Meister der Darmstädter Passion
Als Meister der Darmstädter Passion werden seit kürzerer Zeit zwei im mittleren Drittel des 15. Jahrhunderts am Mittelrhein tätige Maler bezeichnet, ein älterer und ein jüngerer Meister, die vielleicht eine Werkstatt in Trier führten.[1] Da die Namen unbekannt sind, werden sie aufgrund der älteren Annahme einer Person mit einem Notnamen benannt.
Wie Stefan Lochner in Köln war der ältere Meister einer der ersten Künstler im süddeutschen Raum, die durch die altniederländischen Maler aus Flandern beeinflusst wurden. Auf ihn gehen die namensgebenden Darmstädter Flügelbilder zurück. Er dürfte um 1455 verstorben sein.
Sein jüngerer Mitarbeiter entwickelte eine eigenständige Bildsprache mit unverwechselbarer Farbigkeit und bewegten Menschenmengen. Das Werk des Meisters der Darmstädter Passion ist auch besonders durch Darstellung vom Effekt des Lichtes und dessen Nutzung zur Intensivierung der Farben gekennzeichnet. Der Maler dürfte um 1480 verstorben sein.
Der Meister der Johannesvision war möglicherweise sein Schüler.
Werke
Darmstädter Flügelbilder, um 1450[2][3]:
- Linker Flügel außen: Die Verkündigung / Linker Flügel innen: Die Kreuztragung. Darmstadt, Hessisches Landesmuseum Inv. Nr. GK 8A
- Rechter Flügel außen: Die Geburt Christ / Rechter Flügel innen: Die Kreuzigung. Darmstadt, Hessisches Landesmuseum Inv. Nr. GK 8B
Bilder aus dem Zyklus der Wundertaten Christi von einem Altar aus dem ehemaligen Zisterziensernonnenkloster Baindt bei Ravensburg, dem so genannten Baindter Altar. um 1460[4][5]:
- Auferweckung des Jünglings zu Naim. München, Alte Pinakothek
- Christus heilt einen Blinden. Stuttgart, Staatsgalerie
- Christus verwandelt auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein. Stuttgart, Staatsgalerie
- Die Kommunion des Heiligen Onuphrius. Zürich, Kunsthaus Inv. Nr. 2347
- Die Begegnung an der Goldenen Pforte. Zürich, Kunsthaus Inv. Nr. 2324
- Die Heiligen Sebastian und Fabian. Zürich, Kunsthaus Inv. Nr. 2365
- Die Heiligen Dorothea und Katharina. Dijon, Musée des Beaux Art Inv. Nr. 1493
Orber Altar, um 1460–1470[6]:
- Der Kalvarienberg. ehemals Bad Orb, St. Martin (in der Weihnachtsnacht 1983 verbrannt)
- Linker Flügel außen: Thronende Maria mit dem Kinde / Linker Flügel innen: Die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Berlin, Gemäldegalerie (Staatliche Museen zu Berlin/SMPK), Inv. Nr. 1205
- Rechter Flügel außen: Die Heilige Dreieinigkeit (Der Gnadenstuhl) / Rechter Flügel innen: Die Verehrung des Heiligen Kreuzes. Berlin, Gemäldegalerie (Staatliche Museen zu Berlin/SMPK), Inv. Nr. 1206
Eberhardsklausener Flügelbilder. um 1470[7]
- Linker Flügen außen (unten): Die Geburt Christi / Linker Flügel innen (unten): Die Kreuztragung. Eberhardsklausen, Wallfahrtskirche
- Rechter Flügen außen (unten): Die Anbetung der Könige / Rechter Flügel innen (unten): Die Auferstehung Christi. Eberhardtsklausen, Wallfahrtskirche
Andere zugeschriebene Werke:
Literatur
- Bernd Brauksiepe, Anton Neugebauer: Künstlerlexikon. 250 Maler in Rheinland-Pfalz. 1450–1950. Druck-Service Lang und Verlag, Mainz-Hechtsheim 1986, S. 153.
- Bodo Brinkmann, Stephan Kemperdick: Deutsche Gemälde im Städel. 1300–1500 (= Kataloge der Gemälde im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main. Bd. 4). von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2920-2.
- Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. Der Meister der Darmstädter Passion. Zur Restaurierung der Berliner Altarflügel. Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz, Berlin 2000, ISBN 3-88609-054-X (Ausstellungskatalog).
- Hans M. Schmidt: Zum Meister der Darmstädter Passion. In: Kunst in Hessen und am Mittelrhein. Bd. 14, 1974, ISSN 0452-8514, S. 9–48.
- Alfred Stange: Der Kreuzaltar des Meisters der Darmstädter Passion. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen. Bd. 54, 1933, ISSN 0934-618X, S. 137–139.
- Michael Wolfson: Meister der Darmstädter Passion. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 710 (Digitalisat).
Weblinks
- Master of the Darmstadt Passion (Memento vom 31. März 2005 im Internet Archive), In: The Grove Dictionary of Art, Macmillan 2000, Auszug auf artnet.com, im Internet Archive auf archive.org, Stand: 31. März 2005, gesehen 3. Mai 2011 (englisch)
Einzelnachweise
- Zur Scheidung der beiden Malerpersönlichkeiten: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. Der Meister der Darmstädter Passion. Zur Restaurierung der Berliner Altarflügel. Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz, Berlin 2000
- Stephan Kemperdick: Das Oeuvre um die Berliner Tafeln. In: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. 2000, S. 13–36, hier S. 20 ff.
- Städel Museum: Bildnachweise „Niederlande und Deutschland: Ein Dialog im 15. Jahrhundert“. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen 31. August 2009 (PDF)
- Stefan Kemperdick: Das Oeuvre um die Berliner Tafeln. In: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. 2000, S. 13–36, hier S. 23 ff.
- siehe Esther Wipfler: „Corpus Christi“ in Liturgie und Kunst der Zisterzienser im Mittelalter (= Vita regularis. Bd. 19). Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-7307-2, S. 148 (Zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1997: „Corpus Christi“ in der Kunst der Zisterzienser.).
- Stefan Kemperdick: Das Oeuvre um die Berliner Tafeln. In: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. 2000, S. 13–36, hier S. 14 ff.
- Stefan Kemperdick: Das Oeuvre um die Berliner Tafeln. In: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. 2000, S. 13–36, hier S. 30 ff.
- Stefan Kemperdick: Das Oeuvre um die Berliner Tafeln. In: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kurlturbesitz (Hrsg.): Maler des Lichtes. 2000, S. 13–36, hier S. 29.