Meister des Heiligenbluter Veronikaaltars
Als Meister des Heiligenbluter Veronikaaltars oder Maler des Heiligenbluter Veronikaaltars wird in der Kunstgeschichte der spätmittelalterliche Maler bezeichnet, der die Bilder zum Veronikaaltar in der Pfarrkirche Heiligenblut im Ort Heiligenblut in Kärnten in Österreich gemalt hat.
Der Meister kam wahrscheinlich aus Brixen und war in der Region um Kärnten wohl zwischen 1490 und 1530 tätig. Seine Bilder zum Veronikaaltar sind ein Beispiel eines Kunstwerkes aus der Region Kärnten, die sich in der Friedenszeit nach 1500 am Ende einer Periode von Türkeneinfällen in Kärnten, Bauernaufständen und dem Ungarnkrieg vor allem in Villach zu einem Zentrum der Tafelmalerei entwickelt hatte. Der Meister des Heiligenbluter Veronikaaltars hat in dieser Zeit der steigenden Nachfrage nach Flügelaltären wahrscheinlich noch an anderen Werken der Region mitgewirkt.
In geöffnetem Zustand zeigt der Veronikaaltar in Heiligenblut in der Mitte ein geschnitztes Hochrelief der heiligen Veronika mit dem Schweißtuch. Das Schnitzwerk stammt von einem anderen Künstler, wahrscheinlich wie damals oft üblich der Hauptauftragsnehmer, eine Bildschnitzer- und Schreinerwerkstatt, die Rahmen und Schrein des Altars zu gestalten hatte und den Maler der Flügel auf Rechnung als Subunternehmer anstellte.
Der Veronikaaltar in Heiligenblut wurde 1491 von dem Villacher Ehepaar Blasius und Apolonia Lazerin gestiftete, der Maler des Altars hat auf den Außenflügeln die Namenspatrone der Stifter dargestellt und im geschlossenen Zustand werden so der Heilige Blasius und die Heilige Apollonia gezeigt. Im Zwickel des Altars wird weiter ein großformatiges Bild der Heiligen Katharina von Alexandrien gezeigt. Die Malereien der Predella zeigen den Schmerzensmann umgeben von Maria und dem Apostel Johannes.
War der Altar an besonderen Feier- und Festtagen geöffnet, so zeigte er die Heilige Veronika in der Mitte, der rechts und links die ebenfalls geschnitzten Figuren der Heiligen Apostel Petrus und Paulus bei der Darstellung des Schweißtuches zur Seite stehen. Auf den das Schnitzwerk umgebenden Innenflügeln links hat der Meister des Heiligenbluter Veronikaaltars den Propheten Daniel mit Löwen und rechts Brictius, mit dessen Attribut drei Ähren, zu sehen, gemalt vor filigran verzierten goldenem Hintergrund. Alle Figuren sind wie zur Zeit der Entstehung des Altars üblich in der Kleidung der Mode der Zeit dargestellt. Die weltlichen Personen sind vor allem in der Mode des aufstrebenden Bürgertums Kärntens dargestellt und deuten auf das gestiegene Selbstbewusstsein dieser sozialen Schicht hin.
Wegen seiner Stifter ist für den Altar manchmal auch die Benennung als Lazarinischer Veronikaaltar zu finden. Der Altar steht heute auf der Orgelempore im linken Seitenschiff der Kirche in Heiligenblut und ist in der Regel in geöffnetem Zustand zu sehen.
Literatur
- Otto Demus: Die spätgotischen Altäre Kärntens. (Aus Forschung und Kunst, Geschichtsverein für Kärnten, Band 25). Geschichtsverein für Kärnten, Klagenfurt 1991, ISBN 3-85454-070-1.
- Sven Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert: historische und kunsthistorische Untersuchungen. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-47901-8.