Munari-Packung

Eine Munari-Packung (Munari, italienische Packung, italienische Schnellkur) i​st ein Breiumschlag m​it den Inhaltsstoffen Kaolin, Cayennepfeffer, Senföl u​nd Wasser. Er w​ird als Thermotherapie b​ei Schmerzen u​nd Verspannungen a​m Bewegungsapparat eingesetzt.

Munaribrei auf Fettpapier

Allgemeines

Munari-Anwendungen s​ind in Österreich u​nd Italien w​eit verbreitet. In Österreich w​ird die Anwendung v​on Masseuren u​nd Physiotherapeuten durchgeführt.[1][2]

Anwendung

Munari-Packung im Bereich des Schultergürtels

Zur Vorbereitung werden d​ie Zutaten (Kaolin, Cayennepfeffer, Senföl) m​it kaltem Wasser z​u einem homogenen Brei gemischt, v​or der Anwendung a​uf ca. 50 °C erhitzt, d​ann als dünne Schicht (2–5 mm) a​uf ein Trägermaterial (meist Papier) aufgetragen u​nd dem Patienten a​uf die z​u behandelnde Körperregion aufgelegt.[3] Anschließend w​ird der Körper zwecks optimaler Wärmespeicherung i​n Leinentücher o​der Wolldecken gehüllt. Die Anwendungsdauer e​iner Behandlung l​iegt zwischen 15 u​nd 20 Minuten.

Anwendungsgebiete

Aufgrund d​er Wirkungsweisen v​on Cayennepfeffer (Capsaicin) u​nd Senföl k​ann Munari z​ur Schmerzbehandlung, b​ei Verspannungen u​nd bei degenerativen Erkrankungen eingesetzt werden.[3][4]

Wirkung

Aktivierung des TRPV1 Kanals durch Capsaicin

Munari-Packungen wirken wie Capsaicin-Pflaster. Die Hauptwirkstoffe sind die im Cayennepfeffer bis zu 1 % enthaltenen Capsaicinoide Capsaicin und Dihydrocapsaicin. Diese aktivieren den TRPV1-Kanal (Transient Receptor Potential Vanilloid subtype 1), was zu einer vermehrten Ausschüttung von Ca2+ führt; ein Nervenpotential wird ausgebildet. Dieser Vorgang wird dann als brennende, stechende oder juckende Empfindung wahrgenommen. Die längerfristige Anwendung von Capsaicin führt zu einer reversiblen Depletion des Neurotransmitters Substanz P, was eine schmerzstillende Wirkung auslöst, da Nozizeptoren desensibilisiert werden. Die Ausschüttung von Endorphinen (körpereigenen „Schmerzkillern“) wird angeregt. Die Reizung der Nervenenden unter der Haut führt auch zu einer vermehrten Durchblutung.[3][5][6] Senföl ist in der Wirkung ähnlich wie Capsaicin und aktiviert über Cysteine die TRPA1 und TRPV1 Kanäle (Transient Receptor Potential Ankyrin Repeat 1 und Vanilloid 1), Ca2+-durchlässige Ionenkanäle, die akute und entzündliche Schmerzsignale wahrnehmen und auslösen können.[7]

Kälte- und Hitzempfindliche Afferenzen basierend auf der Expression von TRPM8, TRPA1 und TRPV1

Einzelnachweise

  1. Berufsbild und besondere Berufspflicht des medizinischen Masseurs – Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz. Website des Österreichischen Bundeskanzleramts - Rechtsinformationssystem. Abgerufen am 21. Juli 2014.
  2. Italienische Schnellkur (Munari-Packung)@1@2Vorlage:Toter Link/www.sozialversicherung.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Website der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft. Abgerufen am 22. September 2015.
  3. Gerda Vacariu, Othmar Schuhfried, Marta Korpan: Physikalische Therapie und Rehabilitation bei Schmerzsyndromen am Bewegungsapparat. In: Kompendium Physikalische Medizin und Rehabilitation. 3. Auflage. 2013, ISBN 978-3-7091-0467-5, S. 357.
  4. Capsicum (Paprika) – Anwendungsgebiete. Monographie BGA/BfArM (Kommission E). 1. Februar 1990. Heft 22A. ATC-Code M02AB. Abgerufen am 21. Juli 2014.
  5. P. Anand, K. Bley: Topical capsaicin for pain management: therapeutic potential and mechanisms of action of the new high-concentration capsaicin 8 % patch. In: Br J Anaesth. 107(4), Okt 2011, S. 490–502. doi:10.1093/bja/aer260. Epub 2011 Aug 17. PMID 21852280
  6. Substanz Capsaicin – Unterlagen Skripte. Website von Prof. Dr. Peter Bützer. Abgerufen am 21. Juli 2014.
  7. M. Gees, Y. A. Alpizar, B. Boonen, A. Sanchez, W. Everaerts, A. Segal, F. Xue, A. Janssens, G. Owsianik, B. Nilius, T. Voets, K. Talavera: Mechanisms of transient receptor potential vanilloid 1 activation and sensitization by allyl isothiocyanate. In: Mol Pharmacol. 84(3), Sep 2013, S. 325–334. doi:10.1124/mol.113.085548. Epub 2013 Jun 11. PMID 23757176

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