NINA (App)
NINA (Apronym für Notfall-Informations- und Nachrichten-App)[2] ist eine vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zur Verfügung gestellte App für Smartphones, die dazu dient, der Bevölkerung wichtige bzw. dringende Warnmeldungen zukommen zu lassen. Sie ist ein an das Modulare Warnsystem des Bundes MoWaS angeschlossenes Warnmittel und die erste App, die zur Warnung der Bevölkerung in ganz Deutschland entwickelt wurde.[3]
NINA | |
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Basisdaten | |
Maintainer | Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe |
Entwickler | Materna |
Aktuelle Version | 3.3.2[1] |
Betriebssystem | Android, iOS |
Lizenz | proprietär |
deutschsprachig | ja |
bbk.bund.de |
Konzept
Über die App verbreiten die Behörden des Zivil- und Katastrophenschutzes Nachrichten oder Warnmeldungen über bevorstehende oder bereits existente Katastrophen oder Gefahrenlagen wie beispielsweise Großbrände oder Gefahrstoffe, die sich unkontrolliert ausbreiten. Warnmeldungen können neben abonnierten Orten auch für den aktuellen Standort abonniert werden, wofür die Aktivierung des GPS-Dienstes des Smartphones erforderlich ist. Warnmeldungen werden hierbei bei einer bestehenden Internetverbindung über einen Push-Dienst auf das Smartphone übermittelt, sodass der Nutzer über das Endgerät auf das Vorliegen einer Warnmeldung aufmerksam gemacht wird.
Neben aktuellen Warnmeldungen bietet die App auch die Möglichkeit, sich über allgemeine Verhaltensweisen bei unvorhergesehenen Ereignissen und Sicherheitshinweisen zum Thema Bevölkerungsschutz zu informieren.[2] Sie bietet außerdem Informationen über Notvorräte und eine Checkliste für die Hausapotheke an.[4]
Im April 2020 kamen während der COVID-19-Pandemie weitere Funktionen hinzu.[5] Bis einschließlich Mai 2020 wurde die App etwa sieben Millionen Mal heruntergeladen.[6]
Funktion
Die App nutzt folgende Informationsquellen:
- Warnmeldungen aus dem MoWaS-System des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit derzeit 353 Eingabestellen bei Bund, Ländern und Katastrophenschutzbehörden,
- Amtliche Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes,
- Hochwassermeldungen des Gemeinsamen Hochwasserportals der Länder (hochwasserzentralen.de)
- Warnmeldungen des Warnsystems Katwarn,
- Warnmeldungen des Systems BIWAPP.
Die App stellt neben der tabellarischen Aufzählung eine Kartenansicht bereit, auf der aktuelle Warnungen ihrer geographischen Lage innerhalb Deutschlands zugeordnet werden. Voreingestellt ist die Gesamtansicht Deutschlands. Durch die Auswahl einer als rot markierten Warnung auf der Karte wechselt die Ansicht zur detailliert dargestellten Warnung.
Ferner ist es möglich, für jede zur Verfügung stehende Warnkategorie individuelle Warntöne einzustellen. Mithilfe der „Abo-Funktion“ ist es möglich, nur Warnmeldungen für Orte und Bereiche zu erhalten, die man eigens ausgewählt hat.[7]
Verfügbarkeit
Die App ist für Android- (ab Version 4.0, aktuelle Version ab 4.4) und iOS-Systeme verfügbar. Sie funktioniert nur mit Google-Diensten.[8] Für den Fall, dass ein Mobilgerät die App nicht richtig anzeigen kann, gibt es eine vom BBK erstellte Internetseite, die die gleichen Informationen in einer Karten- und Listenansicht darstellt und von jedem System angezeigt werden kann, das in der Lage ist, Internetseiten darzustellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, über diese Website Warnmeldungen als RSS-Feed zu abonnieren.[9]
Kritiken
Der Krisenmanagementexperte Florian Roth von der ETH Zürich lobte die Möglichkeit der App, Warnmeldungen an Kontakte per SMS und E-Mail weiterzuleiten und somit den Benutzer in die Lage zu versetzen, auch Personen in seinem Bekanntenkreis zu warnen, die kein Smartphone besitzen. Im Juli 2015 bemängelte er, dass die App nicht in der Lage sei, den Benutzer zu einem Schutzraum zu navigieren.[10]
Beim Warntag in Nordrhein-Westfalen am 6. September 2018 zeigte das System Schwachstellen: Der Probealarm führte nach Aussagen des BBK zu einer „außergewöhnlichen Belastung der technischen Infrastruktur“[11] und dadurch wurden nicht alle Nutzer gewarnt.[12] Die infrastrukturellen Engpässe sollten beseitigt werden. Beim bundesweiten Warntag am 10. September 2020 gab es aber erneute Probleme.[13]
Technische Umsetzung
Die App wird von dem europaweit agierenden IT-Unternehmen Materna maßgeblich entwickelt. Die Version 1.0 stand am 1. Juni 2015 erstmals zum Herunterladen bereit.[14] T-Systems stellt die technische Infrastruktur bereit, die eine Million Benutzer innerhalb von 30 Sekunden informieren soll.[15]
Sprachversionen
Neben Deutsch können die Inhalte in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Polnisch, Russisch und Arabisch angezeigt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit „leichte Sprache“, die Menschen mit lückenhaften Deutschkenntnissen die Nutzung der App ermöglichen soll.
Kosten
Die Entwicklungskosten und den Betrieb der Software übernimmt der Bund aus dem Staatshaushalt; bis Mitte 2016 wurden 20 Millionen Euro investiert.[16] Der Download ist kostenlos,[2][17] allerdings entstehen durch den Datenverkehr je nach verwendetem Mobilfunktarif eventuell Kosten beim Provider. Nutzbar ist die App auch offline, so können beispielsweise die allgemeinen Verhaltensweisen bei Notfällen gelesen werden, nachdem diese einmalig auf das Smartphone heruntergeladen wurden.[7]
Alternativen
Eine ähnliche App namens Katwarn kann auf kommunaler, Landes- und Bundesebene[18] Warnmeldungen an User weiterleiten; sie wurde z. B. 2016 von BASF bei einem großen Unglücksfall eingesetzt.[19] Die Warn-App BIWAPP (Bürger Info & Warn App) zeigt die Katastrophenwarnungen des BBK und die Unwettermeldungen des Deutschen Wetterdienstes.[20] Seit Februar 2019 werden die offiziellen Warnmeldungen der drei Systeme untereinander geteilt und parallel verbreitet. Hierbei werden Warnmeldungen wechselseitig zwischen den Warnapps NINA und Katwarn sowie NINA und Biwapp ausgetauscht. Ein Austausch zwischen Katwarn und Biwapp findet gegenwärtig nicht statt.[21] Der Deutsche Wetterdienst betreibt für Unwetterwarnungen eine eigene Warn-Wetter App.
Cell Broadcast ermöglicht das Versenden von Kurznachrichten mit maximal 1395 Zeichen an alle Mobilfunkgeräte, die sich in derselben Funkzelle befinden. Cell Broadcast wird allerdings derzeit in Deutschland nicht von den Mobilfunkbetreibern angeboten. EU-Alert, welches in zahlreichen anderen Ländern der Europäischen Union bereits verwendet wird, verwendet Cell Broadcast. Nach dem Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021 kamen Forderungen auf, auch den Cell Broadcast-Dienst in Deutschland zur Warnung der Bevölkerung in Katastrophenfällen einzusetzen.[22] Die Bundesregierung hat die Einführung von Cell Broadcast im August 2021 beschlossen.[23]
Weblinks
- bbk.bund.de: Webseite mit Links zu den Bezugsquellen
- Deutscher Wetterdienst, dwd.de: Warn-Wetter-App
- Landesschau Baden-Württemberg, 31. Januar 2019, swrmediathek.de: Moderne Sirene in der Hosentasche
- 20. Juni 2016: Notfall-App NINA
- warnung.bund.de: Listenansicht aktueller Warnungen für alle internetfähigen Geräte
Einzelnachweise
- Versionshinweise zur Warn-App NINA
- Warn-App NINA. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Katastrophen-Warnung: App NINA warnt bundesweit vor Gefahren. Bayerischer Rundfunk, abgerufen am 24. Juli 2016.
- Katastrophenschutz: Warn-App NINA aufgebohrt. In: Heise online. Abgerufen am 23. Juli 2016.
- https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/warn-app-nina-1749214
- Marcel Rosenbach, Christoph Hickmann: Bundesbehörde für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Das vergessene Amt. In: Der Spiegel. 19. Mai 2020, abgerufen am 19. Mai 2020.
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – Funktionen im Überblick. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Download der Warn-App NINA. Abgerufen am 17. Februar 2022.
- warnung.bund.de – Listenansicht. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Bundes-Alarm-App NINA: Warnung im Katastrophenfall. Der Spiegel, abgerufen am 24. Juli 2016.
- BBK on Twitter. In: Twitter. (twitter.com [abgerufen am 12. September 2018]).
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz - Warntag führt Schwachstellen bei App Nina zutage. In: General-Anzeiger Bonn. 11. September 2018 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 12. September 2018]).
- Probealarm mit Haken. In: Tagesschau.de. (tagesschau.de [abgerufen am 10. September 2020]).
- App NINA – Die Warn-App des BBK APK for Windows Phone – Download Android APK GAMES & APPS for Windows phone. In: windowsphoneapk.com. Abgerufen am 25. Juli 2016.
- Partner. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, abgerufen am 8. Dezember 2016.
- dpa / Paul Miot-Paschke: App NINA soll bei plötzlichen Gefahren warnen. (teltarif.de [abgerufen am 6. April 2017]).
- NINA warnt vor Unwetter und Raketen. WDR, archiviert vom Original am 6. Juni 2017; abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Katwarn – Unterstützte Orte. Abgerufen am 6. April 2017.
- FOCUS Online: Explosion bei BASF im Ticker: Rauchwolke über Chemieriesen zieht nach Mannheim. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 6. April 2017]).
- BIWAPP – Bürger Info & Warn App. Marktplatz GmbH, abgerufen am 2. Mai 2017.
- Warnapp-Betreiber vereinbaren Austausch - Nina, Katwarn und Biwapp werden vereinheitlicht. 4. Februar 2019, abgerufen am 5. Februar 2019.
- Sascha Lobo: Die bürokratische Verhöhnung des 21. Jahrhunderts. In: spiegel.de, 21. Juli 2021.
- heise online: Cell Broadcast: Bundesregierung bringt TKG-Änderung auf den Weg. Abgerufen am 18. August 2021.