Nives Meroi
Nives Meroi (* 17. September 1961 in Bonate Sotto, Provinz Bergamo) ist eine italienische Bergsteigerin. Sie gehört zu den besten und erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen. Nach Gerlinde Kaltenbrunner ist Nives Meroi die zweite Frau, die alle 14 Achttausender ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff bestiegen hat. Gemeinsam mit ihrem Mann Romano Benet bildet sie das erste Bergsteigerehepaar, dem das gelang.[1]
Seit 1989 ist Nives Meroi mit dem Bergführer Romano Benet verheiratet, der auch ihr ständiger Seilpartner ist. Als Team entwickelten sie sich allmählich zu Extrembergsteigern und sind auch an den Achttausendern des Himalaya ausnahmslos zusammen unterwegs. Wohnhaft sind sie in Fusine Laghi, einer kleinen Ortschaft der Fraktion Fusine, Gemeinde Tarvis, Provinz Udine, Region Friaul-Julisch Venezien.[2]
Stil der Expeditionen
Alle Unternehmungen zu den Himalaya-Riesen sind Kleinexpeditionen. Beschränkung auf minimale Ausrüstung und einen engen befreundeten Teilnehmerkreis ermöglicht, mit geringer Sponsorunterstützung auszukommen und verschafft die zum Erfolg nötige Flexibilität. Leila Meroi, die Schwester von Nives Meroi und Lebensgefährtin von Luca Vuerich († 2010), organisiert die Expeditionen und unterstützt sie von zu Hause aus. Alle von Nives Meroi erstiegenen Achttausender wurden ohne zusätzlichen Sauerstoff und Fremdunterstützung erreicht.
Mit der Besteigung des Manaslu im Jahre 2008 hatte Nives Meroi ihren elften Achttausender erklommen.[3] Romano Benet erkrankte im Frühjahr 2009 an Knochenmarkaplasie und ohne ihren Mann unternahm Nives Meroi keine neue Expedition. Im Januar 2010 verunglückte der mehrmalige Expeditionsteilnehmer und Schwager in spe Luca Vuerich beim Eisklettern tödlich.
Mitte August 2011 gab Nives Meroi die Erkrankung ihres Mannes bekannt. Zu seiner Genesung waren zwei Knochenmarktransplantationen und eine lange Isolationsphase notwendig gewesen. Das Paar hatte in diesem Jahr wieder mit dem Bergsteigen begonnen.
Am 17. Mai 2014 bestiegen Nives Meroi und Romano Benet den Kangchendzönga, sowie am 12. Mai 2016 den Makalu. Mit der Annapurna erreichten beide gemeinsam am 11. Mai 2017 den letzten noch fehlenden Achttausender.
Chronologie
- 1994: K2 als erster 8000er, es bleibt jedoch bei einem Versuch, als erste Frau die NW-Wand auf teilweise neuer Route zu durchsteigen, 8450 m werden erreicht.
- 1995: Bhagirathi II (6450 m) im Garhwal-Himalaya, Neuroute an der Nordwand, Neuroute im Abstieg über die Südwand, anschließende Besteigung über den Normalweg.
- 1996: Mount Everest, auf 8000 m wegen der schlechten Wetterbedingungen zusammen mit Romano Benet und Filippo Sala am Nordgrat gescheitert.
- 1998: Erster Achttausender-Gipfel, der Nanga Parbat, erste Italienerin und neunte Frau der Welt am Gipfel, über die Kinshofer-Route in nur neun Stunden vom letzten Lager den Gipfel erreicht.
- 1999: Gipfel des Shisha Pangma, nur 10 Tage später Gipfel des Cho Oyu, Versuch am Mount Everest.
- 2000: Versuche der Besteigung der bis dahin undurchstiegenen Nordseite des Gasherbrum II, eines der letzten „Probleme“ des Himalaya. Schlechte Witterung verhindert einen Erfolg, fünf schwierigere Sechstausender können dennoch erstmals erstiegen werden.
- 2001: Mazeno Peak (7120 m), die politische Situation nach den Ereignissen des 11. September führt zum frühzeitigen Abbruch der "Dreier"-Expedition (Meroi-Benet-Vuerich) und verhindert so eine erfolgreiche Erstdurchsteigung der schwierigen kombinierten 3000 Meter hohen Nordwand im Alpinstil.
- 2003: Erste Frau und erst zweite Seilschaft insgesamt, die die drei 8000er der Gasherbrum-Gruppe (Gasherbrum I, Gasherbrum II und Broad Peak) hintereinander besteigt. Sie brauchte dazu 20 Tage, 1983 brauchten Erhard Loretan, Marcel Ruedi und Jean-Claude Sonnenwyl dafür 15 bzw. letzterer 17 Tage; Versuch des K2 von Norden.
- 2004: Gipfel des Lhotse. Ein Besteigungsversuch des K2 über die Nordseite zum 50-Jahre-Jubiläum seiner Erstbesteigung musste wegen schlechter Wetterbedingungen abgebrochen werden.
- 2005: Besteigung des Dhaulagiri scheiterte am 8157 Meter hohen Vorgipfel wegen schlechter Verhältnisse und in Ermangelung eines Seiles. Ein Versuch an der Annapurna wird wegen Schlechtwetters abgebrochen.
- 2006: Gipfel des Dhaulagiri. Ein Versuch an der Annapurna wird wegen ständig abgehender Eislawinen auf 6600 Metern abgebrochen. Gipfel des K2, erste Italienerin, bis dahin erst siebente Frau der Welt, neben dem italienischen Paar erreichen in diesem Jahr insgesamt nur noch zwei weitere japanische Bergsteiger (jedoch mit zusätzlichem Sauerstoff) den Gipfel.
- 2007: Gipfel des Mount Everest, erster Gipfelerfolg einer Italienerin ohne Flaschen-Sauerstoff. Ein Besteigungsversuch des Makalu in der Nachmonsunzeit scheitert oberhalb des Makalu La (7400 m) auf Grund zu großer Schneemengen, welche zu zweit nicht bis zum Gipfel durchspurt werden konnten, andere Expeditionen waren nicht am Berg.
- 2007/2008: Versuch der Wintererstbesteigung des Makalu, stürmische Winde zerstören die aufgebauten Lager, dadurch Verlust aller Ausrüstung, Nahrungsvorräte und Kommunikationsgeräte. Auf der Flucht zum Hillary Basecamp bricht sich Meroi das Wadenbein, daraufhin mehrtägiger Krankenhausaufenthalt in Kathmandu bis zur Überstellung nach Italien.
- 2008: Manaslu zusammen mit ihrem Mann und Luca Vuerich. Der Hauptgipfel wurde bereits 13 Tage nach Ankunft im Basislager erreicht, der Abstieg vom Gipfel ins Basislager mit Abbau aller Zwischenlager erfolgte in 10,5 Stunden, auf 6900 Metern erfolgten durch Leila Meroi höhenmedizinische Untersuchungen.
- 2009: Ursprünglich geplante Besteigung des Kangchendzönga auf Grund von regionalen politischen Unruhen schon während des Anmarsches abgebrochen. Stattdessen Versuch an der Annapurna Südwand ("Polenroute"), ungünstige Gletscherbedingungen und labile Séracs erschweren den Zustieg zur Wand, erneuter Abbruch, erreichte Höhe 5600 Meter (Materiallager). Rückkehr zum Kangchendzönga. Abbruch zwischen Lager 3 und 4 auf ca. 7500 Metern Höhe, einen Tag vor dem Gipfelsturm. Romano Benet litt an zunehmender Erschöpfung, ein Gehirnödem konnte durch Schnelltests ausgeschlossen werden. Nives Meroi verzichtete auf einen weiteren Aufstieg, um ihren Mann ins Basislager bringen zu können, der Abstieg wurde zum Martyrium.
- 2010: Am 8. März erhielt Nives Meroi vom Staatspräsidenten Giorgio Napolitano den Titel Commendatore della Repubblica, die dritte Klasse des Verdienstordens der Italienischen Republik.
- 2011: Besteigungen im Alpenraum mit ihrem soweit genesenen Mann, im Herbst Besteigung des Mera Peak (6476 m) im Khumbu-Tal.[4][5]
- 2012: Anfang April, erstmals seit Romanos Krankheit, Aufbruch in den Himalaya zum Kangchendzönga. Nachdem die Expedition gut verlaufen war und beide schnell unterwegs waren, verirrten sie sich im Gipfelaufstieg im Dunkeln in der Route. Als sie den Irrtum bei Tagesanbruch bemerkten, kehrten sie unverrichteter Dinge zurück zum Basislager und reisten wieder nach Hause.[6][7]
- 2014: Am 17. Mai erreichen Nives Meroi und Romano Benet den Gipfel des Kangchendzönga.[8]
- 2016: Am 12. Mai sind Nives Meroi und Romano Benet am Gipfel ihres 13. Achttausenders: dem Makalu.[9]
- 2017: Am 11. Mai erreichte sie gemeinsam mit Romano Benet den Gipfel der Annapurna. Ihr 14. Achttausender.[10]
Veröffentlichungen
Siehe auch
- Besteigung aller Achttausender, Abschnitt „Titeljagd der Frauen“
Einzelnachweise
- Stephanie Geiger: Ewige Hochzeit, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 11. Mai 2017.
- Persönliche Homepage von Nives Meroi (italienisch)
- Eberhard Jurgalski: Statistiken zu den Besteigungen der 8000er auf www.8000ers.com
- Sara Sottocornola: Nives Meroi e Romano Benet tornano in Himalaya: dopo la malattia, il Mera Peak In: montagna.tv, abgerufen 13. Oktober 2014 (ital.)
- Nives Meroi and Romano Benet: I am the mountains I have not climbed, abgerufen am 24. April 2012
- Bericht auf orf.at
- Homepage von Nives Meroi (ital.)
- Nives und Romano: Nur im Doppel. 20. Mai 2014, abgerufen am 11. Juli 2014.
- Nives und Romano besteigen den Makalu. 13. Mai 2016, abgerufen am 16. Mai 2016.
- Stephanie Geiger: Ewige Hochzeit, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 11. Mai 2017.
- Der Gipfel des Verzichts in FAZ vom 19. Mai 2016, Seite R4