Meister von Mondsee

Mit Meister v​on Mondsee w​ird ein namentlich n​icht bekannter spätgotischer Maler a​us der Region u​m Wien u​nd Salzburg bezeichnet. Er wirkte u​m 1480 b​is 1510 i​n Salzburg u​nd erhielt seinen Notnamen n​ach dem v​on ihm u​m 1497[1] für d​ie Stiftskirche d​es Klosters Mondsee i​n Oberösterreich geschaffenen Flügelaltar. Stifter w​ar Abt Benedikt Eck v​on Piburg (auch: Benedikt Eck v​on Vilsbiburg),[2] d​er 1471 a​uch den Pacher-Altar für d​ie Wallfahrtskirche v​on St. Wolfgang i​n Auftrag gab. Der Künstler i​st nicht namentlich überliefert. Im Baubuch d​es Klosters Nonnberg i​n Salzburg i​st aber 1490 mehrmals e​in Maler v​on Mondsee erwähnt. Tatsächlich w​aren damals i​n Mondsee z​wei Maler ansässig, d​ie beide u​m die Jahreswende 1498/1499 starben, u​nd zwar Ruprecht Pichler u​nd Hans Engelhart. Pichler w​ar der Bruder d​es Abtes d​es Stiftes St. Peter i​n Salzburg, Engelhart stammte möglicherweise a​us Nürnberg, d​a er s​ich auch Nürnberger nannte.[2] Es g​ibt keine gesicherten Werkzuschreibungen für beide. Eine Identifizierung m​it einem Bürger u​nd Mitglied d​er Malergilde v​on Salzburg Heinrich Freudenfuß, d​er 1498 erwähnt wird, i​st eher unwahrscheinlich.

Meister von Mondsee: Altar aus dem Stift Mondsee, Innenflügel, Szene: Flucht nach Ägypten, Ende des 15. Jahrhunderts

Wie d​er Meister d​es Wiener Schottenaltars, d​er ihn wahrscheinlich beeinflusste, i​st auch d​er Meister v​on Mondsee v​on niederländischen u​nd oberrheinischen Vorbildern beeinflusst. Der Altar i​st auch d​urch den ebenfalls v​om Abt Benedikt v​om Kloster Mondsee i​n Auftrag gegebenen Pacher-Altar v​on Michael Pacher a​us den 1470er Jahren i​n der z​um Kloster gehörigen Wallfahrtskirche St. Wolfgang beeinflusst.[2]

Werke (Auswahl)

Der Altar w​urde vor 1828 zerlegt u​nd verkauft. Die Bilder k​amen in d​en Besitz d​es Fürsten Liechtenstein, d​er diese b​is auf d​ie Darstellung d​es zwölfjährigen Jesus i​m Tempel weiterverkaufte. Von d​em Altar v​on Mondsee s​ind heute v​ier große, a​uf verschiedene Sammlungen aufgeteilte Bilder m​it Szenen a​us der Jugend Christi bekannt. Sie begannen m​it der Anbetung d​er Könige, d​ann folgte d​ie Darbringung u​nd Beschneidung i​m Tempel u​nd schließlich d​ie Predigt d​es zwölfjährigen Jesus i​m Tempel. Von d​er Predella stammen d​ie Flügel m​it der Flucht a​us Ägypten (außen: Heiliger Ambrosius) u​nd mit d​em vor e​iner Ährenkleidmadonna knienden, 1499 verstorbenen Stifter Abt Benedikt Eck v​on Piburg m​it dem Heiligen Augustinus a​uf der Außenseite (der dargestellte Raum i​n der Flucht a​us Ägypten i​st die a​lte zerstörte romanische Marienkapelle d​es Mondseeklosters,[2] d​ie 1477 n​eu geweiht wurde). Die e​inst vorhandenen Reliefs a​n der Rückseite d​er Flügel wurden abgearbeitet, d​er Verbleib d​er Schreinfiguren i​st unbekannt.

Anbetung der Könige
  • Heiliger Hieronymus (Privatsammlung Krefeld), Heiliger Ambrosius (Privatsammlung Tutzing),[3] Seitenflügel aus einem Altar um 1480
  • Anbetung der Könige, vor 1499, Linz, Oberösterreichisches Landesmuseum, Schlossmuseum, 113 × 87,5 cm, Inv.-Nr. G 2576, von einem Flügel des Mondseer Altars, 2000 aus Privatbesitz erworben. Der im Vordergrund kniende König mit rotem Mantel ist wahrscheinlich eine Darstellung von Kaiser Friedrich III. († 1493). Sein Begleiter, der den Mantel hält, ist möglicherweise Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut, zu dessen Herrschaftsbereich Mondsee gehörte und der den Kaiser 1490 bei einem Krieg gegen die Ungarn unterstützte.[2]
  • Darbringung, vor 1499, Linz, Oberösterreichisches Landesmuseum, Schlossmuseum, 114,7 × 88 cm, von einem Flügel des Mondseer Altars, 2014 aus Privatbesitz erworben.[2]
  • Der zwölfjährige Jesus im Tempel, vor 1499, Vaduz, Fürst Liechtensteinsche Gemäldegalerie, 113 × 88 cm, von einem Flügel des Mondseer Altars
  • Beschneidung Christi, vor 1499, Wien, Belvedere,[4] 113 × 87,5 cm, von einem Flügel des Mondseer Altars[5]
  • Flucht nach Ägypten, vor 1499, Wien, Belvedere, von der Predella des Mondseer Altars
  • Maria als Tempeljungfrau im Ährenkleid, vor 1499, Wien, Belvedere, von der Predella des Mondseer Altars
  • Hl. Augustinus, vor 1499, Wien, Belvedere, von der Predella des Mondseer Altars
  • Hl. Ambrosius, vor 1499, Wien, Belvedere, von der Predella des Mondseer Altars

Literatur

  • S. Florian: Der Meister von Mondsee. Dissertation. Universität Wien. Wien 1950.
  • Meister von Mondsee. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 37: Meister mit Notnamen und Monogrammisten. E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 233.
  • S. Krasa-Florian: Der Meister von Mondsee. In: Das Mondseeland als historische Landschaft und seine Zentren. Kloster und Markt. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Katalog zur Ausstellung im Stift Mondsee. Linz 1981, S. 139–148.
  • L. Schultes: Der Meister von Mondsee. Neue Beobachtungen zu einem bedeutenden Künstler des Spätmittelalters. In: Belvedere. Zeitschrift für bildende Kunst. Heft 1/2001, S. 4–12.
  • L. Schultes, B. Prokisch (Hrsg.): Gotik Schätze Oberösterreich. Katalog zu einem Ausstellungsprojekt des OÖ. Landesmuseums. Linz 2002, 275–277, Nr. 1/11/18-1/11/22.
  • Rollig, Stella, Pirker-Aurenhammer, Veronika (Hrsg.): Der Meister von Mondsee, Ausstellungskatalog, Wien : Belvedere, [2020], ISBN 978-3-903114-97-5
Commons: Meister von Mondsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1497 fand die Altarweihe statt
  2. Lothar Schultes: Anbetung der Könige, Meister vom Mondsee, Oberösterreichisches Landesmuseum
  3. Besitzverhältnisse nach Kindlers Malereilexikon, Stand 1982
  4. Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 4961
  5. Stefan Trinks: Antisemitismus in der Kunst: Einer blieb sauber. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. April 2020, S. 11 „Einer blieb sauber. Antisemitische Stereotype überwiegen in der Malerei des Mittelalters. Der Meister von Mondsee ist die Ausnahme von der Regel.“
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