Memeldelta
Das Memeldelta (lit. Nemuno delta, früher auch Ruß-Delta) ist das Mündungsgebiet der Memel an der Ostseite des Kurischen Haffs.[1] Es befindet sich in Litauen, sein südlichster Mündungsarm, die Skirvytė, markiert die Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad.
Lage
Bereits 50 km vor deren Mündung in das Haff teilt sich die Memel bei Sowjetsk (Tilsit) in die beiden Hauptmündungsarme Matrossowka (prußisch gilus, gilin, gillis (tief), deutsch Gilgestrom, litauisch Gilgė oder Gilija) und Rusnė (prußisch ruset langsam fließen, strömen, deutsch Ruß-Strom). Der rechte, nördliche Hauptarm Ruß verzweigt sich dann ca. 16 km vor seiner Mündung beim Ort Rusnė (dt. Ruß) in ein ausgeprägtes Delta.[1]
Die Atmata stellt den Hauptstrom des Deltas dar; durch sie verläuft der Schiffsverkehr vom Haff zur Memel und die offizielle Kilometrierung. In die Atmata münden die Šyša und die Minija, auf denen ebenfalls Schifffahrt stattfindet. Das kleinere Delta der Minija geht heute vollständig im Memeldelta auf.
Geographische Eingrenzung
Der Begriff Memeldelta wird heute eher mit dem namensgleichen Schutzgebiet bzw. mit dem Delta des Hauptstroms (dem früheren Ruß-Delta) gleichgesetzt, wie es auch die nebenstehende Karte zeigt.
Der ursprüngliche Begriff war wohl weiter gefasst und beinhaltete auch Teile der südlich gelegenen Elchniederung; mindestens bis zur Mündung des Gilgestroms.[2][3] Hierbei handelt es sich jedoch weniger um ein eigentliches Delta, sondern mehr um ein Moorgebiet, wo jedoch (auch aufgrund von Entwässerungsmaßnahmen) ebenfalls etliche Wasserwege existieren.
Memeldelta
Atmata
Atmata
Atšakėlė
Aukštumala
Aukštumal-
Moor Bevardis
Taggraben
Bevardė
Dumblė
Kniaupas
Kadaginis
Kubilių
Leitė
Naikupė
Kiemo
Briedžių
Pakalnė
Pakalnė
Pakalnė
Palaukys
Prūsinės įlanka
Purvalankis
Ragininkų
Rindos šaka
Rindutės įlanka
Rusnaitė
Ruß-Strom
Senoji Skirvytė
Skatulė
Skirvytė
Šakutė
Šventos Elenos
Šyša
Šyškrantė
Šilinės įlanka
Tiesioji
Tiesioji
Trušių
Ulmas
Upaitis
Vidujinė
Vikis
Vito
Vilkinės
Vorusnė
Vytinė
Vytinės Uostas
Zingelinė
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Geologie/Entstehung
Das Delta wurde aus Anschwemmungen (Alluvien) der Memel gebildet. Durch die intensivierte Landwirtschaft im Einzugsgebiet und frühere großflächige Abholzungen von Wäldern zu Nutzholzgewinnung wurde der Eintrag in der industriellen Epoche noch erhöht. Es bilden sich neue Inseln, die sich mit der Zeit an das Festland anschließen, womit sich das Delta bis heute ausdehnt. Wie schnell dies geschieht, sieht man, wenn man sich ältere Karten anschaut.
Einige Flussarme werden verschlossen und bilden Altarme oder Ketten von kleinen Seen. Die ehemalige Bucht Krokų Lanka wurde vom Haff abgetrennt und bildet nun einen großen, flachen, teilweise verlandeten See; gleiches wird für die Kniaupas-Bucht erwartet.
Polder
Untrennbarer Teil des Deltas sind die von Menschen errichteten Bauwerke (Polder), die dazu dienen, Teile der Landschaft vor periodischen Überschwemmungen zu schützen und sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Dabei wird unterschieden zwischen Sommer- und Winterpoldern: Erstere dienen lediglich dazu, kleinere Hochwasser abzuhalten, werden aber bei der nahezu jährlich auftretenden Frühjahrsflut regelmäßig überschwemmt. Winterpolder halten auch größerem Hochwasser stand.
Da die Polderflächen niedrig, teilweise unterhalb des Meeresspiegels liegen (mit −1,3 m befindet sich am Dumblis-See der niedrigstgelegene Ort Litauens), muss über Entwässerungsgräben das Wasser mittels Schöpfwerken hinausbefördert werden. Die erste Pumpstation wurde 1907 in Uostadvaris errichtet und ist heute eine Industriedenkmal.
(Das Netz der zahlreichen Entwässerungsgräben inner- und außerhalb des Deltas ist auf nebenstehender Grafik nicht verzeichnet.)
Nemunas Delta Regionalpark
Um die besondere Landschaft und das Ökosystem des Mündungsgebiets sowie dessen Kulturerbe zu schützen, wurde 1992 der Nemunas-Delta-Regionalpark eingerichtet. Es umfasst eine Fläche von 29.000 ha. Im Park existieren verschiedene Schutzzonen, um verschiedene Landschaftstypen und deren Tier- und Pflanzengemeinschaften unter besonderen Schutz zu stellen. Ein wesentlicher Teil des Parks wird von Mooren, Röhrichten und Wiesen eingenommen, weiterhin existieren Lagunenseen, Altarme sowie einzigartige Dünen und Sandwiesen.
Bereits im Jahr 1993 wurde der Park gemäß der Ramsar-Konvention als wichtiges Vogelbrut- und Zuggebiet unter Schutz gestellt; durch den Park verläuft ein wichtiger Vogelmigrationsweg Arktis-Europa-Afrika. Im Park wurden 300 Vogelarten beobachtet, 170 Arten brüten dort. Im Territorium des Parks sind 50 Säugetierarten anzutreffen, von denen 14 auf der Roten Liste Litauens stehen, darunter Mopsfledermaus, Zweifarbfledermaus und Otter.
Literatur
- Nemuna deltos rigionio parko turizmo infrastrukturos pletra, Development of tourism infrastructure of the Nemunas Delta Regional Park, PHARE 2002 ESS Nr. 6537901-01-0011 Proj.Nr. P-3-110.
- Uwe Rada: Die Memel. Kulturgeschichte eines europäischen Stromes. Siedler Verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-88680-930-1.
Weblinks
- Webseite des Regionalparks
- Sowjetische topographische Karten im Maßstab 1:100.000 aus den 1980er Jahren:
- Memel-Becken
Einzelnachweise
- Das Ruß-Delta im GenWiki
- Machbarkeitsstudie für ein Schutzgebiet im Memeldelta – die sich ausdrücklich auf diesen südlichen Teil bezieht.
- Geologische Uebersichts-Karte der Umgebung des KURISCHEN HAFFES zu Section 2.3.4. der geolog. Karte a. Prov: Preuſsen von Dr G. Berendt – in: Werner Jaeger: Die Fischerkähne auf dem kurischen Haff. ISBN 3-895-34160-6, S. 327.