Maureen O’Sullivan (Schauspielerin)
Maureen Paula O’Sullivan (* 17. Mai 1911 in Boyle, Irland; † 23. Juni 1998 in Scottsdale, Arizona) war eine irisch-US-amerikanische Schauspielerin, die durch die Rolle der Jane in insgesamt sechs Tarzan-Filmen mit Johnny Weissmüller berühmt wurde.
Leben
Maureen O’Sullivan wurde in der irischen Stadt Boyle als Tochter eines Majors der britischen Armee geboren. Aus einer katholischen Familie stammend, absolvierte sie ihre Schulausbildung an Klosterschulen in London, Paris und Dublin. Am Convent of the Sacred Heart zählte auch die junge Vivien Leigh zu ihren Klassenkameradinnen. Schon früh wollte die gutaussehende O’Sullivan Schauspielerin werden. Mit 18 Jahren wurde sie während einer Pferdeshow[1] vom Hollywood-Regisseur Frank Borzage entdeckt, der gerade in Dublin den Film Song o’ My Heart drehte.[2] Borzage gab ihr eine größere Nebenrolle in Song o’ My Heart und nahm sie schließlich nach Hollywood mit. Sie drehte dort weitere Filme für 20th Century Fox, ehe sie sich mit dem Studio zerstritt. Nach ihrem Bruch mit Fox erhielt sie durch den Filmproduzenten Irving Thalberg einen Vertrag beim damals größten Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer.[3]
Thalberg betraute O’Sullivan im Jahr 1932 mit der Rolle der Urwaldschönheit Jane in den Tarzan-Filmen an der Seite von Schwimmerstar Johnny Weissmueller. Sie spielte diese Rolle in sechs Filmen von 1932 bis 1942. Ihre Darstellung der Jane definierte auch spätere Erscheinungen dieser Figur maßgeblich. Der erste Film Tarzan, der Affenmensch wurde ein Kassenschlager und die beiden Hauptdarsteller über Nacht berühmt. In den ersten beiden Filmen war sie sehr freizügig gekleidet,[3] doch mit Einführung des Hays Codes schritt die Zensurbehörde ein, sodass ihre Kleider fortan länger waren. Abseits der Tarzan-Filme war sie populär als Darstellerin von inguenen Rollen, etwa in der Krimikomödie Der dünne Mann (1934) neben William Powell und Myrna Loy sowie an der Seite der Marx Brothers in Ein Tag beim Rennen (1937). Mitte der 1930er Jahre versuchte sie sich auch als Charakterdarstellerin, so als Kitty in Anna Karenina mit Greta Garbo nach dem gleichnamigen Roman von Leo Tolstoi sowie in der aufwendigen Dickens-Literaturverfilmung David Copperfield. Obwohl sie insbesondere für ihre Darstellung der kindlich-unselbstständigen Dora Spenlow in David Copperfield exzellente Kritiken erhielt,[2] bekam sie nur wenige Angebote für ernsthafte Rollen. 1938 war O’Sullivan in der teilweise von F. Scott Fitzgerald verfassten, britischen Filmkomödie Der Lausbub aus Amerika neben Robert Taylor zu sehen. In Robert Z. Leonards Stolz und Vorurteil nach dem Roman von Jane Austen übernahm sie die Rolle der Jane Bennett.
Nach ihrem letzten Auftritt als Jane im Jahr 1942 zog sich O’Sullivan weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück. Sie widmete sich vor allem der Erziehung ihrer sieben Kinder, darunter die Schauspielerinnen Tisa und Mia Farrow. Bereits 1936 hatte sie den australischen Drehbuchautor und Filmregisseur John Farrow geheiratet. Nach John Farrows Tod im Jahr 1963 war sie später von 1983 bis zu ihrem Tod 1998 mit dem Geschäftsmann James Cushing verheiratet. Als Frank Sinatra in den 1960er Jahren Mia Farrow heiratete und so zeitweise O’Sullivans Schwiegersohn wurde, sagte diese über Sinatra, der nur vier Jahre jünger als sie selbst war: “At his age, he should marry me!” (deutsch: „In seinem Alter sollte er mich heiraten!“)[3]
Gelegentlich kehrte O’Sullivan wieder zur Schauspielerei zurück, so hatte sie unter der Regie ihres Ehemanns 1948 einen größeren Auftritt im Film Spiel mit dem Tode absolviert. Doch Ende der 1950er Jahre begann O’Sullivan wieder, ihre Schauspielkarriere großflächig fortzusetzen. Sie spielte in ganz Amerika in vielen Theaterproduktionen, unter anderem viele Male am Broadway.[4] Dort feierte sie 1962 einen großen Erfolg mit der Hauptrolle in der Komödie Never Too Late. Zusätzlich absolvierte sie immer wieder Auftritte in Film und Fernsehen. So verkörperte sie in Francis Ford Coppolas Peggy Sue hat geheiratet die Großmutter von Hauptdarstellerin Kathleen Turner. 1986 trat sie unter der Regie von Woody Allen, dem damaligen Lebenspartner ihrer Tochter Mia, in Hannah und ihre Schwestern auf, wo sie auch im Film die Mutter von Mia Farrow spielte. 1987 spielte sie eine der Hauptrollen in Allens Film September, er war mit dem Ergebnis so unzufrieden, dass er den Film mit anderen Darstellern erneut drehte. Nach der skandalträchtigen Trennung Allens von ihrer Tochter nannte O’Sullivan diesen öffentlich einen „verzweifelten und bösartigen Mann“.[5]
Ihre letzte Rolle übernahm O’Sullivan im Jahr 1994 als Mordopfer in einem Fernsehfilm der Serie Hart aber herzlich. Sie verstarb 1998 im Alter von 87 Jahren nach einer Herzoperation. Für ihr filmisches Wirken besitzt sie einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.[6]
Filmografie (Auswahl)
- 1930: Song o’ My Heart
- 1930: Just Imagine
- 1930: Princess and the Plumber
- 1931: A Connecticut Yankee
- 1932: Tarzan, der Affenmensch (Tarzan the Ape Man)
- 1932: Skyscraper Souls
- 1932: Okay, America!
- 1932: Zahlungsaufschub (Payment Deferred)
- 1933: The Cohens and Kelly in Trouble
- 1934: Tarzans Vergeltung (Tarzan and His Mate)
- 1934: Der dünne Mann (The Thin Man)
- 1934: Hide-Out
- 1934: The Barretts of Wimpole Street
- 1935: David Copperfield
- 1935: Kardinal Richelieu (Cardinal Richelieu)
- 1935: Woman Wanted
- 1935: Anna Karenina
- 1936: The Voice of Bugle Ann
- 1936: Die Teufelspuppe (The Devil-Doll)
- 1936: Tarzans Rache (Tarzan Escapes)
- 1937: Die Marx Brothers: Ein Tag beim Rennen (A Day at the Races)
- 1937: Finale in Sankt Petersburg (The Emperor’s Candlesticks)
- 1937: Der Arzt und die Frauen (Between Two Women)
- 1937: My Dear Miss Aldrich
- 1938: Der Lausbub aus Amerika (A Yank in Oxford)
- 1938: Hold That Kiss
- 1938: Schnelle Fäuste (The Crowd Roars)
- 1939: Laßt uns leben (Let Us Live!)
- 1939: Tarzan und sein Sohn (Tarzan Finds a Son!)
- 1940: Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice)
- 1941: Tarzans geheimer Schatz (Tarzan’s Secret Treasure)
- 1942: Tarzans Abenteuer in New York (Tarzan’s New York Adventure)
- 1948: Spiel mit dem Tode (The Big Clock)
- 1950: Where Danger Lives
- 1952: Bonzo Goes to College
- 1953: All meine Sehnsucht (All I Desire)
- 1957: Um Kopf und Kragen (The Tall T)
- 1958: Der Tod reitet mit (Wild Heritage)
- 1965: Das Baby und der Haustyrann (Never Too Late)
- 1976: Die großen Houdinis (The Great Houdinis) (Fernsehfilm)
- 1979: Mandy’s Grandmother (Kurzfilm)
- 1986: Hannah und ihre Schwestern (Hannah and Her Sisters)
- 1986: Peggy Sue hat geheiratet (Peggy Sue Got Married)
- 1987: Gestrandet (Stranded)
- 1988: Good Ole Boy: A Delta Boyhood
- 1992: Das Haus der Drachen (The Habitation of Dragons) (Fernsehfilm)
- 1994: Hart aber herzlich: Tod einer Freundin (Hart to Hart: Home Is Where the Hart Is) (Fernsehfilm)
Weblinks
- Maureen O’Sullivan in der Internet Movie Database (englisch)
- Maureen O’Sullivan in der Notable Names Database (englisch)
- Maureen O’Sullivan in Tarzans Vergeltung (deutsch)
- Maureen O’Sullivan. In: Virtual History (englisch)
Einzelnachweise
- Nachruf in: Der Spiegel, 27/1998.
- Nachruf in The New York Times.
- Nachruf in: The Independent.
- Maureen O’Sullivan in der Internet Broadway Database (englisch), abgerufen am 23. Februar 2021.
- Mia Farrow's Mother, Actress Maureen O’Sullivan, Blasts Woody Allen. Abgerufen am 10. September 2020.
- Maureen O’Sullivans Stern auf dem Hollywood Walk of Fame