Nova Scotia Duck Tolling Retriever
Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever ist eine von der FCI anerkannte kanadische Hunderasse (FCI-Gruppe 8, Sektion 1, Standard Nr. 312).
Nova Scotia Duck Tolling Retriever | ||
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FCI-Standard Nr. 312 | ||
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Ursprung: | ||
Alternative Namen: |
Nova Scotia Retriever, Toller | |
Widerristhöhe: |
Rüde 48–51 cm | |
Gewicht: |
Rüde 20–23 kg | |
Liste der Haushunde |
Die auch Toller genannte Retriever-Rasse ist sehr intelligent, gelehrig, hat große Ausdauer und ist ein starker und befähigter Schwimmer. Der Rassename kann auf Deutsch mit neuschottischer Enten-Apportierhund übersetzt werden. Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever ist ein talentierter und verlässlicher Apportierer zu Wasser und zu Land.
Herkunft und Geschichte
Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever wird seit 1945 als Rassehund vom Canadian Kennel Club (CKC) anerkannt. Der entenanlockende Apportierhund aus Neuschottland, der Halbinsel an der Ostküste Kanadas, ist der Nationalhund von Nova Scotia. Er ist eigentlich ein hochspezialisierter Jagdgebrauchshund, der gezüchtet wurde, um Enten anzulocken, ähnlich wie die Decoyhunde in Holland und England, z. B. die Kooikerhondje, mit denen vor allem vom 17. bis 19. Jahrhundert diese und ähnliche Formen der Entenjagd betrieben wurden.
Beim Tolling auf Enten lässt der Jäger den Hund aus einem Versteck heraus mit Stöckchen am Ufer laufend apportieren. Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever reagiert auf leiseste Bewegungen und ist sehr quirlig. Die Enten bemerken den Hund mit der auffälligen Farbzeichnung und der hetzenden Bewegung, schwimmen näher und beobachten ihn. Sobald sie in Schussweite sind, wird der Hund abgepfiffen, die Enten werden geschossen und der Hund apportiert sie aus dem Wasser.
Über die Vorfahren der Rasse gehen die Meinungen auseinander. Eine Theorie besagt, dass das Kooikerhondje eine wesentliche Rolle gespielt hat und die Rasse über Holland und England nach Kanada kam und sich dort weiterentwickelte. Andere vertreten die Meinung, dass die Indianer Füchse beim Entenanlocken beobachtet haben und Hunde züchteten, die den Füchsen in Aussehen und diesem Verhalten ähneln. Sicher ist aber, dass bereits Mitte des 17. Jahrhunderts Einwanderer über Füchse berichtet haben, die durch „Tolling“ am Ufer Enten anlockten und sie so fingen. Entsprechend wurde begonnen, Hunde zu züchten und zu trainieren.
Sichere Spuren gehen auf eine Wavy-coated Retrieverhündin von J. Allen aus dem Jahre 1860, Neufundland, zurück, die mit einem Vorläufer des Labrador Retrievers verpaart wurde, später kamen noch Cocker Spaniel und vielleicht noch Irish Setter hinzu, wegen der Farbe. Nach dem ersten Züchter waren die Hunde erst als Yarmouth Toller oder Little River Duck Dog benannt.[1] Dass die Rasse 1950 vom CKC anerkannt wurde, ist im Wesentlichen das Verdienst von Colonel Coldwell. Sein Interesse für die Rasse begann um 1920, und er erwarb seinen ersten Nova Scotia Duck Tolling Retriever im Jahr 1924. Die Rasse war vom Aussterben bedroht, da viele Tiere zwischen 1908 und 1912 bei einer Staupeepidemie gestorben waren. In seinen Bemühungen suchte er im ganzen Land nach Hunden. In einer Zeitspanne von etwa 30 Jahren besaß er insgesamt 82 von ihnen, aus denen er eine Rasse zu formen versuchte. 1945 wurden dann 15 Nova Scotia Duck Tolling Retriever im Kennel Club registriert. 1981 erfolgte die Anerkennung durch die FCI.
Einen extrem großen Einfluss auf die Rasse hatte später Avery Nickerson mit seinem Harbourlight Kennel. Er war schon als Jugendlicher ein passionierter Jäger auf Wasservögel und Fasane. Durch seine Zuchtanstrengungen wurden die jagdlichen Eigenschaften des Nova Scotia Duck Tolling Retrieves speziell auch für das Upland Hunting (z. B. die Fasanenjagd) verbessert. Fast alle heutigen Rassevertreter haben irgendwo in ihrem Stammbaum einen Harbourlight Hund verzeichnet.
Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever verbreitete sich zunächst in Kanada und den USA. Erst 1980 kam der erste Hund nach Dänemark, 1984 nach Schweden, 1985 nach Finnland. 1988 kam er nach England. Der erste Wurf in Deutschland fiel 1996 im Deutschen Retriever Club (DRC). Heute leben die meisten Nova Scotia Duck Tolling Retriever nicht mehr in Kanada, sondern in Schweden.
Verwendung
Gezüchtet zur Entenjagd, findet der Nova Scotia Duck Tolling Retriever heute auch Einsatz als vielseitiger Familienhund und als Sporthund in vielen Disziplinen.
Beschreibung
Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever wurde gezüchtet, um aus eisigen Gewässern zu apportieren; er muss ein wasserabweisendes doppeltes Haarkleid haben. Er wird bis 51 cm groß; das Gewicht sollte in Relation zur Größe und Knochenbau des Hundes stehen. Richtwerte sind 20 bis 23 kg für Rüden und 17 bis 20 kg für Hündinnen. Er hat mittellanges weiches Haar mit einer noch weicheren, dichten Unterwolle in verschiedenen Schattierungen von rot oder orange, wobei die Befederung und die Unterseite der Rute farblich heller sind. Die Ohren sind dreieckig, mittelgroß, hoch und weit hinten am Schädel angesetzt, dabei am Ansatz sehr leicht angehoben.
Wesen
Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever ist ein Hund, der ein sehr ausgeprägtes Spielverhalten zeigt. Er schwimmt gern, apportiert gut und gilt als intelligent und sehr gelehrig. Der Rasse ist hohe Ausdauer und Schnelligkeit eigen.[2] Retrieveruntypisch zeigt er bisweilen einen deutlichen Hütetrieb.[1] Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever ist eine geeignete Rasse für erfahrene Hundeführer oder Anfänger, die bereit sind, sich mit der Rasse auseinanderzusetzen und dem Hund ein adäquates Umfeld mit entsprechender Beschäftigung zu bieten,[3] beispielsweise mit Agility oder Dummyarbeit[4].
Populationsgenetik und Kreuzungsversuche
Laut einigen Studien weist die Rasse ein Inzuchtniveau von 26 % auf, was bedeutet, dass die Hunde untereinander verwandter als Vollgeschwister sind. Weiterhin wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass die effektive Zuchtpopulation bei 18 liegt. Zur Verbreiterung der genetischen Variabilität und zum Erhalt der Rasse sind also Einkreuzungen von Hunden anderer Rassen nötig.[5][6] Die Reinzucht des Nova Scotia Duck Tolling Retrievers wird in einem Gutachten der Genetikerin Irene Sommerfeld-Stur der Veterinärmedizinischen Universität Wien als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz (Qualzucht) gewertet, da aufgrund der gesundheitlichen und genetischen Situation mit kranken Nachkommen gerechnet werden muss.[7] Die australische Genetikerin Claire Wade von der Universität Sydney widerspricht dem und warnt vor den Risiken, die Einkreuzungen mit sich bringen würden.[8][9]
Einem Einkreuzungsprojekt wurde im Januar 2011 vom VDH mit Auflagen zugestimmt. Der Deutsche Retriever Club,[10] der kanadische Nova Scotia Duck Tolling Retriever Club of Canada[11] und der britische Nova Scotia Duck Tolling Retriever Club of UK[12] drückten Ihre Opposition gegen das Projekt aus.
Krankheiten
Der Toller zeigt eine Prädisposition für verschiedene Autoimmunerkrankungen, beispielsweise für SRMA, Systemischer Lupus erythematodes (SLe), Addison Disease oder immunbedingte Polyarthritis.[13]
Literatur
- Gail MacMillan, Alison Strang: The Nova Scotia duck tolling retriever. Alpine Publications, Crawford (Colorado, USA) 1996, ISBN 978-0-931866-73-9 (englisch)
- Eva-Maria Krämer: Der große Kosmos Hundeführer. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-440-10645-7
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Räber: Enzyklopädie der Hunderassen. Band 2. Franckh-Kosmos Verlag, 1993, ISBN 3-440-06555-3, Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever, S. 694 ff.
- Rassestandard Nr. 312 der FCI: Nova Scotia Duck Tolling Retriever (PDF)
- Nona Kilgore Bauer: Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Kennel Club Books, Allenhurst, NJ 2003, ISBN 1-59378-388-4, S. 18.
- Martina Lenhardt: Apportieren/Dummyarbeit – eine sinnvolle Beschäftigung für unsere Toller. In: Unser Toller. Nr. 1, 2007, S. 12.
- Katariina Mäki: Pedigree-based genetic diversity of worldwide Nova Scotia Duck Tolling Retriever and Lancashire Heeler dog populations. In: Journal Animal Breeding and Genetics. Nr. 127(4), 2010, S. 318–326, PMID 20646119.
- Irene Sommerfeld-Stur: Stellungnahme zum Immigrationsprojekt des Nova Scotia Duck Tolling Retriever Club Deutschland e. V. 2010 (Experten-Statements [PDF]).
- Irene Sommerfeld-Stur: Auslegung §11b des Tierschutzgesetzes. 2010 (Experten-Statements [PDF]).
- Claire Wade: Stellungnahme Claire Wade. 2010 (tollerforum.com).
- anlässlich der kürzlich ausgestrahlten Sendung „Stern TV“, in der unter anderem über den Toller berichtet wurde, möchten wir Sie zu den dort getroffenen Aussagen informieren – 7. November 2010
- DRC: Stellungnahme des DRC. 2010 (drc.de [PDF; 186 kB]).
- Krista Wendland: Stellungnahme kanadischer Tollerclub. 2011.
- D. Harding: Stellungnahme UK. 2011 (dewberrys.de [PDF; 292 kB]).
- M. Wilbe et al: MHC class II polymorphism is associated with a canine SLE-related disease complex. In: Immunogenetics. 2009, S. 557–564 (slu.se [PDF; 1,4 MB]).