Michael Matzer
Michael Matzer (* ~ 1530; † 22. Dezember 1597 in Wertheim) war von 1591 bis zu seinem Tod 1597 Bürgermeister in Wertheim am Main.
Leben
Matzer war zunächst Bäckermeister wie sein gleichnamiger Vater. In den 1570ern wurde er der für Brücken und Brunnen zuständige Baumeister (Baurat) der Stadt und entwarf unter anderem den 1574 erbauten Engelsbrunnen. Obwohl aus eher bescheidenen Verhältnissen stammend, stieg er in Positionen auf, die vorher nur reichen Familien vorbehalten war: als Sohn eines zugewanderten Bäckers wurde er seit 1565 Mitglied des Äußeren Rats und aus deren Mitte gewählter Jüngerer Bürgermeister in den beiden Wahlperioden 1568/69 und 1569/70, Mitglied des Inneren Rates und Älterer Bürgermeister 1578/79 und 1585/86, und von 1591 bis zu seinem Tod 1597 oberster Bürgermeister. Die Wertheimer Ratsverfassung bestand aus je zwölf Mitgliedern des Äußeren Rats und des Inneren Rates, wobei man zunächst Mitglied des Äußeren Rats, später des Inneren Rats war. Der Äußere Rat wählte den Jüngeren Bürgermeister, der Innere Rat den Älteren Bürgermeister, und der Schultheiß war eine Art Ober-Bürgermeister, der die Spitze der Bürgerschaft repräsentierte und vorgeschaltete herrschaftliche Aufsichtsperson für die beiden Bürgermeister war, ein auf Lebenszeit berufener Vertreter des Grafen.
Michel Matzer bekleidete diese Funktion, obwohl er im ärmsten der vier Viertel Wertheims aufgewachsen war, dem Fischerviertel links der Tauber (später Tauberviertel), und erst im Jahr 1551 Bürger der Stadt Wertheim wurde. Seine Ernennung könnte ein politischer Schachzug der neuen Herrschaft gewesen sein, dem noch nicht fest im Sattel sitzenden neuen Grafengeschlecht derer von Wertheim-Löwenstein, um die ärmere Bevölkerungsschicht auf ihre Seite zu ziehen. Ludwig III. von Löwenstein war erst ab 1576 unerwartet durch Einheirat die Grafschaft Wertheim zugefallen, zunächst noch gemeinsam mit den zwei Schwägern Dietrich von Manderscheid und dem gemütskranken Philipp II. von Eberstein, gegen die er sich allmählich durchsetzen konnte. Vom 1576 bis 1594 wurde die Grafschaft teilweise gemeinsam, teilweise abwechselnd verwaltet. 1587 bis 1590 regierte Ludwig von Löwenstein, 1591 bis März 1593 kam noch einmal der Manderscheider bis zu seinem Tod an die Reihe.[1] Möglicherweise nutzte in dieser Zeit einer der beiden Herren, Graf Ludwig von Löwenstein oder Graf Dietrich von Manderscheid, den Bäckermeister in einem politischen Zug.
Der Wertheimer Historiker Otto Langguth nennt ihn „eine der immer wieder genannten Persönlichkeiten in der Geschichte Wertheims, einer der drei großen Bürgermeister des 16. Jahrhunderts“. Dabei handelt es sich um Clemens Leusser, Hans Schaff, und Michael Matzer, allenfalls Matzers langjährigen Vorgänger Peter Heußlein 1574–1591 könnte man noch dazu rechnen.
Wahlspruch auf dem Engelsbrunnen
Der auf dem Schild neben Michael Matzers Engelsbrunnen-Figur angebrachte Wahlspruch ist ein Rätsel, das sich ähnlich in Luthers Tischreden findet.[2]
Es ist ein Wort, das hat ein L.
Wer es sieht, der begehrt es schnell.
Wenn das L nicht darinnen ist
Kein höchster Schatz in der Welt ist.
Schneider merkt an: „Um die Lösung zu finden, kann sich der Betrachter das Hirn zermartern – oder den Schriftzug in der Fußplatte unter dem Ratsherren entziffern“:
Mein größte Freud, das ist, das Gott mein Erlöser ist.
Schneider: „Gold oder Gott? Man glaubt die Bibel vor sich aufgeschlagen bei der Stelle, wo es heißt: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne?“
Herkunft und Nachfahren
Der Nachname Matzer ist 1542 in Wertheim das erste Mal in einer Türkensteuerliste belegt, seine Familie war in Wertheim noch nicht lange ansässig und wurde 1551 in Wertheim eingebürgert.[3] Möglicherweise stammte der Vater aus der Steiermark (eventuell bei Feldbach), wo es bis heute viele Matzers gibt, und war vielleicht ein Flüchtling vor der ersten Wiener Türkenbelagerung. Eventuell könnte Matzer = Maͤtzer[4] von der Berufsbezeichnung Metzeinnehmer[5] kommen, da in Feldbach das Steinerne Metzen im 15. Jahrhundert errichtet worden ist und als Lokales Maß diente, bevor ein einheitliches Maß eingeführt worden ist.[6] Eine Herkunft könnte aber auch aus Italien (Mazza = Metzger), Spanien (Matzenbrot), oder Deutschland (von Matze = Matthäus) möglich sein. Der Enkel von Michael Matzer namens Balthasar Matzer befand sich jedenfalls zur Ausbildung als Metzger in Österreich, und sein Vater beantragte in Wertheim das Mannrecht, damit er Geselle werden konnte.[7] Viele der lebenden Träger dieses Namens in Deutschland und Österreich[8] stammen von Michael Matzer ab, von dessen drei Frauen mindestens vier Kinder überlebt haben. Eine Tochter heiratete einen Goldschmied in Wertheim, zwei Söhne zogen nach Reicholzheim (Tobias) und Waldenhausen (Balthasar).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hermann Ehmer: Geschichte der Grafschaft Wertheim, Kapitel VIII
- Manfred Schneider: Wertheims schönste Winkel, S. 78.
- Ortsfamilienbuch Reicholzheim: Michael MATZER *um 1505. In: www.online-ofb.de. Abgerufen am 5. Dezember 2016.
- DRW: Metzer (Index Wortartikel). In: drw-www.adw.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 19. Dezember 2016.
- DRW: Metzeinnehmer (Index Wortartikel). In: drw-www.adw.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 19. Dezember 2016.
- Steinerner Metzen - Feldbach | Sehenswürdigkeit - Ausflugsziel - Sightseeing. In: www.bergfex.at. Abgerufen am 9. Dezember 2016.
- Ortsfamilienbuch Reicholzheim: Balthasar MATZER. In: www.online-ofb.de. Abgerufen am 19. November 2016.
- MATZER Genealogy & Family History - FREE. In: www.wikitree.com. Abgerufen am 19. Dezember 2016.