Mobiler Seefunkdienst (Ultrakurzwelle)
Der mobile Seefunkdienst auf Ultrakurzwelle ist ein Teil des mobilen Seefunkdienstes, der ausschließlich für Funkverkehr über Ultrakurzwelle vorgesehen ist.
Mobiler Seefunkdienst (Ultrakurzwelle) | |
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Frequenzbereich | 156 bis 162 MHz |
Reichweite | ca. 30 sm |
Not-/Anruffrequenz | Kanal 16 / 156,800 MHz |
DSC-Alarmfrequenz (Not/Dringlichkeit/Sicherheit) | Kanal 70 / 156,525 MHz |
DSC-Routineanrufe in Richtung Land | Kanal 70 / 156,525 MHz |
DSC-Routineanrufe in Richtung Schiff | Kanal 70 / 156,525 MHz |
Notwendiges Funkbetriebszeugnis | |
Berufsschifffahrt | Restricted Operator’s Certificate |
Sportschifffahrt | Short Range Certificate |
Geschichte
Bis 1972 existierten im mobilen Seefunkdienst auf Ultrakurzwelle 28 Kanäle, denen jeweils eine feste Frequenz zugeordnet war. 1972 gelang es, durch verbesserte Funkgerätetechnik die Frequenzabstände der Kanäle zu halbieren. Dadurch entstanden zwischen den Frequenzen der bereits existierenden Kanäle die zusätzlichen Kanäle 60 – 88.
Voraussetzung für die Teilnahme am mobilen Seefunkdienst auf UKW
Grundsätzlich hat jedes Wasserfahrzeug auf Seeschifffahrtsstraßen die Möglichkeit, am mobilen Seefunkdienst auf UKW teilzunehmen.
Voraussetzung für die Teilnahme war bis zum 31. Mai 2013 ein für den Seefunk zugelassenes Funkgerät und eine Frequenzzuteilungsurkunde. Seit dem 1. Juni 2013 sind die Frequenzen für mobile Funkanwendungen des See- und Binnenschifffahrtsfunks allgemein zugeteilt. Die tatsächliche Nutzungserlaubnis ist von der vorherigen individuellen Zuteilung von Nummern im See- und Binnenschifffahrtsfunk wie Rufzeichen, Maritime Mobile Service Identity (MMSI) und/oder Automatic Transmitter Identification System-Nummer (ATIS-Nummer) abhängig. Die schon ausgestellten Urkunden bleiben bis zur Beantragung einer Änderung der Nummernzuteilung gültig. Ein Tausch der bestehenden Urkunden durch neue Nummernzuteilungsurkunden ist daher nicht vorgesehen.[1]
Des Weiteren muss der Schiffsführer im Besitz eines ausreichend gültigen Funkbetriebszeugnisses sein. Für den Funkverkehr auf See auf UKW ist für die Berufsschifffahrt das ROC und für die Sportschifffahrt das SRC als Funkzeugnis vorgeschrieben.
Ausrüstungspflichtige Schiffe müssen am mobilen Seefunkdienst auf UKW teilnehmen.
Die Funkkanäle und deren Frequenzen und Modulationsarten
Für den mobilen Seefunkdienst ist der Frequenzbereich von 156 bis 162 MHz auf UKW vorgesehen. In diesem Frequenzbereich gibt es festgelegte Frequenzen, auf denen gefunkt werden kann. Die einzelnen Kanäle haben eine feste Frequenz und eine feste Bezeichnung. Manche Kanäle sind für eine bestimmte Verwendung vorgeschrieben.[2]
Kanal | Verwendung | See- funkstelle | Küsten- funkstelle | Schiff–Schiff | Simplex /Duplex | Öffentlicher Nachrichtenaustausch |
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60 | 156,025 | 160,625 | D | X | ||
01 | 156,050 | 160,650 | D | X | ||
61 | 156,075 | 160,675 | D | X | ||
02 | 156,100 | 160,700 | D | X | ||
62 | 156,125 | 160,725 | D | X | ||
03 | 156,150 | 160,750 | D | X | ||
63 | 156,175 | 160,775 | D | X | ||
04 | 156,200 | 160,800 | D | X | ||
64 | 156,225 | 160,825 | D | X | ||
05 | 156,250 | 160,850 | D | X | ||
65 | 156,275 | 160,875 | D | X | ||
06 | international ausschließlich für den Schiff-Schiff-Verkehr | 156,300 | X | S | ||
66 | 156,325 | 160,925 | D | X | ||
07 | 156,350 | 160,950 | D | X | ||
67 | 156,375 | 156,375 | X | S | ||
08 | international ausschließlich für den Schiff-Schiff-Verkehr | 156,400 | X | S | ||
68 | 156,425 | 156,425 | S | |||
09 | 156,450 | 156,450 | X | S | ||
69 | In Deutschland für die Sportschifffahrt | 156,475 | 156,475 | X | S | |
10 | 156,500 | 156,500 | X | S | ||
70 | Digitaler Selektivruf für Not, Sicherheit und Anrufe | 156,525 | 156,525 | - | ||
11 | 156,550 | 156,550 | S | |||
71 | 156,575 | 156,575 | S | |||
12 | 156,600 | 156,600 | S | |||
72 | In Deutschland für die Sportschifffahrt, international ausschließlich für den Schiff-Schiff-Verkehr | 156,625 | X | S | ||
13 | 156,650 | 156,650 | X | S | ||
73 | 156,675 | 156,675 | X | S | ||
14 | 156,700 | 156,700 | S | |||
74 | 156,725 | 156,725 | S | |||
15 | Funkverkehr an Bord (max 1 W) | 156,750 | 156,750 | X | S | |
75 | Funkverkehr, der ausschließlich die Navigation betrifft. | 156,775 | S | |||
16 | Not, Sicherheit und Anrufe | 156,800 | 156,800 | S | ||
76 | Funkverkehr, der ausschließlich die Navigation betrifft. | 156,825 | S | |||
17 | Funkverkehr an Bord (max 1 W) | 156,850 | 156,850 | X | S | |
77 | international ausschließlich für den Schiff-Schiff-Verkehr | 156,875 | X | S | ||
18 | 156,900 | 161,500 | D | X | ||
78 | 156,925 | 161,525 | D | X | ||
1078 | 156,925 | X | S | |||
2078 | Nutzung in Deutschland nicht zulässig[3] | 161,525 | X | S | ||
19 | 156,950 | 161,550 | D | X | ||
1019 | 156,950 | X | S | |||
2019 | Nutzung in Deutschland nicht zulässig | 161,550 | X | S | ||
79 | 156,975 | 161,575 | D | X | ||
1079 | 156,975 | X | S | |||
2079 | Nutzung in Deutschland nicht zulässig | 161,575 | X | S | ||
20 | 157,000 | 161,600 | D | X | ||
1020 | 157,000 | X | S | |||
2020 | Nutzung in Deutschland nicht zulässig | 161,600 | X | S | ||
80 | 157,025 | 161,625 | D | X | ||
21 | 157,050 | 161,650 | D | X | ||
81 | 157,075 | 161,675 | D | X | ||
22 | 157,100 | 161,700 | D | X | ||
82 | 157,125 | 161,725 | D | X | ||
23 | 157,150 | 161,750 | D | X | ||
83 | 157,175 | 161,775 | D | X | ||
24 | 157,200 | 161,800 | D | X | ||
84 | 157,225 | 161,825 | D | X | ||
25 | 157,250 | 161,850 | D | X | ||
85 | 157,275 | 161,875 | D | X | ||
26 | 157,300 | 161,900 | D | X | ||
86 | 157,325 | 161,925 | D | X | ||
27 | 157,350 | 161,950 | D | X | ||
87 | 157,375 | S | X | |||
28 | 157,400 | 162,000 | D | X | ||
88 | 157,425 | X | S | |||
AIS 1 | Datenübermittlung des Automatic Identification System (AIS) | 161,975 | 161,975 | - | ||
AIS 2 | Datenübermittlung des Automatic Identification System (AIS) | 162,025 | 162,025 | - |
Modulationsart
Beim mobilen Seefunkdienst auf Ultrakurzwelle wird für den Sprechfunk Frequenz- bzw. Phasenmodulation (F3E/G3E) benutzt; das betrifft alle Kanäle außer 70, AIS1 und AIS2. Für DSC auf Kanal 70 wird G2B benutzt (ein FSK-modulierter Hilfsträger wird auf die VHF-Frequenz phasenmoduliert).[4] AIS benutzt GMSK.[5]
Simplex und Duplex
Beim mobilen Seefunkdienst auf Ultrakurzwelle wird zwischen Simplex- und Duplex-Sprechverfahren unterschieden.
Simplex
Das Simplex-Sprechverfahren erfolgt auf einer einzigen Frequenz. Das bedeutet, dass immer nur eine Funkstelle sprechen kann, während die andere hört. Senden beide Funkstellen gleichzeitig, hören beide Funkstellen nichts. Seefunkstellen und Küstenfunkstellen benutzen die gleiche Frequenz. Gespräche auf Simplexkanälen können grundsätzlich von allen Seefunkstellen gehört werden, daher ist auch der Notkanal 16 ein Simplex-Kanal.
Duplex
Beim Duplex-Sprechverfahren benutzen die jeweiligen Funkstellen (z. B. Seefunkstelle und Küstenfunkstelle) zwei unterschiedliche Frequenzen, die beide zu einem Kanal gehören. Dieses Verfahren ermöglicht der Küstenfunkstelle eine Kommunikation wie mit einem Telefon, eine Frequenz ist für den Empfang zuständig, die andere Frequenz für das Senden. Beim Duplexverfahren schalten sich die Funkgeräte der Seefunkstellen (Semi-Duplex) automatisch auf die Empfangsfrequenz der Küstenfunkstelle (RX). Nur dann, wenn die Sprechtaste gedrückt wird, schaltet das Funkgerät auf die eigene Sendefrequenz (TX). Dieses Verfahren macht das Umschalten zwischen Senden und Empfangen für die Küstenfunkstellen überflüssig. Außerdem verhindert das Duplexverfahren, dass Seefunkstellen ungewollt Aussendungen von anderen Seefunkstellen mithören. Nur die Aussendungen der Küstenfunkstellen können im Duplexverfahren grundsätzlich von allen mitgehört werden. Oftmals sendet die Küstenfunkstelle allerdings das auf seiner Empfangsfrequenz empfangene auf seiner Sendefrequenz.
Allgemeine Informationen für die Schifffahrt, wie Wetterberichte oder Navigationswarnungen, werden von Küstenfunkstellen für gewöhnlich auch auf Duplexkanälen gesendet. Sie können dadurch nicht von Schiffen gestört werden, die während der Aussendung auf dem gleichen Kanal senden. Wichtige Informationen werden auf Kanal 16 angekündigt.
Reichweite
Die Reichweite der Ultrakurzwellen ist durch den Horizont der elektromagnetischen Wellenausbreitung beschränkt. Dieser entspricht nicht dem optischen Horizont für das sichtbare Licht, da der Brechungsindex der Erdatmosphäre für den UKW-Frequenzbereich mit der Höhe über Grund abnimmt.[6] In der Praxis bedeutet das, dass die Reichweite maßgeblich von der Höhe der Antenne abhängt. Schiffe, auf denen die Antenne an einer möglichst hohen Stelle angebracht ist (Berufsschiff, Segelyacht), können bis zu einer Reichweite von ca. 30 Seemeilen (ca. 56 Kilometer) untereinander funken. Die Reichweite über Digital Selective Calling ist etwa doppelt so weit.
Kosten
Es gibt private Küstenfunkstellen, die kostenpflichtige Dienste anbieten. Populärster privater Anbieter von Funkdienstleistungen in Deutschland ist DP07.
Außerdem verlangt die ausstellende Behörde der Frequenzzuteilungsurkunde (in Deutschland die Bundesnetzagentur) seit dem 1. Juni 2013 Nummernzuteilungsurkunden (Ship Station Licence), was im Falle der Zuteilung durch die Bundesnetzagentur mit jährlichen Beiträgen für die Nummernzuteilung verbunden ist. Die Beiträge liegen üblicherweise bei unter 20 € jährlich. Auch für die Ausstellung bzw. Änderung einer Urkunde werden einmalig (Bearbeitungs-)Gebühren erhoben, deren Höhe auf der Internetseite der Bundesnetzagentur, Bereich Seefunk, erläutert ist.
Anwendungsbereich
Aufgrund der geringen Reichweite des UKW-Seefunks wird der mobile Seefunkdienst auf Ultrakurzwelle in der Berufsschifffahrt hauptsächlich für den bordinternen Funkverkehr und den Funkverkehr mit Revierfunkzentralen, Verkehrsleitstellen, dem Schiffslenkungsfunkdienst, Lotsen, Häfen und Schleusen sowie dem Funkverkehr mit anderen Schiffen in dicht befahrenen Verkehrsgebieten eingesetzt.
In der Sportschifffahrt dient der mobile Seefunkdienst auf Ultrakurzwelle als Notrufsender, als Informationsquelle für Wetter und nautische Warnnachrichten, dem Kontakt mit Revierfunkzentralen, Häfen und Schleusen, aber auch der sozialen Kommunikation.
Einzelnachweise
- Bundesnetzagentur: Seefunk/Binnenschifffahrtsfunk. Abgerufen am 5. Mai 2016.
- Allgemeinzuteilung von Frequenzen für mobile Funkanwendungen des See-und Binnenschifffahrtsfunks. (pdf) Bundesnetzagentur, 15. März 2017, abgerufen am 25. Januar 2020.
- Hinweisezu UKW-Sprechfunkgerätendes Seefunkdienstes, BNetzA 224-15. (pdf) Bundesnetzagentur, 3. Mai 2017, abgerufen am 25. Januar 2020.
- ITU: RECOMMENDATION ITU-R M.493-11: Digital selective-calling system for use in the maritime mobile service. ITU 2004
- ITU Recommendation ITU-R M1371.5, Technical characteristics for an automatic identification system using time division multiple access in the VHF maritime mobile frequency band. ITU 2014
- Recommendation ITU-R P.453-9: The radio refractive index: its formula and refractivity data, ITU 2003