Mor-Afrem-Kirche
Die syrisch-orthodoxe Mor-Afrem-Kirche, die ehemalige katholische, von Alfons Boklage 1964–1966 errichtete denkmalgeschützte Kirche Mariä Himmelfahrt steht auf dem Eckgrundstück Mindener Straße 1 Ecke Mierendorffplatz im Berliner Ortsteil Charlottenburg des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.
Geschichte
Die Mariä-Himmelfahrt-Gemeinde war die jüngste Tochter der Mutterpfarrei Herz Jesu. Seit 1950 war sie eigenständige Pfarrei. Noch vor dem Kirchenbau wurde 1963 als Tochtergründung von Mariä Himmelfahrt die Pfarrei Maria Regina Martyrum ausgegliedert.
Ursprünglich hätte zu Beginn der 1920er Jahre am heutigen Mierendorffplatz die Gustav-Adolf-Kirche erbaut werden sollen, die aber schließlich in der Nachbarschaft etabliert wurde. Für die katholischen Gläubigen plante August Kaufhold eine traditionelle Basilika, aus finanziellen Gründen konnte 1926 aber nur ein Provisorium mit einer kleinen Kapelle und Wohnung für den Geistlichen im Obergeschoss erbaut werden, das bis 1964 bestehen blieb. Dann wurde es zugunsten eines großen Kirchenneubaus abgerissen. Während der Bauzeit genoss die katholische Gemeinde Gastrecht in der Gustav-Adolf-Kirche, woraus sich für die Folge viele ökumenische Kontakte entwickelten.
Seit 1988 war Mariä Himmelfahrt auch die Gottesdienststätte der italienischen katholischen Mission (Missione Cattolica Italiana). 2005 verkaufte die katholische Kirche das Gotteshaus an die syrisch orthodoxe Gemeinde Mor Afrem e. V., die Mor-Afrem-Kirche wurde am 4. Mai 2008 offiziell eröffnet.
Baubeschreibung
Der Gebäudekomplex, ein mit rotbraunen holländischen Handstrichziegeln und Sichtbeton verblendeter Mauerwerksbau, ist eine Vierflügelanlage in geschlossener Bebauung um einen Innenhof. Er besteht aus der Saalkirche zwischen der Einmündung der Mindener Straße und dem benachbarten Wohngebäude am Mierendorffplatz, einem parallel zu ihr errichteten Gebäudetrakt eines Wohn- und Gemeindehauses in der Mindener Straße und zwei Gebäudetrakten, die beide Baukörper verbinden, der eine an der Mindener Straße, der andere an der Brandwand des Nachbarhauses am Mierendorffplatz. Die Kirche und die beiden Verbindungstrakte ruhen auf einem offenen Sockelgeschoss, das als Stahlbetonbau errichtet wurde, die Stützen sind mit Ziegeln ummantelt. Das Pultdach des Kirchenschiffs fällt zum Hof ab. Die 34 Meter breite Fassade zum Mierendorffplatz besteht aus Glasstahlbeton.
Der Kirchenraum hat im Halbrund des Turmkörpers eine Apsis. Der Fußboden besteht aus Natursteinplatten, die Decke aus Holz. Durch die Fassade dringt kaum Tageslicht ins Innere, nur das zum Hof gelegene große Glasfenster liefert natürliches Licht.
Der 33 Meter hohe Glockenturm auf halbkreisförmigem Grundriss tritt in ihrer Mitte als Konche hervor. In seiner Glockenstube hängt ein Geläut aus vier Bronzeglocken, das 1965 von Petit & Gebr. Edelbrock hergestellt wurde.
Schlagton | Gewicht | Durchmesser | Höhe | Inschrift |
---|---|---|---|---|
c' | 2605 kg | 156 cm | 125 cm | JESUS CHRISTUS, WEG, WAHRHEIT, LEBEN. |
es' | 1570 kg | 133 cm | 112 cm | MARIA, AUFGENOMMEN IN DEN HIMMEL, BITTE FÜR UNS. |
f' | 1058 kg | 117 cm | 97 cm | JOHANNES – BEREITET DEN WEG DES HERREN. |
as' | 597 kg | 98 cm | 79 cm | ST. GEORG – HILF IM GLAUBEN SIEGEN. |
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Band Berlin, München/Berlin 2006.
- Christine Goetz und Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Berlin 2003.
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
- Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
- Gerhard Streicher und Erika Drave: Berlin – Stadt und Kirche. Berlin 1980.
- Hilde Herrmann: Aufbau und Ausbau im Bistum Berlin. Berlin 1968.
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Syrisch Orthodoxe Kirche Mor Afrem im offiziellen Hauptstadtportal