Michel Ruge
Michel Ruge (* 21. Dezember 1969 in Hamburg) ist ein deutscher Buchautor, Schauspieler, Türsteher, Personenschützer und Kampfkünstler.
Leben
Michel Ruge wuchs in Hamburg-St. Pauli auf, laut eigener Aussage erlebte er das dortige Milieu als "gutbehütete", aber dennoch "Freiraum" gebende Heimat.[1] Sein Vater besaß in Hamburg drei Bordelle. Seine Mutter arbeitete als Kellnerin in einer Bar. Mit 16 Jahren zog er in eine betreute Jugend-WG im Hamburger Karolinenviertel. Er besuchte die Fachoberschule für Grafik und studierte vier Semester an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP). Nebenher arbeitete er als Tänzer. 1996 begann er eine Ausbildung an der Schauspielschule Hamburg, wo er 1999 sein Diplom machte; gleichzeitig betrieb er ein Café auf St. Pauli.
Seit seinem Umzug nach Berlin im Jahre 1999 hat Ruge in diversen Fernsehserien und Filmen mitgewirkt, u. a. in Für alle Fälle Stefanie (2000) und Berlin, Berlin (2005).
Seit seinem 13. Lebensjahr betreibt Ruge Kampfkunst. Mit 25 Jahren begann er Eskrima. Nach seinem Umzug nach Berlin nahm er regelmäßig Privatstunden beim Gründer der Escrima Training Federation (ETF) in Hamburg, Bernd Schubert. 2001 eröffnete er zusammen mit dem Künstler Daniel Richter eine Schule für „ETF Combat Escrima“ in Berlin und arbeitete nebenbei als Türsteher und Personenschützer. 2010 begleitete er in dieser Funktion die deutsche Fußballnationalmannschaft zu Werbedrehs nach Kapstadt.
2009 lebte Michel Ruge mit seiner damaligen Ehefrau in Los Angeles und stand gemeinsam mit ihr auf der Todesliste der türkischen Mafia. Hintergrund war die Verflechtung der Ehefrau in mafiöse Strukturen. Nach 12 Monaten gelang es Ruge den Mordauftrag abzuwenden.[2]
Im Jahre 2014 begann Michel Ruge zusammen mit Frank Künster das anarchistische Filmprojekt "staatlich aberkannte Kommune".[3] Im April des nächsten Jahres trat Ruge zum römisch-katholischen Glauben über.[4]
Im Jahr 2015 initiierte Michel Ruge das Projekt "Gangs United", in dem er Mitglieder und Ex-Mitglieder unterschiedlicher ehemals verfeindeter Hamburger Jugendbanden der 1980er Jahre zu regelmäßigen Treffen zusammenführte. Das Projekt stieß auf ein großes mediales Interesse.[5][6][7] 2017 wurde er für seine Verdienste um das Projekt vom Bürgerverein St. Pauli mit dem "St. Pauli-Urgestein"-Preis ausgezeichnet.[8] Am 4. März 2018 beendete Ruge das Projekt nach drei erfolgreich verlaufenden Treffen, um eine politische Instrumentalisierung des Projekts durch linke und rechte Gruppierungen zu vermeiden.[9]
Im Februar 2018 organisierte Ruge zusammen mit Julia Staron, der St.Pauli Quartiers-Managerin, die #SaveSt.Pauli-Demo gegen die Überflutung des Kiezes durch Kioske und Billigalkohol und die entsprechenden negativen Folgen für Gastronomie und Anwohner.[10][11][12] Ruge setzt sich seit 2013 Jahren für den Erhalt der kulturellen Vielfalt in seinem Stadtteil St.Pauli ein und forderte unter anderem einen Milieuschutz für sein Viertel.[13][14]
2018 erschien der zweite Teil seiner Autobiografie: Große Freiheit Mitte - Mein wilder Trip durchs Berliner Nachtleben.[15][16]
Am 21. Dezember 2018 eröffnete Michel Ruge seine Fotoausstellung mit dem Titel: Meine kleine Treppe auf St.Pauli im St.Pauli Museum. Sie zeigt die ganz persönliche Retrospektive über sein Leben auf St.Pauli anhand von Fotos mit Menschen, die alle eine Historie mit dem Viertel verbindet und bei ihm zu Gast auf der Treppe seines Hauses auf St.Pauli waren waren.[17]
Bücher
- Das Ruge Prinzip: Signale der Gewalt erkennen, Konflikte meistern, Zivilcourage zeigen!. VGS Verlag, Köln, 2010, ISBN 978-3802537172
- Bordsteinkönig. Meine wilde Jugend auf St. Pauli. Knaur Verlag, München, 2013, ISBN 978-3426785508
- Große Freiheit Mitte. Mein wilder Trip durchs Berliner Nachtleben. Knaur Verlag, München 2018, ISBN 978-3-426-78926-1
Filmografie
- 2000: Für alle Fälle Stefanie (1 Folge)
- 2001: Kuscheldoktor
- 2002: Berlin, Berlin (2 Folgen)
- 2005: Stadt als Beute
Weblinks
- Michel Ruge in der Internet Movie Database (englisch)
- Ruge beim Verlag Droemer-Knaur
Einzelnachweise
- siehe etwa im Video https://www.youtube.com/watch?v=Q68E9r2QfT8, (abgerufen am 15. Juli 2013)
- SWR: Nichts zu bereuen? - Von verpassten Chancen | Nachtcafé. 30. April 2018, abgerufen am 2. Mai 2018.
- https://www.youtube.com/watch?v=dijLFIQ8qhY, (abgerufen am 10. November 2015)
- Michel Ruge: Religion: Die wundersame Bekehrung einer Türsteher-Legende. In: welt.de. 27. Juni 2015, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- https://www.rap-n-blues.com/gangs-united-dokumentation/59988/
- siehe im Hamburg-Teil der ZEIT Nr.10/2017 vom 2. März 2017, Seite 4.
- Michel Ruge: Popper, Mods, Teds, Punks: Wiedersehen der Street-Gang. In: welt.de. 17. Juni 2016, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- Eva Eusterhus: Gentrifizierung: „Als ob St. Pauli Disney World wär“. In: welt.de. 30. Juni 2017, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ... denn sie wissen nicht, was sie tun. In: sueddeutsche.de. 4. März 2018, abgerufen am 10. August 2018.
- Demos gegen Billig-Kioske - Verzweifelter Kampf um den Kiez. In: bild.de. (bild.de [abgerufen am 2. März 2018]).
- „Save St. Pauli“ - Hunderte demonstrieren gegen Billig-Kioske. In: bild.de. (bild.de [abgerufen am 2. März 2018]).
- Wiebke Dördrechter: Protest auf St. Pauli: „Die Kioske haben sich hier wie Kakerlaken vermehrt“. In: MOPO.de. (mopo.de [abgerufen am 2. März 2018]).
- Alles muss raus! Hört auf, meine Stadt zu plastinieren. In: stern.de. 17. Februar 2018 (stern.de [abgerufen am 2. März 2018]).
- „Widerlicher Elendstourismus“ - Kiez-Insider meint: St. Pauli wird zum Menschenzoo! In: MOPO.de. 26. April 2019, abgerufen am 27. April 2019.
- Jan Feddersen: Buchpremiere in Berlin: Die Abenteuer des Michel Ruge. In: Die Tageszeitung: taz. 28. Februar 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 2. März 2018]).
- Türsteher-Legende Michel Ruge hatte in Berlin Hunderte Affären. (bz-berlin.de [abgerufen am 2. März 2018]).
- Kiez-Käffchen bei „Bordstein-König Michel Ruge“. Abgerufen am 13. Januar 2019.