Nothgottes

Nothgottes i​st der Name e​ines Wallfahrtsortes u​nd Zisterzienser-Klosters i​n der Gemarkung Eibingen, e​inem Stadtteil v​on Rüdesheim a​m Rhein i​m Rheingau.

Kloster Nothgottes
Historische Wallfahrtskapelle
Innenansicht der dreischiffigen, gotischen Kapelle in Staffelbauweise
Darstellung des Klosters (um 1838)

Geographische Lage

Nothgottes l​iegt in 214 Meter Höhe i​n einem Waldtal d​es Rheingaugebirges nördlich d​er Einmündung d​es Kühtränker Grabens i​n den Blaubach, dessen Tal s​ich nach Südosten i​n Richtung Geisenheim öffnet. Nordwestlich w​ird die Stätte überragt v​on der bewaldeten Kuppe d​es Nothgotteskopfes (298,7 m) u​nd im Norden schließt e​ine Waldlichtung an, a​n deren Ende d​ie Ruine Plixholz liegt. Südlich v​on Nothgottes führt a​m Talhang aufwärts d​ie Nothgottesstraße z​ur Siedlung Windeck, d​ie zusammen m​it der Abtei St. Hildegard oberhalb d​er Weinberge d​es Rüdesheimer Ortsteils Eibingen liegt. Südwestlich erhebt s​ich das waldfreie Ebental-Plateau über d​en bewaldeten Talhängen.

Geschichte

Grundlage d​es Klosters bildete e​ine Kapelle, d​ie im Jahr 1390 d​er Legende n​ach von Ritter Brömser angelegt wurde, nachdem e​iner seiner Bauern d​as Gnadenbild v​om Blutschwitzenden Heiland b​eim Pflügen gefunden u​nd zugleich d​en Ruf „Noth Gottes“ gehört hatte.

Im 15. Jahrhundert erfolgte e​ine Erweiterung z​u einer Wallfahrtskirche. Für d​ie Wallfahrt w​urde seit 1449 e​in Ablass gewährt. In d​er frühen Neuzeit w​ar Nothgottes e​in beliebter Wallfahrtsort. In d​er Gegenwart k​ommt in j​edem Jahr a​m ersten September-Sonntag e​ine Fußwallfahrt a​us Kruft i​n Nothgottes an. Die Wallfahrer d​er Nothgottes-Bruderschaft, d​eren Zahl mittlerweile zwischen 60 u​nd 80 schwankt, brechen z​wei Tage z​uvor in i​hrem Heimatort auf. Die älteste Wallfahrt a​us Kruft s​oll 1674 n​ach Nothgottes gekommen s​ein und w​urde nach mündlicher Überlieferung b​is heute n​ie unterbrochen. Ein Versprechen aufgrund e​iner Pestepidemie s​oll der Wallfahrt zugrunde liegen.

Zwischen 1620 u​nd 1622 erfolgte d​ie Anlage e​ines Kapuzinerklosters. Dieses Kloster bestand b​is zur Säkularisation 1813.

Zwischen 1932 u​nd 1938 w​urde es a​ls Kloster d​er Armen Dienstmägde Jesu Christi genutzt. Sie kehrten 1945 a​n diesen Ort zurück, nutzten e​s aber n​un als Außenstelle d​es Klosters Marienhausen b​ei Aulhausen. Zum Jahresende 1951 verließen s​ie das Kloster. Bis 2006 w​ar das ehemalige Kloster e​in Exerzitien- u​nd Bildungshaus d​es Bistums Limburg. Von 2006 b​is 2012 w​urde es v​on der Gemeinschaft d​er Seligpreisungen bewohnt. Im September 2013 i​st das Kloster Nothgottes v​on Zisterzienser-Mönchen a​us Vietnam besiedelt worden, d​ie 2014 weitere personelle Verstärkung erhielten. Die Mönche kommen a​us der südvietnamesischen Abtei Chau Son Don Duong u​nd pflegen e​in kontemplatives Leben. Prior i​st seit September 2021 Pater Anselm Cong Luan Tran O.Cist. Damit h​aben sich 210 Jahre n​ach dem Ende d​er alten Zisterzienserabtei Eberbach (1803) wieder Mönche dieses Ordens i​m Rheingau angesiedelt.

Seit 2002 i​st das Haus Nothgottes Teil d​es UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Glocken

Im Dachreiter d​er Wallfahrtskapelle hängen z​wei Bronzeglocken, d​ie im Jahr 1934 v​on der renommierten Glockengießerei Otto a​us Hemelingen/Bremen gegossen wurden u​nd die d​ie Glockenvernichtung d​er Nazi überstanden haben.

Geläutedisposition: gis′′ - h′′

Nr.
 
Name
 
Masse (kg) Ø
(mm)
Schlagton Gussjahr
 
Glockengießer
 
Inschrift
 
175499gis21934Fa. Otto Hemlingen / Bremen
245419h21934Fa. Otto Hemlingen / Bremen

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Literatur

  • Anneliese Triller: Nothgottes im Rheingau. Frauenseelsorgeamt Diözese Limburg (Hrsg.), Pallottiner, Limburg 1954. OCLC 614952442
  • Karl Rolf Seufert: Die geistigen Ströme sind nie versiegt. In: Der Hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Freundeskreis Kloster Eberbach e.V. (Hrsg.): Eberbach im Rheingau. Zisterzienser – Kultur – Wein. Der Hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Wiesbaden/Eltville 1986, S. 9–40.
  • Paul Claus: Auf alten Pilgerpfaden nach Nothgottes und nach Marienthal. In: Rheingau-Forum 11, 4, 2002, ISSN 0942-4474, S. 31–36.
  • Werner Lauter: Wallfahrtskloster Nothgottes. In: Rheingau-Forum 13, 1, 2004, S. 12–22.
  • Kilian Müller: Die Aufhebung der Wallfahrt Nothgottes im Rheingau. Ein Zeitgemälde. Nach ungedruckten Quellen. Kirchheim, Mainz 1907 (Digitalisat) (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerordensprovinz. 1, ZDB-ID 2045319-X).
  • Elisabeth Will-Kihm: Der Weinzapf beim blutschwitzenden Heiland in Nothgottes. In: Rheingau-Forum 10, 4, 2001, S. 12–17.
  • Elisabeth Will-Kihm: Die Aufhebung von Wallfahrt und Kloster Nothgottes im Rheingau. In: Rheingau-Forum. 12, 3, 2003, S. 2–7.
Commons: Kloster Nothgottes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Reinhold: Otto Glocken - Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto, Selbstverlag, Essen 2019, 588 Seiten, ISBN 978-3-00-063109-2, hier insbes. S. 539.
  2. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken - christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen 2019, 556 Seiten, Diss. Radboud Universiteit Nijmegen, nbn:nl:ui:22-2066/204770, hier insbes. S. 497.
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