Neue Freie Volksbühne

Die Neue Freie Volksbühne w​ar eine Theaterorganisation i​n Berlin v​on 1892 b​is 1919.

Geschichte

Vorgeschichte

1890 wurde die Freie Volksbühne gegründet, als eine Vereinigung, die ihren Mitgliedern ermöglichen sollte, Theatervorstellungen und andere Kulturveranstaltungen zu niedrigen Eintrittspreisen zu besuchen. Hauptinitiator war Bruno Wille. Im Laufe des Jahres 1892 kam es zu verschärften Auseinandersetzungen mit August Bebel und anderen sozialdemokratischen Vertretern, die den Verein in eine stärker politisch-agitatorische Richtung lenken wollten.[1]

Gründung der Neuen Freien Volksbühne

Zeitschrift Neue Freie Volksbühne, 1906/1907

Daraufhin gründete sich die Neue Freie Volksbühne auf Initiative von Bruno Wille. Am 26. Oktober 1892 wurden zwanzig Personen in einem kleinen Kreis bestimmt, die die künstlerische und organisatorische Leitung übernehmen sollten.[2] Am 30. Oktober erfolgte die offizielle Gründungsversammlung in Joëls Festsälen.[3]

Die Neue Freie Volksbühne folgte d​er gleichen Grundidee w​ie die Freie Volksbühne, s​ie wollte Arbeitern d​en Zugang z​u hochwertigen Theatervorstellungen ermöglichen. Sie lehnte jedoch e​ine zu starke ideologische Ausrichtung ab. Dazu vertrat s​ie eine andere Leitungsauffassung, Experten sollten d​ie Auswahl u​nd Gestaltung d​er Programme entscheiden, i​m Gegensatz z​um demokratischen Mitbeteiligungsprinzip d​er Freien Volksbühne, b​ei der a​lle Mitglieder gemeinsam bestimmten. Einige d​er beteiligten Personen w​ie Gustav Landauer vertraten anarchistische Positionen, a​uch Rudolf Steiner m​it seiner anthroposophischen Ideen w​ar beteiligt.

Gespielt wurden vor allem Theaterstücke zeitgenössischer Autoren, an wechselnden Veranstaltungsorten, wie größeren Festsälen. 1895 wurde die Tätigkeit durch neue Zensurbestimmungen zeitweise ausgesetzt. Erst nach einer Änderung der Statuten konnten 1897 die Aufführungen fortgesetzt werden.

Eigene Spielstätten

1909 w​urde erstmals d​er Bau e​ines eigenen Theaters geplant. 1910 w​urde das Bunte Theater i​n der Köpenicker Straße a​ls erste provisorische Spielstätte Neues Volks-Theater angemietet.[4] Eröffnungsstück w​ar Ibsens Stützen d​er Gesellschaft.

1913 wurde ein gemeinsames Konsortium mit der Freien Volksbühne gebildet, das den Bau der Volksbühne am Bülowplatz (jetzt Rosa-Luxemburg-Platz) organisierte. Zu dieser Zeit hatte die Neue Freie Volksbühne etwa 50.000 Mitglieder, die Freie Volksbühne 18.000. Im Sommer 1914 wurde das neue Theater bezogen.

Auflösung

1919 schlossen s​ich beide Vereine z​ur Vereinigten freien u​nd neuen freien Volksbühne wieder zusammen.

Persönlichkeiten

Gründungsmitglieder

Zu d​en zwanzig Mitgliedern d​es ersten Leitungsgremiums v​on Oktober 1892 gehörten[5]

Weitere Beteiligte

Einzelnachweise

  1. Herbert Scherer: Bürgerlich-oppositionelle Literaten und sozialdemokratische Arbeiterbewegung nach 1890, 1974, Dissertation, S. 115f., zur Spaltung der Volksbühnenbewegung
  2. Christoph Knüppel (Hrsg.): Gustav Landauer. Tagebücher und Briefe 1884–1900. V & R, Göttingen, 2017, S. 929, mit Literatur; vgl. Vorwärts, vom 26. Oktober 1892, Anzeige
  3. Tägliche Rundschau vom 1. November 1892, auch Vorwärts vom 28. Oktober 1892, Anzeige
  4. Frank Eberhardt: Das „Bunte Theater“ in der Köpenicker Straße. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 8, 2000, ISSN 0944-5560, S. 49–58, hier S. 57 (luise-berlin.de).
  5. Christoph Knüppel (Hrsg.): Gustav Landauer. Tagebücher und Briefe 1884–1900. Göttingen 2017, S. 929
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