Muharrem İnce
Muharrem İnce (* 4. Mai 1964 in Elmalık bei Yalova) ist ein türkischer Politiker, Buchautor und ehemaliger Lehrer. Er war von 2002 bis 2018 Abgeordneter für Yalova in der Großen Nationalversammlung und von 2010 bis 2014 Fraktionsvorsitzender der Republikanischen Volkspartei (CHP).[1] Er ist Parteigründer- und Vorsitzender der Memleket Partisi.
Leben
Muharrem İnce wurde in Elmalık in der Provinz Yalova als Sohn von Zekiye und Şerif İnce geboren; seine Großeltern väterlicherseits stammen aus Thessaloniki im Griechischen Makedonien, seine Großeltern mütterlicherseits aus der nordöstlichen Schwarzmeerstadt Rize. Er schloss ein Lehramtsstudium für Physik und Chemie an der Universität Balıkesir ab. Als Chemie- und Physiklehrer unterrichtete er an zahlreichen Gymnasien und Paukschulen (Dershane) im ganzen Land und war Schuldirektor. Er war auch als Pressesprecher von Yalovaspor sowie als Provinzvorsitzender des Vereins zur Förderung der Ideen Atatürks (ADD) tätig.[1]
Bei der Parlamentswahl 2002 wurde İnce als Abgeordneter für Yalova Mitglied der Großen Nationalversammlung für die CHP. Bei der Wahl 2007 wurde er wiedergewählt. Bei den Wahlen 2011 und 2015 (Juni und November) wurde er erneut mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt.[1]
İnce war von 2010 bis 2014 Fraktionsvorsitzender der CHP. Zudem war er Vorsitzender des parlamentarischen Ausschusses für Nationale Bildung, Kultur, Jugend und Sport. Darüber hinaus ist er Mitglied der Parlamentsversammlung der turksprachigen Länder (Türk Dili Konuşan Ülkeler Parlamenter Asamblesi) als Vertreter der Türkei.[1] Zudem wurde er Präsident des Atatürkçü Düşünce Derneği.
Er ist bekannt für seine temperamentvollen Reden, die im Internet zu den meistgeklickten Videos der türkischen Politik gehören.[2] İnce spielte eine wichtige Rolle bei den Kommunalwahlen 2014, aus denen die CHP in Yalova als Sieger hervorging. Die Wahl wurde wiederholt; auch dabei gewann die CHP.[3] Zweimal kandidierte İnce als Parteivorsitzender der CHP, unterlag jedoch seinem Parteikollegen Kemal Kılıçdaroğlu.[4]
Anfang Mai 2018 nominierte die CHP ihn als Kandidat für die vorgezogene Präsidentschaftswahl am 24. Juni 2018.[5] Vier Parteien der türkischen Opposition (die CHP, die rechtsnationalistische IYI-Partei, die islamistische Saadet-Partei und die konservative Demokratische Partei) hatten zuvor das Bündnis der Nation für die Parlamentswahl gegründet, sich aber nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl geeinigt.[6] İnce unterlag Amtsinhaber Erdoğan jedoch in der ersten Runde. Beim Parteikongress 2018 trat er bei der Wahl zum Parteivorsitz gegen den Vorsitzenden Kemal Kılıçdaroğlu an, unterlag diesem jedoch dabei. İnce galt länger schon als Kritiker der Parteiführung, sodass er im September 2020 die politische Bewegung Memleket Hareketi („Heimatbewegung“) gründete, mit der er durch die Türkei tourte. Im Januar 2021 gab İnce bekannt, dass er aus der CHP ausgetreten sei und am 17. Mai 2021 wurde die Memleket Partisi offiziell gegründet.
İnce ist mit der Lehrerin Ülkü İnce verheiratet und hat einen Sohn.[1][7]
Schriften
- Buyurun Sayın İnce („Bitte, werter Herr İnce“). Ankara: Sobil Yayıncılık, 2012. ISBN 978-9944-27-140-0[8]
- Diren Demokrasi („Demokratie, halte durch“), 2018
Weblinks
- Michael Martens: Porträt (FAZ)
Fußnoten
- Muharrem İnce, TBMM 23. Dönem Milletvekili. Große Nationalversammlung, abgerufen am 16. Januar 2010.
- Muharrem İnce kimdir? CHP Yalova Milletvekili Muharrem İnce kaç yaşında? 2018 (sozcu.com.tr [abgerufen am 23. Juni 2018]).
- Yalova'da CHP'li başkanın gözyaşları. In: Hürriyet. (com.tr [abgerufen am 3. Mai 2018]).
- Türkische CHP nominiert Ince als Präsidentschaftskandidaten. Abgerufen am 4. Mai 2018.
- Türkei: CHP nominierte Kandidaten für Präsidentschaftswahl. ORF, 4. April 2018, abgerufen am selben Tage.
- zeit.de 6. Mai 2018: Oppositionsparteien treten als Bündnis gegen Erdoğan an
- Biografie auf der Website zur Präsidentschaftskandidatur. Abgerufen am 6. Juni 2018 (türkisch).
- Haber7: Muharrem İnce kimdir? Kaç yaşında, aslen nereli? Detaylı hayatı! Abgerufen am 3. Mai 2018 (türkisch).