Daniel Richter
Daniel Richter (* 18. Dezember 1962 in Eutin) ist ein deutscher Künstler.[1]
Leben
Aufgewachsen in Lütjenburg, Kreis Plön, studierte Daniel Richter von 1991 bis 1995 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Werner Büttner.[2] Er arbeitete als Assistent bei Albert Oehlen. Daniel Richter gestaltet Plattencover für das Hamburger Plattenlabel Buback, dessen alleiniger Eigentümer er seit 2005 ist,[3][4] und Chicks on Speed Records. Von 2004 bis 2006 war er Professor für Malerei an der Universität der Künste Berlin. Nachdem er sein Amt vorzeitig niedergelegt hatte („Ich habe noch nie an so einer Scheißhochschule gearbeitet.“[5]), übernahm er im Oktober 2006 die Professur für Erweiterten malerischen Raum an der Akademie der bildenden Künste Wien. Richter lebt und arbeitet in Berlin, Hamburg und Wien. Er heiratete die Theaterregisseurin Angela Richter.[6] Nach seiner Scheidung ist er seit 2020 mit der österreichischen Fotografin Hanna Putz[7] verheiratet.[8] 2018 gründeten Hanna Putz[9] und Daniel Richter den Kunstbuch Verlag Pampam publishing[10].
Daniel Richter ist wie Angela Richter Mitglied der 2016 gegründeten Bewegung Demokratie in Europa 2025 (DiEM25).[11]
Werk
Daniel Richter malte bis 2000 ausschließlich abstrakt. In seinen frühen Werken setzt er sich in erster Linie mit rein formalen Problemstellungen der Malerei auseinander. Er betrachtet sie, im Kontext ihrer eigenen Geschichte, als das trägste Medium überhaupt (siehe Zitat) und lotet ihre Möglichkeiten in seinen Bildern aus. Ab 2000 schleichen sich figurative Momente in seine Bilder ein (Fool on a hill, 1999), die schließlich zu vollends erzählerischen, gegenständlichen Bildmotiven werden. Die psychologisch intellektuellen Inhalte können mitunter autobiographisch gedeutet werden, lassen sich aber in einem erweiterten Sinne als ein Spiegel eines subjektiv wahrgenommenen Zustandes der Welt lesen und behandeln politische Themen.
Richters Bilder haben Bezüge zur dokumentarischen Fotografie, zur Kunstgeschichte und zum aktuellen Zeitgeschehen. Sie sind meist sehr bunt, großformatig und von Schlieren und Verkrustungen überzogen. Dazu befragt, sagte er in einem Interview:[5]
„Das hat sich irgendwie verselbständigt. Am Anfang war dieses Fleckenhafte, das kennt man ja zum Beispiel von Filmen, wenn die durchschmoren. Eigentlich sind es immer die paranoiden Blicke: Infrarot! Drogen! Geistererscheinungen! Hightech-Nachtsichtgeräte, Leute kommen vom Dunklen ins Helle, dieser Kram. Der Ursprung waren die Blicke, die eigentlich jeder kennt, die in der Malerei aber nicht auftauchen und die ich immer als beunruhigend wahrgenommen habe. Das ist so eine Ebene, wo man weiß, da liegt irgendeine Bedrohung, ein Geheimnis, irgendeine Offenbarung.“
Auszeichnungen
- 1998: Otto-Dix-Preis, Gera
- 2002: Förderpreis für Junge Kunst in Schleswig-Holstein[12]
- 2003: Edwin-Scharff-Preis, Hamburg
- 2009 erhielt Daniel Richter den mit 20.000 Euro dotierten Kunstpreis Finkenwerder, der zu den höchstdotierten Kunstpreisen Europas zählt. In der Begründung der Jury heißt es, Richter habe die Fähigkeit, „Malereitraditionen einen zeitgenössischen Spiegel vorzuhalten und dieses Spiegelbild künstlerisch eigenständig zu durchdringen.“[13]
Ausstellungen (Auswahl)
- 2000: „Für Immer“, Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen (mit Tal R)
- 2001: „Billard um halb Zehn“ Kunsthalle Kiel; Museum der Bildenden Künste Leipzig
- 2002: „Grünspan“, K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
- 2003: „Hirn“, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
- 2004: Volkspalast, Palast der Republik, Berlin[14]
- 2004: „White Horse Pink Flag“, The Power Plant, Toronto, Kanada
- 2006: „Huntergrund“, Museum für Gegenwartskunst, Basel
- 2006: „Die Peitsche der Erinnerung“, Stade; mit Jonathan Meese
- 2007: „Daniel Richter“, Hamburger Kunsthalle
- 2007: Passion for Art, Essl Museum - Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg/Wien
- 2007–2008: „Daniel Richter“, GEM, Den Haag
- 2008–2009: „Daniel Richter: A Major Survey“, Denver Art Museum
- 2009: Daniel Richter, Kunsthaus Hamburg
- Juli/August 2010: Daniel Richter-Spagotzen. Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg
- 2010: Daniel Richter. The Black Saint and the Sinner Lady, Museum der Moderne Salzburg, Rupertinum
- 2011: Daniel Richter. „10001nacht“, Kestnergesellschaft, Hannover[15]
- 2014: Daniel Richter - Chromos goo bugly, Galerie im Taxispalais, Innsbruck[16]
- 2015/16: Daniel Richter. Hello I love you, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main[17]
- 2016: „Daniel Richter: Lonely Old Slogans“, Retrospektive Schau im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk
- 2017: „Daniel Richter: Lonely Old Slogans“, Retrospektive im 21er Haus, Wien[18]
Öffentliche Sammlungen
- Vanhaerents Art Collection, Brüssel
- Sammlung Boros, Berlin
- Musée d’Art Moderne et Contemporain de Strasbourg, Frankreich
- ehemaliges Trevi Flash Art Museum of Contemporary Art, 2007 aufgelöst und in den Zeitgenössischen Kulturverein im Palast Lucarini überführt; Trevi, Italien[19]
- Gemeentemuseum Den Haag, Niederlande
- Essl Museum – Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg/Wien, Österreich
- The Saatchi Gallery, London
Bühnenbild
- 2010: Salzburger Festspiele, Lulu von Alban Berg nach Frank Wedekind
Weblinks
- Literatur von und über Daniel Richter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Daniel Richter
- Biografie, IFA-Datenbank
- Biografie zu Daniel Richter, Essl Museum
- Daniel Richter in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie auf der Website der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts
- Informationen vom Immanuel-Kant-Gymnasium Münster
- Gemeinschaftsausstellung 2006 mit Jonathan Meese im Kunsthaus Stade
- Fernsehporträt über Daniel Richter – polylux vom 3. Mai 2007
- Interview mit Daniel Richter aus FAZ.net
- Interview: Kunstunterricht und LSD-Erfahrungen mit Daniel Richter. In: VICE, 3. April 2013
Einzelnachweise
- Daniel Richter auf Artfacts. Abgerufen am 30. Oktober 2016.
- Zitiert nach Weblink IFA-Datenbank
- Heimat-Label von Jan Delay feiert 30-jähriges Bestehen abendblatt.de, abgerufen am 1. Juni 2018
- Buback Tonträger & Konzerte - Mehr als eine Holding buback.de, abgerufen am 1. Juni 2018
- Interview mit Daniel Richter: „Die meisten Maler sind doof“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. April 2007, abgerufen am 18. Mai 2013.
- Daniel Richter: „Wann ist das beschissene Bild das gute?“ | WELTKUNST. In: WELTKUNST, das Kunstmagazin der ZEIT. 21. Oktober 2020, abgerufen am 5. Januar 2021.
- Hanna Putz und Daniel Richter: Das Künstlerpaar im VOGUE-Gespräch. Abgerufen am 5. Januar 2021 (deutsch).
- Daniel Richter: „Wann ist das beschissene Bild das gute?“ | WELTKUNST. In: WELTKUNST, das Kunstmagazin der ZEIT. 21. Oktober 2020, abgerufen am 5. Januar 2021.
- Hanna Putz. Abgerufen am 5. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
- PAMPAM Publishing. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Website der Bewegung
- Schleswig-Holsteiner – Daniel Richter auf schleswig-holstein.de
- Daniel Richter erhält Kunstpreis. (Nicht mehr online verfügbar.) In: art – Das Kunstmagazin. 22. Juni 2009, archiviert vom Original am 4. Januar 2014; abgerufen am 18. Mai 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Ingeborg Ruthe: Die ersten Kunststaktien für den Volkspalast. In: Berliner Zeitung, 26. August 2004
- Durchs wilde Abstraktistan. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. Oktober 2011, S. 34.
- Text über die Ausstellung auf der Website der Galerie im Taxispalais. Abgerufen am 8. September 2014.
- Daniel Richter. Hello, I Love You. 9. Oktober 2015 – 17. Januar 2016. Abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Daniel Richter: Lonely Old Slogans auf der Website des 21er Hauses
- Website des Palazzo Lucarini in Trevi (italienisch)