Michalina Hoffmann
Maria Thekla Michalina Hoffmann (geborene Marianna Thecla Michalina Rorer;[1] * 5. Oktober 1778 in Poznań, Königreich Polen; † 27. Januar 1859 in Warmbrunn, Provinz Schlesien, Königreich Preußen) war die Ehefrau des Dichters E. T. A. Hoffmann.
Leben
Herkunft
Der Großvater Antonius Trzciński, dann Antonius Rorer (* 1701), war Bierbrauer in Poznań und polnischer oder schottischer Herkunft, die Großmutter Elisabeth Libaber stammte aus einer angesehenen Familie der Umgebung und war wahrscheinlich Polin.[2] Der Vater Michael Rorer (1737–vor 1802) war Stadtrat und Stadtschreiber in Poznań. Die Mutter Josepha Winkler stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, die in der Stadtkirche St. Maria Magdalena eine eigene Kapelle hatte. Die Schwester Nepomucena (* 1774) heiratete 1794 den preußischen Regierungssekretär Christian Bogumil Gottwald. Die Familie wohnte von 1772 bis 1793 am Alten Markt (jetzt Stary Rynek 100). Die häusliche Alltagssprache war wahrscheinlich vor allem Polnisch, die Mädchen lernten aber wohl auch Deutsch.
Ehe
Michalina lernte Anfang 1802 den preußischen Gerichtsassessor, Komponisten und Dichter Ernst Theodor Amadeus Hoffmann kennen und heiratete ihn am 26. Juli 1802,[3] Danach lebte das junge Paar in Płock, wohin der Ehemann strafversetzt worden war, und seit 1804 in Warschau. Dort gebar Michalina ihre einzige Tochter Caecilia. 1806 verlor E.T.A. Hoffmann seine Anstellung nach der französischen und polnischen Besetzung der Stadt. Michalina und das Kind erkrankten schwer und kehrten nach Posen zurück, wo die Tochter 1807 im Alter von drei Jahren starb. 1808 zog Michalina mit ihrem Ehemann nach Bamberg, 1814 dann nach Berlin.
Charakterisierung
E. T. A. Hoffmann beschrieb 1803, ein halbes Jahr nach der Hochzeit, seine Frau Michalina so:
„Ich müßte verzweifeln, oder vielmehr, ich würde längst meinen Posten aufgegeben haben, wenn nicht ein sehr liebes liebes Weib mir alle Bitterkeiten, die man mir hier bis auf die Neige auskosten läßt, versüßte, und meinen Geist stärkte, daß er die Zentnerlast der Gegenwart tragen, und noch Kräfte für die Zukunft behalten kann.[4]“
Ansonsten wurde sie von ihm wenig erwähnt. Aus einzelnen Bemerkungen von Zeitzeugen ergab sich das Bild einer sehr schönen, fleißigen, anschmiegsamen, stillen und verständnisvollen Ehegattin, für die der Ehemann zwar große Dankbarkeit, aber keine übermäßige Leidenschaft entwickelte.[5]
Mischa, wie er sie nannte, vermittelte E.T.A. Hoffmann wahrscheinlich Grundkenntnisse der polnischen Sprache und Kultur, die er in den Erzählungen Kater Murr und Das Gelübde verarbeitete.[6] Sie erschien aber nicht in seinen literarischen Werken als Vorbild für Frauengestalten oder ähnliches. Es ist kein Briefverkehr der Eheleute erhalten, ebenso kein Porträt von Michalina.
Im gemeinsamen Testament vom 22. März 1822 wurde von einer glücklichen Ehe in wechselvollen Zeiten geschrieben.
„Wir (…) haben nun bereits seit zwanzig Jahren in einer fortdauernden wahrhaft zufriedenen glücklichen Ehe gelebt. Gott hat uns keine Kinder am Leben erhalten, aber sonst uns manche Freude geschenkt, doch uns auch mit sehr schweren harten Leiden geprüft, die wir mit standhaftem Mut ertragen haben. Einer ist immer des andern Stütze gewesen, wie das denn Eheleute sind, die sich, so wie wir, recht aus dem treuesten Herzen lieben und ehren. (…)“[7]
Wahrscheinlich vom Mai/Juni 1822 ist die einzige handschriftliche Aufzeichnung von ihr erhalten.[8]
Nach dem Tod des Ehemanns
Nach dem Tod von E.T.A. Hoffmann 1822 wurde Michalina dessen Nachlassverwalterin und Erbin, vor allem von Schulden. Sie kehrte danach nach Polen zurück und lebte dann in Breslau. 1831 und 1839 war sie die offizielle Herausgeberin von nachgelassenen Schriften ihres Mannes, der tatsächliche Verantwortliche war aber Julius Hitzig. 1846 erhielt sie einen Brief des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.[9]
Seit etwa 1849 lebte Michalina Hoffmann in Warmbrunn (Cieplice) in Schlesien, wahrscheinlich zusammen mit ihrer Nichte Mathilde Gottwald, und starb dort 1859, 37 Jahre nach ihrem Ehemann, in ärmlichen Verhältnissen.[10]
Gedenken
Grabstein in Jelenia Góra
Ihr Grabstein in Warmbrunn (jetzt Stadtteil von Jelenia Góra) ist eingemauert in einen Pavillon auf dem Friedhof erhalten.[11] Die Inschrift ist noch lesbar.
„Hier ruhen im Herrn
die von:
Frau Kammergericht-Räthin
Michalina Hoffmann
☆ 5. Octb. 1778. + 27. Jan. 1859.
Frl:
Mathilde Gottwald
☆ 21. Jan. 1797. + 31. Jan. 1880.
Die Hand der Liebe deckt Euch zu, sanft sei der Schlaf und süss die Ruh![12]“
Gedenktafel in der Oper Poznań
In der Posener Oper erinnert eine Gedenktafel im Foyer an E.T.A. Hoffmann und seine Ehe mit Michalina.
„Im Gedenken an E.T. A. Hoffmann 24.1.1776 in Königsberg – 25.6.1822 in Berlin, als Schriftsteller, Komponist, Maler und Jurist tätig in Posen 1800-1802, wo er am 26.7.1802 in der Klosterkirche ad Corpus Christi die Polin Maria Thekla Michalina Rohrer-Trzcinska heiratete, der er bis zu seinem Tod verbunden blieb[13]“
Theaterstück
Der Regisseur Rainer Lewandowski schrieb ein Theaterstück Gemahl Meiniges – Michalina Hoffmann über E. T. A., in dem er hypothetisch ihre Sicht auf dessen Leben beschreibt.
Literatur
Es gibt keine neuere umfassende Darstellung über Michalina Hoffmann.
- Ewa Płomińska-Krawiec, Edyta Połczyńska (ed.): E. T. A. Hoffmann w Poznaniu 1800 – 1802 / E. T. A. Hoffmann in Posen 1800 – 1802. Poznań 2004. ISBN 83-7177-274-2, S. 72, 74, 86; mit Fotos des Heiratseintrages und des Grabsteins von Michalina Hoffmann
- Marja Wicherkiewiczowa: Engelsgleiche Ehefrau eines dämonischen Dichters. Maria Thekla Michalina Roerer-Trzcińska Hoffmann. In: E. T. A. Hoffmann Jahrbuch. Band 18. 2010. S. 99–112; nach einem polnischen Aufsatz von 1935, der fehlerhaft war
Weblinks
- Hoffmann Michalina Genealogische Gesellschaft "Gniazdo" (deutsch), ausführlichste Angaben
- Michalina Hoffmann Polnische Personendatenbank (deutsch)
- Handschriften von, an und über Michalina Hoffmann Kalliope
- Werke von und über Michalina Hoffmann in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- Der Geburtsname war immer Rorer, im Tauf- und Heiratseintrag, sowie im Testament und den Büchern; die falsche Form Rorer-Trzcińska ist eine später erfundene Konstruktion mit dem Geburtsnamen des Großvaters von 1701, die seit 1737 nicht mehr in Dokumenten der Familie vorhanden ist.
- Hoffmann Maria Thekla Michalina Rorer Gniazdo (deutsch), mit Auszügen aus Tauf- und Heiratseinträgen im Erzbischoflichen Archiv Poznań (unten), und weiteren genealogischen Anmerkungen; siehe auch Herkunft von Michael Rorer und genealogische Einträge
- Die Trauung wurde im Kirchenbuch der Stadtkirche St. Maria Magdalena eingetragen, diese existierte aber 1802 nicht mehr, die Hochzeit fand also entweder in der ehemaligen Jesuitenkirche als neuer Pfarrkirche oder weniger wahrscheinlich in der Karmeliterkirche Heiliger Leichnam statt (so wurde es in der älteren Literatur behauptet)
- Brief an Theodor Hippel vom 25. Januar 1803 aus Płock
- Günter de Bruyn: Hoffmann in Berlin, in: E. T. A. Hoffmann. Gespenster in der Friedrichstadt. Berlinische Geschichten. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Günter de Bruyn. Berlin 1986, S. 288; suchte vergeblich nach ausführlicheren Beschreibungen über sie; schon Julius Hitzig: E. T. A. Hoffmanns Leben und Nachlass. 3 Bände. Brodhag, 1839, erwähnte sie nur sehr selten und meist nur beiläufig, z. B. Band 1, S. 29f., Anmerkung unten
- Edyta Połczyńska: Das Polenbild im „Gelübde“ von E. T. A. Hoffmann, in Studia Germanica Posnaniensia, 17/18, 1991, S. 147–159; zitierte Hitzig, dass Michalina mit dem Bericht über eine tatsächliche Begebenheit in Polen die Anregung zu dieser Erzählung gab
- L. Hirschberg (Hrsg.): E. T. A. Hoffmanns sämmtliche Werke. Serapions-Ausgabe. Vierzehnter Band. De Gruyter, Berlin, 1922, S. 180, Nr. 157; auch in Walter Harich: Dämon Kunst. Das Leben E. T. A. Hoffmanns, Berlin, 1926, Kapitel Die letzte Krankheit (Projekt Gutenberg); der Text wurde von E. T. A. Hoffmann geschrieben und von Michalina akzeptiert
- Quittung für den Verleger Ferdinand Dümmler : 80 rt Erhalten. Hoffmann (ohne Datum); in Handschriften an Michalina Hoffmann Kalliope ; mit ausführlichen Erläuterungen (80 Reichsthaler, als Teil einer größeren Summe für E. T. A. Hoffmann, der wahrscheinlich auf Grund seiner Lähmung nicht mehr selber unterschreiben konnte); möglich ist auch ein etwas späterer Zeitpunkt bis etwa 1823
- Handschriften an Michalina Hoffmann Kalliope
- Edward Basałygo: 900 lat JELENIEJ GÓRY, Jelenia Góra 2010, S. 172f. PDF: (…) Ostatnich dziesięć lat życia spędziła w Cieplicach Śląskich i tam – na cmentarzu katolickim – została pochowana. (…)
- Edward Basałygo: 900 lat JELENIEJ GÓRY, Jelenia Góra 2010, S. 172f.; (auch in Hoffmann Michalina Gniazdo) Übersetzt: Ihr Grab befand sich auf der rechten Seite der Hauptallee des Friedhofs, vom Eingang der heutigen ul. Jagiellonska aus. Auf dem Grab stand eine Steinplatte mit der folgenden deutschen Inschrift: (...) Das Grab wurde bei der Beseitung der katholischen Gräber eingeebnet. Der Grabstein von Michalina Hoffmann und Mathilde Gottwald wurde in ein Gebäude eingemauert, in dem sich dann die ornithologische Sammlung der Familie Schaffgotsch befand und wo jetzt einer der Pavillone an der ul. Koscielna steht. Die Inschriften auf dem Stein sind bis heute lesbar. (Jej grób znajdował się po prawej stronie głównej alei cmentarnej, kierując się od wejścia przy dzisiejszej ulicy Jagiellońskiej. Na grobie ustawiona była płyta kamienna z następującym napisem w języku niemieckim: (...) Grób został zlikwidowany gdy likwidowano groby katolickie. Kamień nagrobny Michaliny Hoffmann i Matyldy Gottwald został wmurowany w ścianę szczytową budynku, w którym przedtem mieściły się zbiory ornitologiczne hr. Schaffgotscha, a gdzie dzisiaj jest jeden z pawilonów uzdrowiska Cieplice (ul Kościelna). Napisy te na kamieniu są do dzisiaj czytelne.)
- ... 201859.jpg Foto Dokumenty Śląsky; nach ... arium.html Epitafia Dokumenty Śląska
- Davor die polnische Fassung:
„Pamięci E. T. A. Hoffmanna 24.1.1776 w Królewcu – 25.6. 1822 w Berlinie, jako pisarz, kompozytor, malarz i prawnik działał w Poznaniu w latach 1800-1802 gdzie 26.7.1802 roku w kościele klasztornym pod wezwaniem Bożego Ciała poślubił Polkę Marię Theklę Michalinę Rohrer-Trzcińską, z którą był związany aż do śmierci.“