OKH Mauerwald
Das OKH Mauerwald war das Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres im Mauerwald, unweit des Mauersees in der Masurischen Seenplatte. Es bestand von 1941 bis 1944.
Bunkersystem in Ostpreußen
Das OKH Mauerwald war Teil eines Bunkersystems und von Quartieren, in denen Gefechtsstände für Stäbe der meisten deutschen Truppengattungen untergebracht waren. Im OKH Mauerwald (Mamerki) hatten von 1941 bis 1944 das Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres (OKH) und das Quartier des Heereshauptversorgungsdienstes ihren Sitz. Es war bedeutend größer als das 20 km entfernte Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg.
Name
Das OKH erhielt den Decknamen Mauerwald, weil es unweit des Mauersees lag. Es war unterteilt in die Bezirke: „Fritz“ (operative Dienststellen des Generalstabs des Heeres), „Quelle“ (Generalquartiermeister mit seinen Verwaltungs- und Logistikdienststellen) und „Anna“ (Fernmelde- und Kommunikationszentralen).
Geschichte
Nachdem Hitler Anfang Oktober 1940 den Görlitzer Forst bei Rastenburg als Führerhauptquartier festgelegt hatte, begannen unmittelbar danach auch die Arbeiten am künftigen Hauptquartier des OKH Mauerwald unweit vom Mauersee in Ostpreußen. Für den Bau der Hauptquartiere war in Berlin eine Scheinfirma mit dem Decknamen Askania gegründet worden. Am 23. Juni 1941 bezog der Generalstab des Heeres das Hauptquartier im Mauerwald. In dem Gelände, das mit etwa 250 Objekten und ca. 30 intakten Bunkern deutlich größer war als die Wolfsschanze, arbeiteten 40 Generäle und ca. 1500 Offiziere, sowie zahlreiche Soldaten. Hier wurden die Weisungen aus der Führerlage im nahegelegenen Führerhauptquartier in konkrete Befehle umgesetzt. Unter anderem arbeiteten dort Friedrich Paulus, Heinz Guderian, Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Adolf Heusinger. 1944 entstand dort der Film Auch hier wird nur mit Wasser gekocht, ein Propagandafilm, der den Tagesablauf des Generalstabs dokumentiert. Am 20. Januar 1945 zogen die deutschen Soldaten ab, ohne die Anlage zu zerstören. Daher gehört die gesamte Anlage zu den besterhaltenen deutschen Bunkersystemen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ein seit 2003 vor Ort untergebrachtes Museum existiert und kann besichtigt werden.
20. Juli 1944
Ursprünglich war dem OKH Mauerwald eine nicht unbedeutende Rolle im Staatsstreich zugedacht. Wesentliche Teile des OKH waren zu dieser Zeit schon nach Wünsdorf zurückgeführt, wo Eduard Wagner der Verbindungsmann der Verschwörer war. Für das OKH Mauerwald war Generalmajor Hellmuth Stieff vorgesehen. Dieser flog am 20. Juli mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Ordonnanzoffizier, Oberleutnant d. Res. Werner von Haeften, gegen 7 Uhr von Rangsdorf bei Berlin zum Flugplatz Rastenburg. Stauffenberg begab sich zur Wolfsschanze; Haeften folgte Stieff zu dessen Dienstsitz im OKH Mauerwald. Nachdem Haeften zu Stauffenberg in die Wolfsschanze aufgebrochen war, begab sich Stieff zu Major i. G. Ernst Ferber, seinem Generalstabsoffizier, um mit ihm die operative Lage und laufende Angelegenheiten zu besprechen. Ende März 1943 war Ferber in die Organisationsabteilung versetzt worden. Nach der Besprechung begab sich dieser auch zur Wolfschanze. Gegen 13.30 Uhr rief Ferber aus der Wolfschanze, wo er die Explosion gehört hatte, Stieff im Hauptquartier des OKH an und teilte ihm mit, er könne erst später zurückkommen. Da man erst annahm, dass Arbeiter der Organisation Todt das missglückte Attentat verübt hätten, indem sie einen Sprengsatz in die Lagebaracke verbaut hätten, vermutete Ferber zuerst, dass der Anschlag vor der Öffentlichkeit geheimgehalten werden sollte. Deshalb nannte er Stieff, der ungeduldig danach fragte, am Fernsprecher nicht den Grund seiner Verspätung. Dies könnte Stieff bereits als einen Anfangsverdacht gegen ihn gedeutet haben: Für beide Sperrkreise des Führerhauptquartiers war bereits um 12.45 Uhr Alarm ausgelöst worden. Gegen 14 Uhr wurde bekannt, dass Stauffenberg der Attentäter war. Später, vor 16 Uhr, auf dem Weg zum Kasino, sah Ferber Hitler, der den rechten Arm in der Schlinge trug und dabei war, Mussolini, der zu dieser Zeit eintraf, am Bahnhof „Görlitz“ im Führerhauptquartier abzuholen. Stieff muss wohl den Staatsstreich bereits am frühen Nachmittag aufgegeben haben. Er verbrannte brisante Akten und versuchte, Eingeweihte zu warnen, sowie weitere Aktionen, die ihm jetzt als sinnlos erschienen, zu verhindern. Erst gegen 18 Uhr konnte Ferber den Sperrkreis des Führerhauptquartiers verlassen. Stieff gab Ferber den Befehl, jedes Wort, das er nun spreche, mitzuschreiben, und telefonierte dann ununterbrochen. Gegen 20 Uhr befahl Stieff, dass die Weiterleitung von OKW-Fernschreiben mit den Signaturen von Witzleben und Fromm nicht mehr erfolgen dürfe und dass die Vermittlung nach Berlin stillgelegt werden müsse. Als um 21 Uhr Günther von Kluge, den man zum Putsch drängte, im Schloss La Roche-Guyon in Frankreich schließlich Gewissheit über den Zustand des Führers haben wollte, erreichte er im OKH nur noch Stieff. Ferber war beim Telefonat dabei:
„‚Hier Kluge. Stieff, ich muss nun endlich wissen: Lebt der Führer oder lebt er nicht?‘ Stieff: ‚Herr Feldmarschall, der Führer lebt.‘ Kluge: ‚Woher wollen Sie das wissen?‘ Stieff: ‚Herr Feldmarschall, mir gegenüber sitzt mein Generalstabsoffizier, der Major Ferber. Er hat den Führer nach dem Attentat zweimal bei der Abholung von Mussolini gesehen.‘ Kluge: ‚Stimmt das wirklich, Stieff?‘ Stieff: ‚Dies stimmt, Herr Feldmarschall!‘ Kluge: ‚So, so, so ...‘“
Ohne weitere Schluss- oder Grußworte endete das Gespräch. Nochmals rief Kluge in Berlin an. Stauffenberg war am Apparat. Danach telefonierte Stauffenberg mit Major i. G. Egbert Hayessen, dem er sagte: „Stieff ist ausgebrochen!“ Wahrheitsgemäß hatte Stieff berichtet, dass Hitler lebe. Seine Mitteilung gab den Ausschlag, dass Kluge sich der Aktion nicht anschloss.[2]
Literatur
- Christian Zentner: Der Zweite Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare. Berlin 2004, ISBN 3-8118-1761-2.
Einzelnachweise
- Horst Mühleisen: Hellmuth Stieff und der deutsche Widerstand. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 39 (1991), S. 339–377, hier S. 368 (pdf; 7,7 MB).
- Horst Mühleisen: Hellmuth Stieff und der deutsche Widerstand. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 39 (1991), S. 339–377, hier S. 364–368 (pdf; 7,7 MB).
Weblinks