Mordserie an Roma in Ungarn 2008–2009
Die Mordserie an Roma in Ungarn 2008–2009 war eine Serie aus zehn rassistisch motivierten Anschlägen auf Roma in Ungarn, die sich in den Jahren 2008 bis 2009 ereignete und der sechs Personen zum Opfer fielen, darunter ein vierjähriger Junge. 55 Menschen wurden verletzt, fünf Personen erlitten schwere Verletzungen.
In den Medien wurde die Serie häufig als Roma-Morde bezeichnet, die rechtsextremen Täter als Todesbrigade.[1]
Tatorte und Daten
- Besenyszög, 7. März 2008
- Debrecen, 1. Juni 2008
- Galgagyörk, 21. Juli 2008
- Piricse, 8. August 2008
- Nyíradony, 5. September 2008
- Tarnabod, 29. September 2008
- Nagycsécs, 3. November 2008 – zwei Tote
- Alsózsolca, 15. Dezember 2008
- Tatárszentgyörgy, 23. Februar 2009 – zwei Tote (Vater und 5-jähriges Kind)
- Tiszalök, 22. April 2009 – ein Toter
- Kisléta, 3. August 2009 – eine Tote
Vorgehensweise
Nach Darstellung von Medien suchten die Täter für ihre Anschläge Dörfer aus, in denen sie bereits bestehende Spannungen zwischen Roma und der Mehrheitsbevölkerung verstärkten. Sie bewarfen Häuser, in denen Roma wohnten, mit Molotowcocktails, um die Bewohner zum Verlassen zu zwingen. Die flüchtenden Leute beschossen sie mit Feuerwaffen.
Ermittlungen und Verfahren
Anhand von GSM-Aufenthaltsdaten wurden vier Verdächtige ausgeforscht und im August 2009 gefasst.
Die drei Haupttäter wurden im August 2013 erstinstanzlich durch das Bezirksgericht Budapest wegen gemeinschaftlich begangenen mehrfachen Mordes aus niederen Beweggründen und weiteren Taten zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil erlangte 2016 Bestandskraft. Der vierte Verdächtige, dem vorgeworfen wird, bei den Taten als Fahrer fungiert zu haben, kooperierte mit dem Gericht und wurde wegen Beihilfe zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Film
Im Spielfilm Just the Wind des ungarischen Regisseurs Benedek Fliegauf, der bei der Berlinale 2012 ausgezeichnet wurde, wird ein Teil dieser Serie behandelt. Gezeigt wird der letzte Tag einer Roma-Familie vor deren Ermordung.
Der Film Der Prozess von Budapest[2] (Judgment in Hungary)[3], Regie Eszter Hajdú, aus dem Jahr 2014 dokumentiert die Gerichtsverhandlung gegen drei Haupttäter und einen Komplizen über die gesamte Verfahrensdauer (167 Verhandlungstage) und die Urteilsverkündung. Der Film wurde am 12. April 2016 bei ARTE gesendet.
Literatur
- Roma-Morde in Ungarn Das vergessene Verbrechen, von Keno Verseck, Der Spiegel 21. Juli 2018
- András B. Vágvölgyi: Diskopartisanen - Eine Serie von Terroranschlägen und die Rolle von Justizwesen, Gesellschaft und Medien in Ungarn. bei fes.de, 2 / 2014
- Peter Bognar: Roma-Morde und “Mord durch Roma”. Budapester Zeitung vom 12. April 2011, abgerufen am 8. August 2013.
- Violent Attacks against Roma in Hungary. (Amnesty International kritisiert Ungarn, Nov. 2010, 47 Seiten; Sekund.hinweis bei hungarianvoice wordpress.com vom 2010/11/10)
- Roma regelrecht hingerichtet. (taz vom 24. Februar 2009, Bild vom Tatort Tatárszentgyörgy)
Siehe auch
- Roma in Ungarn, zur sozialen Lage der seit 1993 staatl. anerkannten Minderheitsbevölkerungsgruppe
Belege
- Beispiele
- Der Prozess von Budapest: ARD, ARTE (Memento des Originals vom 12. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Film-Homepage