Mobilfunkfrequenzen in der Schweiz
In der Schweiz liegt die Zuständigkeit für Mobilfunkfrequenzen beim Bundesamt für Kommunikation BAKOM und der Eidgenössischen Kommunikationskommission ComCom. Sämtliche Mobilfunkfrequenzen für den Schweizer Mobilfunkmarkt wurden im Februar 2012 in einer Auktion neu versteigert.[1] Eine Versteigerung weiterer Frequenzen im Bereich 700 MHz, 1400 MHz und 3500 MHz für künftige 5G NR Netztechnologien fand Ende Januar 2019 statt. Diese neuen zusätzlichen Frequenzen sind bis 2034 gültig.[2]
Die Nutzungsdauer der von Salt Mobile, Sunrise Communications und Swisscom 2012 ersteigerten Frequenzen endet am 31. Dezember 2028. Der lange Zeitraum gibt den drei Mobilfunkkonzessionärinnen Planungssicherheit zur langfristigen Erfüllung ihres gesetzlichen Versorgungsauftrages eines landesweiten Mobilfunknetzes.[1]
Die Vergabe der Frequenzen erfolgte technologieneutral, d. h. die verschiedenen Frequenzen können – vorbehaltlich bestimmten Auflagen des BAKOM bezüglich Netzabdeckungsrate – beliebig für 2G, 3G, 4G und 5G eingesetzt werden.[1]
Rechtliche Grundlage
Rechtliche Grundlage bildet in der Schweiz der nationale Frequenzzuweisungsplan NaFZ des Bundesamtes für Kommunikation, der die Aufteilung der Frequenzspektrums an die verschiedenen Funkdienste regelt.[3]
Technische Grundlage
Für Mobilfunknetze eignet sich besonders der Frequenzbereich von 700 bis 1000 MHz. In diesem Frequenzbereich können die Mobilfunkantennen noch gut im Gehäuse des Mobilgeräts integriert werden. Mobilfunkfrequenzbänder im Bereich von 700 bis 1000 MHz werden für die Grundversorgung in ländlichen Regionen eingesetzt. Funkwellen im Frequenzbereich von 700 bis 1000 MHz weisen eine geringe Freiraumdämpfung und eine gute Gebäudedurchdringung auf. Wegen der guten Gebäudedurchdringung werden Mobilfunkfrequenzbänder < 1000 MHz auch gerne in dichtbevölkerten Regionen eingesetzt.
Niederfrequente Mobilfunksignale < 700 MHz sind für die heutigen Bauformen von Mobilgeräten (Smartphone, Tablet) ungeeignet. Für Funkfrequenzen < 700 MHz sind am Mobilgerät Funkantennen erforderlich, welche deutlich aus der Gehäusehülle ragen. Für aus der Gehäusehülle herausragenden Funkantennen wird bei Handgeräten sehr häufig die Gummiwurst eingesetzt. Mobilgeräte mit einer Stabantenne erreichen nur eine sehr geringe Kundenakzeptanz.
Mobilfunkfrequenzbänder > 1000 MHz dienen ausschliesslich zur Erhöhung der Datenübertragungskapazität des Mobilfunknetzwerkes. Mobilfunksignale im Frequenzbereich von 2 GHz bis 6 GHz eignen sich nur noch für den Kurzstreckeneinsatz mit vorwiegend Sichtverbindung zwischen Sende- und Empfangsantenne. Zum Beispiel: Mobilfunkversorgung in der Stadt, Inhaus-Mobilfunkempfang.
Für Richtfunkverbindungen eignen sich Funkfrequenzen im Bereich von 6 GHz bis 90 GHz.
700 MHz [Band 28]
Am 8. Februar 2019 wurde die Zuteilung der Frequenzen im Rahmen der 5G-Versteigerung bekannt gegeben.[4] Die Bereiche von 703 – 733 MHz und 758 – 788 MHz wurden als gepaartes Spektrum (2 × 30 MHz Frequenzduplex) vergeben. Das gepaarte Spektrum verteilt sich auf die Netzbetreiber Salt (2 × 10 MHz), Sunrise (2 × 5 MHz) und Swisscom (2 × 15 MHz). Swisscom setzt das Band 28 häufig für 4G LTE und an anderen Standorten für 5G NR ein.[5] Salt setzt das Band 28 für 5G ein.[6] Sunrise setzt das Band 28 vereinzelt für LTE ein.
700 MHz [Band 67]
Zusammen mit dem gepaarten Spektrum im 700 MHz-Band wurde Anfang 2019 auch der Frequenzbereich von 738 – 758 MHz (E-UTRA Band 67) als sogenannter Supplemental Downlink (SDL) versteigert.[4] Damit soll zusätzliche Bandbreite im Downlink zur Verfügung stehen. Im SDL ersteigerte der Netzbetreiber Sunrise 10 MHz, die verbleibenden 5 MHz wurden nicht zugeteilt und bleiben vorerst ungenutzt. Die Aufteilung der versteigerten Frequenzblöcke auf das Spektrum war zum Zeitpunkt der Mitteilung noch unbekannt.
800 MHz [Band 20]
Der als «Digitale Dividende» bezeichnete Bereich um 800 MHz wurde in der Frequenzauktion des BAKOM 2012 erstmals vergeben.[7] Früher fand der Frequenzbereich für die Verbreitung des digitalen Rundfunkes (DVB-T) Verwendung.
Alle drei Netzbetreiber sicherten sich ein Spektrum von jeweils 20 MHz[8], d. h. 10 MHz im Downlink, 10 MHz im Uplink und verwenden es schweizweit ausschliesslich für die 4. Mobilfunkgeneration LTE.[1]
Auf diesem Frequenzband realisieren alle öffentlichen Mobilfunkanbieter der Schweiz die landesweite Grundversorgung mit LTE/4G. Für die Sprachtelefonie im LTE/4G-Mobilfunknetzwerk ist ein VoLTE-fähiges Mobiltelefon erforderlich.
Swisscom und Sunrise unterstützen mit LTE Cat NB1 und LTE Cat M1 moderne und zukunftssichere M2M-Dienste im 800 MHz-Band.[9][10][11]
900 MHz [Band 8]
Auf diesem Frequenzband realisieren alle öffentlichen Mobilfunkanbieter der Schweiz die landesweite Grundversorgung mit Sprachtelefonie über ihr UMTS-Mobilfunknetzwerk. Keiner der drei Mobilfunkbetreiberinnen hat einen Abschalttermin für ihr UMTS/3G-Mobilfunknetzwerk kommuniziert. Swisscom wird ihr UMTS/3G-Mobilfunknetzwerk mit gewohnter Netzabdeckung bis mindestens Ende 2024 weiter betreiben. Eine Abschaltung des UMTS/3G-Mobilfunknetzwerks wird von Swisscom mindestens 3 Jahre im Voraus angekündigt.[12]
Sunrise betreibt auf dem 900 MHz-Band nebst UMTS auch GSM für ältere M2M-Dienste. Sunrise wird ihr 2G/GSM-Mobilfunknetzwerk bis mindestens Ende 2022 weiter betreiben.[13][14]
Nebst den drei Mobilfunkbetreiberinnen wird der Bereich um 900 MHz auch für den (international standardisierten) Bahn-Mobilfunk GSM-R eingesetzt, welches den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zugeordnet ist.[8]
Sunrise und Swisscom setzen das Band 8 vereinzelt auch für LTE ein.[15]
1,4 GHz [Band 50 & 51]
Anfang 2019 wurden im 1400-MHz-Bereich 18 Frequenzblöcke à 5 MHz (E-UTRA Bänder 50 und 51) als Supplemental Downlink (SDL) versteigert. Um diese Kanäle nutzen zu können, muss eine UL/DL-Verbindung in einem anderen Band bestehen. Das ungepaarte Spektrum verteilt sich auf die Netzbetreiber Salt (10 MHz), Sunrise (15 MHz) und Swisscom (50 MHz), die verbleibenden 15 MHz wurden nicht zugeteilt und bleiben vorerst ungenutzt.[4] Die Aufteilung der versteigerten Frequenzblöcke auf das Spektrum war zum Zeitpunkt der Mitteilung noch unbekannt. Die Nutzung dieser Frequenzen unterliegt lokalen Einschränkungen, zum Beispiel in der Nähe von Flughäfen oder des benachbarten Auslands.
1,8 GHz [Band 3]
Dieser früher für GSM verwendete Bereich ist heute bei allen drei Schweizer Anbietern der wichtigste Frequenzbereich für LTE.
2,1 GHz [Band 1]
Dieser früher für UMTS verwendete Bereich wird heute bei allen drei Schweizer Anbietern für LTE verwendet[16][17]. Swisscom stellte hier 3G am 1. Oktober 2019 auf 5G um[18][19][20] .
2,6 GHz [Band 7]
In dichter besiedelten Gebieten wird von Swisscom, Sunrise und Salt auch das 2,6-GHz-Band für LTE eingesetzt.[21]
Im Band 7 ist ein 5 MHz-Block frei. Dessen Nutzung für den Mobilfunk kann beim Bakom beantragt werden. Im Rahmen der 5G-Auktion Anfang 2019 wurde dieser Block angeboten, jedoch nicht ersteigert, und bleibt weiterhin ungenutzt.
3,5 GHz [Band 78]
Anfang 2019 wurden im 3500-MHz-Bereich 15 Frequenzblöcke à 20 MHz als ungepaartes Spektrum zur Nutzung im Zeitmultiplex (TDD) versteigert. Das Spektrum verteilt sich auf die Netzbetreiber Salt (80 MHz), Sunrise (100 MHz) und Swisscom (120 MHz), die unteren 200 MHz im Band 78 standen nicht zur Versteigerung.[4] Die Aufteilung der Frequenzblöcke auf das Spektrum war zum Zeitpunkt der Mitteilung noch unbekannt. Die Nutzung dieser Frequenzen unterliegt lokalen Einschränkungen, zum Beispiel in sogenannten Freihaltezonen und in der Nähe von Satelliten-Bodenstationen. Sunrise setzt das Band 78 für 5G ein.[22]
Siehe auch
- Funkzelle
- Reichweite (Funktechnik), maximale Entfernung zwischen Sender und Empfänger bei einer Funkverbindung
- Schweizer Mobilfunkmarkt
- Mobilfunknetzkennzahl
Einzelnachweise
- Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen im 2012 www.bakom.admin.ch, 23. Februar 2012, abgerufen am 13. Juni 2017.
- Mobilfunkfrequenzen für 5G in der Schweiz vergeben www.bakom.admin.ch, 8. Februar 2018, abgerufen am 13. Oktober 2019.
- Nationaler Frequenzzuweisungsplan www.bakom.admin.ch, abgerufen am 27. Februar 2017.
- Mobilfunkfrequenzen für 5G in der Schweiz vergeben. In: www.bakom.admin.ch. 8. Februar 2019, abgerufen am 10. Februar 2019.
- https://mobilecommunity.ch/wbb/index.php?thread/380-neue-lte-b%C3%A4nder-der-swisscom-band-28-lte-700-und-band-8-lte-900/ Mobilecommunity.ch - Neue LTE Bänder der Swisscom: Band 28 LTE 700 und Band 8 LTE 900
- https://mobilecommunity.ch/wbb/index.php?thread/381-5g-von-salt-gefunden/ Mobilecommunity.ch - 5G von Salt gefunden?
- Frequenzen und Technologien bei Swisscom www.swisscom.ch, abgerufen am 18. April 2016.
- Harmonised frequency ranges www.bakom.admin.ch, 9. Februar 2017, abgerufen am 13. Juni 2017.
- https://www.swisscom.ch/de/business/enterprise/angebot/iot/smart-metering.html Swisscom - IoT - Smart Metering
- https://halberdbastion.com/intelligence/mobile-networks/swisscom-mobile Halberdbastion.com - Mobile networks - Swisscom Mobile
- https://www.sunrise.ch/de/business/innovation/internet-of-things.html Sunrise - IoT
- https://www.swisscom.ch/de/about/netz/5g/abloesung-2g.html Swisscom - Bye bye 2G
- https://www.sunrise.ch/de/business/produkte-und-loesungen/connectivity/2G-weiterhin-nutzen-sunrise.html Sunrise - 2G weiterhin nutzen
- https://www.heise.de/news/GSM-Mobilfunk-Die-Schweiz-schaltet-ab-5000513.html heise online - GSM-Mobilfunk: Die Schweiz schaltet ab
- https://mobilecommunity.ch/wbb/index.php?thread/380-neue-lte-b%C3%A4nder-der-swisscom-band-28-lte-700-und-band-8-lte-900/ Mobilecommunity.ch - Neue LTE Bänder der Swisscom: Band 28 LTE 700 und Band 8 LTE 900
- https://mobilecommunity.ch/wbb/index.php?thread/363-sunrise-nutzt-neu-lte-auch-im-band-1-und-baut-das-band-7-auch-ausserhalb-von-st%C3%A4/ MobileCommunity - Sunrise nutzt neu LTE auch im Band 1 und baut das Band 7 auch ausserhalb von Städten aus
- https://mobilecommunity.ch/wbb/index.php?thread/325-lte-2100-band1-von-salt/ MobileCommunity - LTE 2100 (Band1) von Salt
- Ablösung 2G
- Umnutzung einer 3G-Frequenz; Informationen für Nutzer von betroffenen Geräten haben Anfang April 2019 einen entsprechenden Hinweis per SMS erhalten
- Wichtige Neuerungen in der Mobilfunktechnologie
- BAKOM - Public consultation - regarding the tender and allocation of new mobile network frequencies in Switzerland - June 2017
- https://mobilecommunity.ch/wbb/index.php?thread/339-ausbaustand-5g-netz-bei-sunrise-ab-m%C3%A4rz-2019/&postID=2887#post2887 Mobilecommunity.ch - Ausbaustand 5G-Netz bei Sunrise ab März 2019
18. https://www.spectrummonitoring.com/frequencies/#Switzerland Spectrummonitoring Frequenznutzung in der Schweiz