OVB Holding
Die OVB Holding AG ist ein Finanzvertrieb, der mit Tochtergesellschaften in 15 Ländern Europas tätig ist. Mit mehr als 4 Millionen Kunden[2] ist OVB nach eigenen Angaben einer der größten Finanzvermittlungskonzerne in Europa.[1] Das Unternehmen ist seit 2006 börsennotiert. Bedeutende Großaktionäre sind mit einer Beteiligung von rund 53 % Unternehmen wie die Signal Iduna-Gruppe, die Basler Beteiligungsholding GmbH mit rund 33 % sowie die Generali CEE Holding B.V. mit 11,5 %. Zum Streubesitz zählen aktuell rund 3,0 % der Aktien. Die OVB Holding AG steht als Managementholding an der Spitze des OVB Konzerns. Unternehmensgegenstand ist laut Satzung die Leitung von Unternehmen, die insbesondere in den Geschäftsfeldern der Beratung und Vermittlung von Finanz- und ähnlichen Dienstleistungen, der Beratung und Vermittlung von Kapitalanlagen, Bausparverträgen, Versicherungsverträgen sowie auf dem Gebiet der Beratung und Vermittlung von Immobilienanlage jeder Art tätig sind.[3]
OVB Holding AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0006286560 |
Gründung | 1970 |
Sitz | Köln, Deutschland |
Leitung | Mario Freis, Vorstandsvorsitzender |
Mitarbeiterzahl | 650[1] |
Umsatz | 270,6 Mio. Euro (2020)[1] |
Branche | Finanzvertrieb |
Website | www.ovb.eu |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Als Allfinanzunternehmen vermittelt die OVB Dienstleistungen von Banken, Versicherungen, Bausparkassen und Fondsgesellschaften. Dazu arbeitet die OVB europaweit mit annähernd 5.500 hauptberuflichen Finanzvermittlerinnen und Finanzvermittlern zusammen. Zielgruppen sind vor allem private Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Die Finanzvermittler sind als selbstständige Handelsvertreter auf der Basis von Provisionen für die vermittelten Finanzprodukte in Form eines Strukturvertriebs tätig.
Unternehmensgeschichte
Das Unternehmen wurde 1970 von Otto Wittschier (1938–2008), einem ehemaligen Regionalmanager der Investors Overseas Services, gemeinsam mit Bert Schwarz und Bruno Tönnes (1939–2018) mit Firmensitz in Köln gegründet. Der Name OVB leitete sich ursprünglich als Abkürzung von „Organisation zur Vermittlung von Bausparverträgen“ ab, da die OVB ihre Unternehmertätigkeit mit der Vermittlung von Bausparverträgen startete. Um dem Allfinanzgedanken Rechnung zu tragen, erfolgte jedoch bereits früh die Benennung „OVB Organisation für Vermögensberatung und Finanzierungen“. Heute wird das Kürzel OVB als eigenständige Firmenbezeichnung verwendet.
1983 erfolgte die Gründung des OVB Hilfswerkes „Menschen in Not e. V.“, das vornehmlich in Deutschland verschiedene soziale Projekte unterstützt. Nach eigenen Angaben finanziert es sich hauptsächlich aus Spenden der Mitarbeiter.[4] Es ist Teil der Unternehmensstrategie „OVB Evolution 2022“, das soziale Engagement international auszubauen. Die OVB Landesgesellschaften in Kroatien, Österreich und Rumänien haben inzwischen unter dem gemeinsamen Namen „OVB Charity“ eigene Hilfsvereine gegründet.[5]
In den Jahren 1985 bis 1995 erfolgte ein Verkauf sämtlicher Gesellschaftsanteile der Gründergesellschafter an der OVB Allfinanzvermittlungsgesellschaft mbh & Co. KG an mehrere Versicherungsgesellschaften. Gleichzeitig übergaben die bisherigen Gesellschafter-Geschäftsführer die Führung an eine neue Geschäftsführung.
Die OVB Allfinanzvermittlungs GmbH & Co. KG, die früher ausschließlich in Deutschland tätig war, wurde am 4. Dezember 2000 in die OVB Vermögensberatung Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit änderte sich die Rechtsform des Unternehmens.
In den darauf folgenden Jahren erfolgte eine Umstrukturierung des gesamten Unternehmens mit dem Ziel der Entflechtung der Auslandstochtergesellschaften. In diesem Zuge erhielt das Unternehmen eine Konzernstruktur. Muttergesellschaft wurde die OVB Holding AG, die mit Ausnahme der beiden EDV-Dienstleister Nord-Soft EDV Unternehmensberatung GmbH und Nord-Soft Datenservice GmbH (je 50,4 Prozent) 100 Prozent der Anteile jeder Tochtergesellschaft hält. Beteiligungen zwischen den Tochtergesellschaften existieren seitdem nicht mehr. Die Tochtergesellschaften sind die jeweiligen Vertriebsgesellschaften der OVB in den verschiedenen Ländern. Die deutsche Landesgesellschaft firmiert unter OVB Vermögensberatung AG und ist gleichfalls Tochter der OVB Holding AG.
Im Juli 2006 erfolgte der Börsengang. Die Erstnotierung erfolgte im Prime Standard, dem deutschen Börsensegment mit den höchsten Transparenzanforderungen. Vom 22. Juni 2009 bis zum 19. November 2009 notierte die Aktie der OVB Holding AG im SDAX.
Vorstandsmitglieder der Konzernmutter OVB Holding sind Mario Freis, Frank Burow und Thomas Hücker. Mario Freis wurde 2010 zum Vorstand (Ressort Vertrieb) berufen und ist seit Februar 2016 Vorsitzender des Vorstands.[6] Frank Burow, der seit 2010 im Unternehmen tätig ist, verantwortet den Bereich Finanzen[7]; Thomas Hücker ist Vorstand Operations.
Aufsichtsratsvorsitzender war seit Umfirmierung zur Aktiengesellschaft der Vorstandsvorsitzende des Aktionärs Deutscher Ring, zunächst Wolfgang Fauter, der zudem das Amt des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden bei dem Deutscher Ring Krankenversicherungsverein a. G. innehatte. 2010 übernahm Michael Johnigk, Mitglied im Vorstand der Signal Iduna-Gruppe das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden.
Kennzahlen
Gemäß einer Pressemitteilung der OVB Holding AG hat der Konzern im Geschäftsjahr 2020 Erträge aus Vermittlungen von rund 270,6 Millionen Euro (Vorjahr 257,8 Millionen Euro) erzielt.[8] Das operative Ergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern, EBIT) erreichte 14,9 Millionen Euro (Vorjahr 14,1 Millionen Euro). Das Konzernergebnis erreichte 10,5 Millionen Euro (Vorjahr 11,0 Millionen Euro). In Mittel- und Osteuropa wurden Erträge aus Vermittlungen in Höhe von 130,4 Millionen Euro (Vorjahr 122,9 Millionen Euro) erzielt. In Deutschland lagen die Erträge aus Vermittlungen bei 61,3 Millionen Euro (Vorjahr 61,6 Millionen Euro). In Süd- und Westeuropa lag der Umsatz bei 78,9 Millionen Euro (Vorjahr 73,3 Millionen Euro). Die EBIT-Marge des Konzerns belief sich auf 5,5 Prozent (Vorjahr 5,5 Prozent). OVB hat die mittelfristige Strategie „OVB Evolution 2022“ entwickelt und setzt sie seit 2017 um. Sie richtet sich an einer langfristigen Vision als Fixpunkt aus, definiert strategische Ziele und umfasst vier elementare Bausteine, denen jeweils strategische Maßnahmen zugeordnet sind.[1]
In den ersten neun Monaten 2021 erreichten die Erträge aus Vermittlungen des OVB Konzerns insgesamt 234,2 Mio. Euro. Dies entspricht einem Wachstum um 20,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 195,2 Mio. Euro. Alle regionalen Segmente trugen zu diesem Wachstum bei. Die Zahl der betreuten Kundinnen und Kunden nahm auf 4,09 Millionen zu. Auch die Zahl der hauptberuflichen Finanzvermittlerinnen und Finanzvermittler konnte OVB um 5,8 Prozent auf 5.466 ausbauen.[2]
Kritik
Die OVB gilt als einer von mehreren Strukturvertrieben, bei denen Mitarbeiter unter Druck gesetzt werden und insbesondere zu Beginn an ihre Freunde und Bekannte Finanzprodukte vermitteln sollen. So sollen, in dieser Art des Vertriebs, neue Mitarbeiter anfangs in ihrem Freundes-, Verwandten- und Bekanntenkreis das vorhandene Vertrauen ausnutzen. Die Wirtschaftswoche berichtete 2010 davon, dass neue Mitarbeiter in eine Liste Namen von Freunden und Bekannten eintragen sollen, die entweder ebenfalls als Berater rekrutiert werden könnten oder aber die an Finanz-Dienstleistungen interessiert sein könnten und denen der neue Mitarbeiter ein Finanzprodukt vermitteln soll (beispielsweise eine Lebensversicherung). Trägt der Mitarbeiter keine Namen in die Liste ein, würde er dazu gedrängt.[9] Stiftung Warentest hat bereits 2004 die Methoden von Finanzvermittlern (darunter auch die OVB) kritisiert:
- die Mitarbeiter müssen keine Vorkenntnisse mitbringen, da der Titel Finanzvermittler nicht geschützt sei und
- die Mitarbeiter werden in Abhängigkeit ihrer Verkäufe in Form von Provisionen vergütet (somit ist der Anreiz für Fehlberatung besonders groß; so werden beispielsweise Fonds auch vermittelt, wenn diese für den Kunden womöglich unrentabel sind – Beratungen finden ungenügend statt und Risiken des Geldverlustes werden nicht erwähnt oder heruntergespielt).
Durch die sogenannten Finanzvermittler gab es Geschädigte, auch bedingt durch die Fehlberatungen (wobei hier die OVB ebenso in der Kritik stand wie auch andere Firmen wie der von Carsten Maschmeyer gegründete AWD (heute Swiss Life Select und somit ein Teil von Swiss Life) oder die Deutsche Vermögensberatung).[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- OVB-Geschäftsbericht 2020 In: ovb.eu, 23. März 2021, abgerufen am 30. März 2021.
- OVB setzt dynamischen Wachstumskurs fort In: ovb.eu, 9. November 2021, abgerufen am 11. November 2021.
- Satzung der OVB Holding AG In: ovb.eu, 5. Juli 2018, abgerufen am 20. April 2020. (PDF; 45 kB)
- Das OVB-Hilfswerk „Menschen in Not e. V.“ abgerufen am 28. September 2018.
- OVB Jubiläumsmagazin 2020 abgerufen am 30. März 2021.
- Mario Freis neuer CEO der OVB Holding AG In: ovb.eu, 5. Februar 2016, abgerufen am 26. September 2018. (PDF; 52 kB)
- Finanzvorstand Oskar Heitz geht in den Ruhestand In: ovb.eu, 8. Dezember 2020, abgerufen am 30. März 2021
- OVB im 50. Jubiläumsjahr: Höchster Umsatz der Unternehmensgeschichte In: ovb.eu, 23. März 2021, abgerufen am 30. März 2021.
- Ingrid Herden: Umstrittene Methoden: Die OVB-Masche. In: wiwo.de. 10. Februar 2010, abgerufen am 24. September 2018.
- Finanzberater: Verwirrspiel mit Kunden. In: test.de. 14. September 2004, abgerufen am 24. September 2018.