Mosul-Talsperre
Die Mosul-Talsperre (auch Mossul-Talsperre; arabisch سد الموصل, DMG Sadd al-Mauṣil) ist die größte Talsperre im Irak und wurde bis zum Sturz von Saddam Hussein „Saddam-Damm“ genannt. Sie liegt im Nordirak in der Provinz Ninawa, etwa 40 Kilometer nördlich von Mosul (Mossul) am Tigris.
Mosul-Talsperre | |||||||
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Koordinaten | 36° 37′ 49″ N, 42° 49′ 23″ O | ||||||
Daten zum Bauwerk | |||||||
Bauzeit: | 1981–1986 | ||||||
Höhe über Gründungssohle: | 135 m | ||||||
Bauwerksvolumen: | 38 Mio. m³ | ||||||
Kronenlänge: | 3600 m | ||||||
Kraftwerksleistung: | 750 MW + 200 MW + 60 MW | ||||||
Daten zum Stausee | |||||||
Wasseroberfläche | 371 km² | ||||||
Speicherraum | 12.500 Mio. m³ |
Konstruktion und Funktion
Der Stausee hat einen Stauinhalt von mehr als 12 Milliarden m³. Ein Wasserkraftwerk erzeugt Energie für 1,7 Millionen Einwohner. Die Leistung des Hauptkraftwerks beträgt 750 MW. Zum Mosul-Damm gehören neben dem Hauptkraftwerk ein Pumpspeicherkavernenkraftwerk mit einer Kraftwerksleistung von 200 MW und eine Flussregulierungsstaustufe mit einer Kraftwerksleistung von 60 MW.
Der 1986 fertiggestellte Staudamm ist ein Erddamm mit eingebautem Tonkern. Seine Länge beträgt 3600 m, die Breite des Dammfußes beträgt 700 m und seine Höhe 135 m. Deutsche, Schweizer, italienische und österreichische Unternehmen waren am Bau beteiligt.
Der Staudamm befindet sich in einem Karstgebiet.
2006 stellte das Ingenieurskorps der US Army zunehmenden Verfall an dem Bauwerk fest und konstatierte, dass die Mosul-Talsperre „hinsichtlich des Potentials für innere Erosion der gefährlichste Staudamm der Welt“ sei. Bei einem Bruch der Talsperre unter maximaler Füllmenge sei damit zu rechnen, dass unter anderem die Millionenstadt Mosul bis zu 20 m hoch überflutet und bis zu einer halben Million Menschen getötet werden könnten.[1][2]
Am 3. November 2011 wurde ein Vorvertrag zur Sanierung des Dammes zwischen dem irakischen Ministerium für Wasserressourcen und dem deutschen Spezialtiefbauer Bauer AG unterzeichnet. Das Auftragsvolumen soll umgerechnet 1,9 Milliarden Euro umfassen. Die Bauzeit wird voraussichtlich sechs Jahre betragen.[3]
Die Wartungsarbeiten ruhen, seit im August 2014 IS-Milizen die Region eroberten. Obwohl der Staudamm zurückerobert werden konnte, fehlen seitdem Maschinen und Material.[4]
Im Januar 2016 äußerte das Außenministerium der Vereinigten Staaten Befürchtungen, der Damm könne im Frühjahr 2016 nach der Schneeschmelze brechen.[5][6][7][8]
Strategische Bedeutung
Der Staudamm hat für die Region große strategische Bedeutung, da er die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Gebiete am Tigris ermöglicht.[9]
Am 9. August 2014 eroberte die Terrororganisation Islamischer Staat die Talsperre, wie die kurdische Regionalregierung bestätigte.[9] Mit Hilfe der amerikanischen Luftwaffe konnten kurdische Einheiten ab dem 16. August 2014 in einer Offensive den wichtigen Staudamm zurückerobern.[10]
Weitere Stauseen im Irak
- Badush-Staudamm am Tigris
- Bekhme-Talsperre am Großen Zab (bisher unvollendet, Weiterbau in Planung)
- Haditha-Talsperre am Euphrat
- Razzaza-See am Euphrat
- Tharthar-See zwischen Tigris und Euphrat
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- US-Armee warnt vor Staudamm-Katastrophe im Irak. Der Spiegel, 30. Oktober 2007
- Warum der Mossul-Staudamm instabil ist. SciLogs, 16. Januar 2016
- BAUER Gruppe erwartet Großauftrag zur Sanierung des Mosul-Damm im Irak. (Memento vom 9. April 2012 im Internet Archive) Ad-hoc-Meldung der Bauer AG vom 3. November 2011
- Christoph Seidler: Mossul-Talsperre: "Nur Gott weiß, wann der Damm bricht". In: Spiegel Online. 29. Januar 2016, abgerufen am 9. Juni 2018.
- Nytimes.com, 10. Januar 2016, Michael R. Gordon: Neglect May Do What ISIS Didn’t: Breach Iraqi Dam
- spektrum.de, 14. Januar 2016, Lars Fischer: 20 Meter hohe Flutwelle: Größter Damm im Irak droht zu brechen
- spiegel.de, 29. Januar 2016, Christoph Seidler: Mossul-Talsperre: „Nur Gott weiß, wann der Damm bricht“
- A Bigger Problem Than ISIS? In: The New Yorker. Abgerufen am 27. Dezember 2016.
- IS-Ingenieure reparieren eroberten Staudamm. Welt Online, 9. August 2014
- Wichtiger Mosul-Staudamm zurückerobert: Trinkwasser- und Stromversorgung des Irak. In: Neue Zürcher Zeitung, 18. August 2014. Abgerufen am 27. Januar 2015.