Dynastie vereinigt wurden.
Im Jahre 1902 legte eine britisch-türkische Grenzkommission die Grenze zwischen dem osmanischen Jemen und den britischen Protektoraten von Aden fest, wobei Ober-Yafi dem britischen Gebiet zugeschlagen wurde. Erst im Jahr darauf wurde ein Protektorats-Vertrag zwischen Sultan Qahtan und den Briten abgeschlossen.[3]
Der erste Europäer, der das Gebiet bereiste, war Lieutenant Colonel M. C. Lake (1886–1943), der 1925 aus den Stammeskriegern eine kleine Grenztruppe bildete, um territoriale Streitigkeiten mit dem Imam von Jemen abwehren zu können.
In den Jahren 1955 bis 1957 kam es zu Aufständen gegen die britische Oberherrschaft, die von der Protektoratsmacht niedergeschlagen wurden.[4] Als die Briten 1962 mit der Gründung der pro-britischen Südarabischen Föderation versuchten, aus den kleinen Sultanaten ein gemeinsames Staatswesen zu schaffen, trat Ober-Yafi nicht bei, sondern verblieb als Exklave beim Protektorat von Südarabien. Am 30. November 1967 wurde Ober-Yafi gemeinsam mit den übrigen Sultanaten und der ehemaligen Kronkolonie Aden als Volksdemokratische Republik Jemen unabhängig. Die marxistisch orientierte Regierung des auch Südjemen genannten Staates zerschlug die alten Feudalstrukturen und vertrieb den letzten Sultan Ober-Yafis.
Liste der Sultane
- Qahtan ibn ʿUmar ibn Salih Al Harhara (ca. 1800–1810)
- ʿUmar ibn Qahtan ibn ʿUmar Al Harhara (ca. 1810–1815)
- Qahtan ibn ʿUmar ibn Qahtan Al Harhara (ca. 1815–1840)
- ʿAbd Allah ibn Nasir ibn Salih Al Harhara (ca. 1840–1866)
- al-Husayn ibn Abi Bakr ibn Qahtan Al Harhara (1866–1875)
- Muhammad ibn ʿAli ibn Salih ibn Ahmad Al Harhara (1875–28. April 1895)
- Qahtan ibn ʿUmar ibn al-Husayn Al Harhara (1895–1903)
- Salih ibn ʿUmar ibn al-Husayn Al Harhara (erste Amtszeit 4. Dezember 1903–1913, zweite Amtszeit 1919–1927)
- ʿUmar ibn Qahtan ibn ʿUmar Al Harhara (1913–1919)
- ʿUmar ibn Salih ibn ʿUmar Al Harhara (1927–1948)
- Muhammad ibn Salih ibn ʿUmar Al Harhara (1948–29. November 1967)
Postgebiet
Das Sultanat richtete 1967 einen eigenen Postdienst ein und gab zwischen dem 30. September und dem 29. November 1967 insgesamt 94 Briefmarken mit der Aufschrift State of Upper Yafa / South Arabia heraus.[5] Die Marken sind meist europäischen Kunstwerken oder Sportereignissen gewidmet. Sie wurden in New York von der Agentur M. Sellinger produziert und direkt an Sammler verkauft.[6] Auffallend ist jedoch, dass es trotz der kurzen Verwendungszeit von knapp zwei Monaten für ein so kleines Postgebiet relativ viele echt gelaufene Briefe gibt. Es wird immer wieder behauptet, dass es in al-Mahdschaba kein Postamt gab. Richtig ist aber, dass eine Postagentur existierte. Inzwischen sind mehr als 70 Briefe bekannt, die sowohl die gezähnten als auch die geschnittenen Marken als Frankatur zeigen.
In den 2000ern gab eine angebliche Exil-Regierung von Upper Yafa mit Sitz in Auckland, Neuseeland, Schwindelausgaben heraus.[7]
Weblinks
- Basisdaten auf www.worldstatesmen.org, abgerufen am 10. Januar 2011
- Reisen britischer Offiziere nach Yafa, abgerufen am 10. Januar 2011 (englisch)
- Bilder der Hauptstadt Al-Mahjaba, abgerufen am 19. Juli 2013
Einzelnachweise
- Treaties and Engagement relating to Aden and the South-Western Coast of Arabia (Memento vom 10. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 7,8 MB) S. 18
- Norris McWhirter, Ross McWhirter: Dunlop illustrated encyclopedia of facts. Dunlop Rubber Company, 1969, S. 178.
- Treaties and Engagement relating to Aden and the South-Western Coast of Arabia (Memento vom 10. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 7,8 MB) S. 18–20.
- Waldemar Gruschke: Markenländer-Lexikon. Band 3: N–Sh, 2006, ISBN 3-8334-4936-5, S. 83.
- Naher Osten. In: Michel Übersee-Katalog. Band 10, 1999, ISBN 3-87858-752-X, S. 51–55.
- Waldemar Gruschke: Markenländer-Lexikon. Band 4: Si–Z, 2007, ISBN 978-3-8334-5033-4, S. 85.
- David Greyfield: Special Stamp Catalogue South Arabia. Hrsg.: David Greyfield. Band 1. Berlin 2018.
Anmerkungen
- Die Angaben schwanken sehr stark, in den Texten zu den Protektoratsverträgen (→ Einzelnachweise) ist von etwa 88.000 Bewohnern die Rede (Stand um 1930), die Dunlop illustrated encyclopedia of facts nennt hingegen nur 15.000 Einwohner im Jahre 1964
- zuvor Ostafrikanischer Schilling, in abgelegenen Teilen Jemens zirkulierte bis in die 1950er Jahre auch noch der Maria-Theresia-Taler
- die deutschen Bezeichnungen Ober-Jafa oder Ober-Yafa sind in der deutschsprachigen Literatur selten nachzuweisen (Ausnahmen bei Manfred Scheuch: Atlas zur Zeitgeschichte: Asien, Afrika und Amerika im 20. Jahrhundert. Brandstätter, Wien, 1993, S. 78 oder Waldemar Gruschke →Einzelnachweise)