Matra-Simca Bagheera

Der Matra-Simca Bagheera w​ar ein dreisitziges Sportcoupé d​es Automobilherstellers Matra Automobiles. Er w​urde als Nachfolger d​es Matra 530[1] v​on Simca u​nd Matra gemeinsam entwickelt (deswegen vermarktet a​ls Matra-Simca) u​nd zum 24-Stunden-Rennen i​n Le Mans a​m 9. Juni 1973 d​er Öffentlichkeit vorgestellt. Schon 1971 h​atte Matra m​it dem Laser e​ine 1,08 Meter hohe, keilförmige Studie Klappscheinwerfern, d​ie auf d​em 530 basierte, a​uf dem Genfer Auto Salon gezeigt.[2][3] Das flache Sportcoupé m​it drei Sitzen i​n einer Reihe, Klappscheinwerfern u​nd Mittelmotor w​urde mit d​er Antriebseinheit u​nd Vorderachse d​es Simca 1100 TI ausgerüstet. Die tragende Struktur d​es Wagens bestand weiterhin a​us einem Rohrrahmen m​it Kunststoffbeplankung. Das Modell w​urde nach d​em Panther Bagheera a​us Rudyard Kiplings Dschungelbuch benannt.[4]

Matra-Simca
Matra-Simca Bagheera (1973–1976)
Matra-Simca Bagheera (1973–1976)
Bagheera
Produktionszeitraum: 1973–1980
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: Ottomotoren:
1,3–1,4 Liter
(62–66 kW)
Länge: 3974–4010 mm
Breite: 1734–1737 mm
Höhe: 1175–1220 mm
Radstand: 2370 mm
Leergewicht: 980–1015 kg
Vorgängermodell Matra 530
Nachfolgemodell Talbot-Matra Murena
Heckansicht

Da PSA Peugeot Citroën d​ie europäischen Marken d​es US-amerikanischen Chrysler-Konzerns i​m Sommer 1978 aufgekauft hatte, w​urde das Modell a​b August 1979 d​urch den n​euen Eigentümer a​ls Talbot-Matra Bagheera weitervertrieben.

Im Sommer 1980 l​ief die Produktion d​es Bagheera n​ach etwa 47.802 Exemplaren aus. Auf d​em Pariser Salon w​urde im September desselben Jahres d​as Nachfolgemodell Talbot-Matra Murena vorgestellt.

Verarbeitungsmängel

Nachdem d​ie Zeitschrift ADAC Motorwelt i​m Mai 1975[5] e​inen Bagheera m​it der Verleihung d​es Negativpreises Silberne Zitrone a​ls „Neuwagen m​it den schlimmsten Mängeln a​b Werk“ ausgezeichnet h​atte und i​n der Folge e​ine „Interessengemeinschaft d​er Bagheera-Geschädigten“ gegründet worden war,[6][7] gewannen diverse Konstruktions- u​nd Verarbeitungsmängel d​es Modells d​ie Aufmerksamkeit e​iner breiten Öffentlichkeit. Dies h​atte bis z​ur Wahl d​es Simca 1307/1308 z​um „Europäischen Auto d​es Jahres“ i​m darauffolgenden Jahr z​u einem erheblichen Prestigeverlust u​nd Absatzeinbruch Chrysler-Simcas i​n Deutschland z​ur Folge,[6] prägte ebendort d​as Image d​es Bagheera a​ls Inbegriff d​es „Montagsautos“ jedoch nachhaltig.[7][1][8][9]

Modelle

Die Bauzeit d​es Bagheera unterteilt s​ich in z​wei Serien: Die e​rste Serie l​ief bis Mitte 1976[8] u​nd die zweite w​urde ab Herbst 1977[1] hergestellt. Der Bagheera w​urde fortlaufend weiterentwickelt u​nd so g​ibt es ungezählte v​om Baujahr abhängige Detailunterschiede.

Serie I (1973 bis 1976)

Armaturenbrett und Lenkrad (1973–1976)
  • Typ 1: einfache Ausstattung mit Stoffsitzen, ungetönten Scheiben, Stahlrädern, 1294 cm³ und 62 kW (84 PS).
  • Typ 2: gehobene Ausstattung mit aufwendigeren Stoffsitzen, getönten Scheiben, Aluminiumrädern, Uhr, 1294 cm³ und 62 kW.
  • S: Ausstattung mit Tweed-Stoffen, getönten Scheiben, Aluminiumrädern, Uhr, elektrischen Fensterhebern, Leselampe, optionalem Faltdach, 1442 cm³ und 66 kW (90 PS).
  • Courrèges: spezifische vom Modedesigner André Courrèges entworfene Ausstattung in mattweißer Lackierung, mit Kunstledersitzen, spezifischen Teppichen und anderen Details, 1294 cm³ und 62 kW (ab Sommer 1974) oder 1442 cm³ und 66 kW (ab Ende 1975)

Der a​uf der ersten Serie basierende Bagheera U8 m​it 2 Vierzylindermotoren i​n U-Form verblockt (Leistung: 118 kW/160 PS; Höchstgeschwindigkeit: 238 km/h) b​lieb nur e​in Prototyp.[10]

Serie II (1977 bis 1980)

Matra-Simca Bagheera (1977–1980)
  • N: einfache Ausstattung mit Schottenkaro-Stoffen, Stahlrädern, optionalem Faltdach, 1294 cm³, 62 kW (bis März 1978) oder 1442 cm³, 85 PS (Version N2 ab November 1979).
  • S: Ausstattung mit Tweed-Stoffen, getönten Scheiben, Aluminiumrädern, Uhr, elektrischen Fensterhebern, Leselampe, optionalem Faltdach, 1442 cm³ und 66 kW.
  • Courrèges: spezifische vom Modedesigner André Courrèges entworfene Version in mattweißer Lackierung, mit Kunstledersitzen, spezifischen Teppichen und anderen Details, 1442 cm³ und 66 kW.
  • X: luxuriöse Ausstattung mit Velourssitzen, Digitaluhr, Heckscheibenwischer, optionalem Faltdach, 1442 cm³ und 66 kW, löste ab März 1978 die Ausstattung Courrèges ab.
  • Jubilé: luxuriöse Ausstattung mit Velourssitzen, Analoguhr, serienmäßigem Faltdach, 1442 cm³ und 66 kW
Datenblatt Talbot-Matra Bagheera
Bagheera: Typ 1+2, N, Courrèges '75 N2, S, X, Courrèges, Jubilé
Motor: 4-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt), als Mittelmotor quer vor der Hinterachse
Hubraum: 1294 cm³1442 cm³
Bohrung × Hub: 76,7 × 70 mm76,7 × 78 mm
Leistung bei 1/min: 62 kW (84 PS) bei 6200
62 kW (84 PS) bei 6000 (ab Ende 1975)
66 kW (90 PS) bei 5800
63 kW (85 PS) bei 5800 (Version N2)
Max. Drehmoment bei 1/min: 105 Nm bei 4000
110 Nm bei 3200 (ab Ende 1975)
122 Nm bei 3000
123 Nm bei 3200 (Version N2)
Verdichtung: 9,8:1 bzw. 9,5:1 (ab Ende 1975)9,5:1
Gemischaufbereitung: 2× Fallstrom-Doppelvergaser Weber 36DCNF bzw. 1× Weber 36DCNVA (Version N2)
Ventilsteuerung: Hängende Ventile (seitliche Nockenwelle, Kette), Leichtmetall-Zylinderkopf
Kühlung: Wasserkühlung
Getriebe: 4-Gang-Getriebe
Hinterradantrieb, verschiedene Übersetzungen je nach Modell und Zielmarkt
Radaufhängung vorn: einzeln an doppelten Dreieckslenkern, Längstorsionsstabfedern, Stabilisator
Radaufhängung hinten: einzeln an parallelen Schwingen („Längslenkern“), Quertorsionsstabfedern, Stabilisator
Karosserie: Stahlblech-Chassis mit aufgeklebter/aufgenieteter GFK-Beplankung
Spurweite vorn/hinten: 1400/1460 mm
Radstand: 2370 mm
Länge: bis '76: 3974 mm; ab '76: 4010 mm
Breite: bis '76: 1734 mm; ab '76: 1737 mm
Höhe: bis '76: 1175 mm; ab '76: 1220 mm
Leergewicht: 980 kg1015 kg
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h185 km/h
0–100 km/h: 12 s12,5 s
Verbrauch (Liter/100 km): 8,2 S8,6 S
Preis: DM 17.834 (02/79)
Courrèges: FF 40.540 (01/76)
DM 19.084 (S, 02/79)
DM 21.084 (X, 02/79)
Commons: Matra Simca Bagheera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Heiko Haupt: Knallgelbes Plastikmobil. Am 7. Juli 2004 auf autobild.de, abgerufen am 20. Februar 2019
  2. Matra Laser (1971). In: oldconceptcars.com. 7. Juli 2019, abgerufen am 7. Januar 2022 (englisch).
  3. Jürgen Pander: Matra Laser Michelotti: Ein Autoleben im Schatten. In: Der Spiegel. 2. Januar 2022, abgerufen am 7. Januar 2022.
  4. Siehe Eintrag in: Mike Lawrence: A to Z of sports cars, 1945–1990. Bay View Books Ltd, Bideford 1996, ISBN 1-870979-81-8.
  5. Bruno von Rotz: Liebe Oldtimer-Markt - gerne mal ein Hinweis …. Am 11. Januar 2019 auf zwischengas.com, abgerufen am 20. Februar 2019
  6. Blumen Im Rost. In: Der Spiegel. Band 1976, Nr. 7, 9. Februar 1976, ISSN 0038-7452, S. 42–44 (spiegel.de [abgerufen am 20. Februar 2019] PDF).
  7. Bruno von Rotz: Zitronen-Ernte - oder die Montags-Autos. Am 17. September 2014 auf zwischengas.com, abgerufen am 20. Februar 2019
  8. Knut Simon: Eins, zwei oder drei. Am 15. März 2011 auf autobild.de, abgerufen am 20. Februar 2019
  9. Stefan Anker: Hier steht der Zitronenpanther unter Artenschutz. Am 24. September 2018 auf welt.de, abgerufen am 20. Februar 2019
  10. Bruno von Rotz: Das doppelte Lottchen - Prototyp Matra-Simca Bagheera U8. Am 17. April 2014 auf zwischengas.com, abgerufen am 20. Februar 2019
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